12.
2017
Aus der Traum vom Final
Die Schweiz scheitert im Halbfinal gegen Finnland trotz starkem Kampf äusserst knapp. Mit 1:3 ging eine taktisch geprägte Partie verloren. Das so wichtige erste Tor fiel leider auf der falschen Seite.
Beide Teams starteten enorm fokussiert in die Partie. Die Finninen besassen zwar etwas mehr Spielanteile, aber die Schweizerinnen standen defensiv ohne Fehl und Tadel. Allen Spielerinnen war anzumerken, dass es nun um die Wurst geht. So war die Partie anders als gegen die Norwegerinnen enorm körperbetont - beide Teams bewiesen, dass sie neben den technischen Finessen auch das physische Spiel beherrschen. Bereits im ersten Drittel zeichnete sich ein Geduldsspiel ab, jeder Fehler könnte entscheidend sein. Da sowohl weder die Schweizerinnen noch die Finninen im ersten Drittel einen groben Bock schossen, hiess es nach 20 Minuten 0:0. Lara Heini hatte ihre Nomination bereits zu diesem Zeitpunkt mit einigen schönen Paraden gerechtfertigt.
Das berühmte erste Tor
In den zweiten Abschnitt starteten beide Seiten mit mehr offensivem Drang. Doch zwei starke Torhüterinnen verhinderten weiter den ersten Treffer der Partie. Nach der hektischen Startphase des Mitteldrittels verfielen dann beide Teams wieder in ihre taktischen Rollen. Die Schweizerinnen tauchten in der Folge zwar etwas häufiger vor dem finnischen Tor auf, vermochten aber ihre Gelegenheiten nicht zu nützen. Defensiv liess die Schweiz zu Spielhälfte etwas nach, was den Finninnen vermehrt erfolgreiche Querpässe in die gefährliche Zone erlaubte. Heini musste immer wieder rettend eingreifen und tat dies lange Zeit bravourös. Doch dann passierte es. In der 35. Minute fanden die Finninen eine Lücke in der Schweizer Abwehr - My Kippilä verwertete in typisch skandinavischer Manier mittels eines Direktschusses nach einem Querpass. Da konnte auch eine reaktionsschnelle Heini nichts mehr ausrichten. Somit war das so wichtige erste Tor auf der falschen Seite gefallen und die Schweiz musste einem Rückstand hinterherrennen. Diese Aufgabe erschwerte sich früh im dritten Drittel zusätzlich. denn Nina Rantala kam in der 45. Minute zentral vor dem Schweizer Tor zum Abschluss und erhöhte auf 2:0. Als in der 48. Minute dann noch Corin Rüttimann für ein taktisches Foul auf die Strafbank musste, sanken die Hoffnungen bei den Schweizer Fans auf den Tiefpunkt. Umso entschlossener feuerten sie aber die Schweizerinnen an. Und es schien zu wirken: Die Eidgenossinnen überstanden die Strafe schadlos und erhöhten den Druck auf das finnische Tor. Die Finninnen kamen dadurch vermehrt zu brandgefährlichen Kontern und verpassten das 3:0 und damit wohl eine Vorentscheidung mehrmals knapp.
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Risiko nicht belohnt
Die grosse Chance für die Schweizerinnen folgte dann in der 52. Minute. Eine Finninnin musste für einen Stockschlag auf die Strafbank. Und tatsächlich: Corin Rüttimann verkürzte nach etwas mehr als einer Minute Überzahl mit einem Handgelenkschuss, nachdem die Schweizerinnen Finnland geschickt immer enger eingeschnürt hatten. Die Spannung stieg durch dieses Tor sprunghaft an - ein mickriges Törchen fehlte zu einer Neulancierung der Partie. Doch die Zeit spielte gegen die Schweiz. Noch fünf Minuten, noch vier Minuten und schliesslich noch drei. Die Schweiz agierte zu diesem Zeitpunkt mit bereits mit viel Risiko, sodass Finnland zu mehreren hochkarätigen Konterchancen kam. Heini parierte allerdings alle Versuche der Finninnen. Zwei Minuten vor Schluss dann das Timeout von Rolf Kern. Eine Minute vor Schluss verliess Heini den Kasten. Dann Schockstarre: Marti muss für ein zumindest fragwürdiges Hands auf die Strafbank. Die Schweiz riskierte in Unterzahl logischerweise alles, lief in einen Konter und Stella konnte die Finnin nur noch mit einem taktischen Foul stoppen. Die korrekte Entscheidung der Schiedsrichter: Penalty. Diesen verwertete Kippilä ohne Probleme zum 3:1 Endstand.
Wenig Verarbeitungszeit
Die Schweizerinnen waren heute nahe dran und hatten eine reelle Chance auf den Finaleinzug. Darum schmeckt die Niederlage umso bitterer. Das erste Tor war in diesem taktischen Schlagabtausch enorm wichtig. Umso mehr, da die Finninnen danach clever spielten und es den Schweizerinnen enorm schwer machten, zu wirklich gefährlichen Abschlüssen zu kommen. Nun haben die Eidgenossinnen die schwierige Aufgabe, diesen Match sofort zu vergessen und morgen um 14.15 für Spiel um Platz drei gegen Tschechien oder Schweden wieder bereit zu sein für Höchstleistungen.
Finnland - Schweiz 3:1 (0:0,1:0,2:1)
Arena O. Nepelu, Bratislava (SVK), 1313 Zuschauer, SR Andersson/Dufvenberg (SWE)
Tore: 35. Kippilä (V. Kauppi) 1:0. 45. Rantala (Kallio) 2:0. 53. Rüttimann (Ulber) 2:1. 20. Kippilä (Penalty) 3:1.
Strafen: 1x2 Minuten gegen Finnland, 3x2 Minuten gegen die Schweiz
Finnland: Siltanen; Kallio, Sipiläinen; Karjalainen, Kippilä; E. Kujala, Kauppila; Eskelinen, Nieminen; Rantala, Ella Alanko, Eliisa Alanko; V. Kauppi, Wickman, O. Kauppi; Luomaniemi, K. Kujala; Saario
Schweiz: Heini; Marti, Reinhard; Mischler, Stella; Liechti; Ulber, Rüttimann, Wiki; Gerig, Rossier, Scheidegger; Zwinggi, Gämperli, Spichiger.
Bemerkungen: Tiltu Siltanen (FIN) und Lara Heini (SUI) als beste Spielerinnen ausgezeichnet.