12.
2015
Corin Rüttimann, die junge Leaderin
Mit der Schweizer Unihockey-Nationalmannschaft will Corin Rüttimann wieder in den WM-Final. Gestern hiess die Hürde Lettland, morgen Schweden. «Eine Überraschung ist möglich», sagt die in Schweden spielende Churerin.
Vor sechs Jahren ging Corin Rüttimanns Stern am Unihockey-Himmel auf. Als «Küken» verblüfte die damals 17-Jährige die Weltelite. Im WM-Final gegen Schweden brachte die Churerin mit dem 2:5 (37.) die Spannung zurück, am Schluss gewannen die Nordländerinnen trotzdem 6:2. Wer sich damals im verschneiten Västeras bis zum abgelegenen Schweizer Teamhotel für ein Interview mit dem Jungstar durchkämpfte, dem wurde aber auch mal kurzerhand beschieden, «die Corin steht nun doch nicht zur Verfügung».
Die Hoffnung lebt
Heute muss Corin Rüttimann nicht mehr vor der Presse geschützt werden. Aus dem «Küken» ist eine selbstbewusste junge Dame geworden, die weiss was sie will. Weltmeisterin werden zum Beispiel. «Es wird schwer, aber es ist nicht unmöglich», schätzt sie die Situation ein. Denn die Hürde im Halbfinal ist mit Schweden sehr gross. Seit zehn Jahren gewann die Schweiz nicht mehr gegen den sechsfachen Weltmeister. Zuletzt demonstrierte dieser im montäglichen WM-Gruppenspiel gegen Tschechien beim 17:2 seine Übermacht. Zum Vergleich: Die Schweizerinnen erkämpften sich vor zwei Jahren gegen Tschechien in der Verlängerung die Bronzemedaille.
«Ja», gibt auch Rüttimann zu, «ich war ein wenig geschockt von diesem Resultat». Trotzdem glaube sie daran die Schwedinnen zu bezwingen, «mit etwas Glück ist alles möglich». Hoffnung verleiht die Testpartie im Frühling, als Schweden nur 4:2 gewann und sich auf eine starke Torhüterin verlassen musste. Und auch das WM-Gruppenspiel gegen Finnland, wo die Schweizerinnen zwar 4:6 verloren, aber mit einer starken Leistung bei der Weltnummer 2 in deren «Wohnzimmer» überraschten. Ebenso hebt Rüttimann - trotz nur 23 Jahren mit vier WM-Teilnahmen die Erfahrenste im Kader - den tollen Teamgeist und die weiter verbesserte Vorbereitung im Sommer hervor. Jeden Monat trafen sich die Nationalspielerinnen zu Trainingscamps.
Zukunft offen
Niederlagen nervten Corin Rüttimann schon zu ihrer Zeit bei Piranha Chur. Seit drei Jahren spielt die mittlerweile 23-Jährige aber auf der schwedischen Insel Gotland bei Endre. Dort gehört sie neben der schwedischen Nationalspielerin Anna Jakobsson zu den Besten des Teams. Zweimal schied Endre im Playoff-Viertelfinal aus, nun soll endlich der Vorstoss in den Halbfinal Tatsache werden. Bis Ende Dezember will sich Rüttimann entscheiden, ob sie auf Gotland bleiben oder etwas Neues wagen will. Eine Rückkehr in die Schweiz («Wo, würde vom Job abhängen») oder ein Wechsel innerhalb Schwedens wären die Alternativen.
Auf Gotland hat Rüttimann den Status eines Halbprofis. Die Arbeit bei einem Hauptsponsor, wo sie Autoembleme kontrollieren muss, dient mehr zur Abwechslung. Teilweise am Morgen vor der Arbeit von halb sieben bis acht Uhr treffen sich die Spielerinnen zum Training. «Im Winter ist es halt etwas öd, aber im Sommer ist die Insel wunderschön», schwärmt Rüttimann. Trotzdem verbrachte sie den ganzen letzten Juli bei der Familie in Chur. Aber vorerst steht jetzt sowieso die WM im finnischen Tampere im Mittelpunkt. Vor dem morgigen Halbfinal hat sie schon acht Treffer in vier Partien erzielt. Hoffentlich kommen noch ein paar hinzu.
Zeitungsbericht «Die Südostschweiz»