11.
2011
Das Heidi-Märchen 2.0
Seit vielen Jahren ist Heidi Jud ein sicherer Wert im Tor der Floorball Riders. Aktuell ist die 27-jährige sogar die dienstälteste SML-Torhüterin. Ein Thema für die Nationalmannschaft war Jud aber bislang nie. Einerseits stand sie immer im Schatten von Weltmeisterin Laura Tomatis, andererseits verunmöglichte ihr Job als Polizistin einen geregelten Trainingsbesuch. „Teilweise ging ich direkt nach Heimspielen an die Arbeit", schaut Jud zurück. Bei Spezialeinsätzen wie beim World Economic Forum (WEF) war sie auch schon mal zwei Wochen weg.
Langsam Fahrt aufgenommen
Im letzten Jahr schien Heidi Juds Karriere vorzeitig zu Ende. Die Schwangerschaft von Söhnchen Andrin erlaubte Einsätze bei den Riders nur bis Ende Januar. Im Sommer nahm Jud das Training wieder auf und reduzierte als Mutter ihr Arbeitspensum auf 40 Prozent. Plötzlich war mehr Zeit auch für Unihockey vorhanden. Das fiel auch Nationaltrainer Felix Coray auf. „Am Vorbereitungsturnier in Spiez sagte er mir sehr überraschend, dass ich im WM-Vorbereitungskader sei", erzählt die junge Mutter. So nahm die Nationalmannschaftskarriere von Heidi Jud langsam Fahrt auf. Während der Trainingswoche in Filzbach kristallisierte sich heraus, dass die 1.77 Meter grosse Jud die neue Nummer 1 sein könnte. Die gute Form spielte sie auch an der EuroFloorball Tour (EFT) in Helsinki beim 3:1-Sieg gegen Finnland aus.
Starke Vorstellung in Finnland
„Ich war überhaupt nicht nervös, einzig beim Abspielen der Nationalhymne stieg der Puls etwas in die Höhe", blickt sie lachend zurück. An der Hüterin mit den Gardemassen bissen sich die Finninnen die Zähne aus. Der Auftritt überzeugte auch die Nationaltrainer. „Bereits nach dem EFT erhielt ich die Mitteilung, dass ich an der Weltmeisterschaft dabei bin", sagt Jud. Die Vorfreude sei gross, erzählt sie weiter, „doch ganz ehrlich, bis jetzt stand die Meisterschaft noch im Vordergrund", so die gebürtige Uznacherin. Bereits organisiert ist der Hütedienst für den Sohnemann. Ebenso gab es diverse Gratulationen zur Nomination. „Es ist eine riesige Ehre für die Schweiz zu spielen, ich freue mich sehr darauf", lässt sich Jud entlocken.
„Keinen Druck"
Ihr persönliches Erfolgsrezept in der Vorbereitung war ein Einfaches. „Ich hatte keinen Druck, nach der Pause im letzten Jahr war ich eigentlich schon weg, da konnte ich jetzt gar nicht verlieren", sagt sie nüchtern. So lässt sie die WM mit der ihr eigenen Ruhe auf sich zukommen. Einzig der Gedanke, dass einige „spezielle" Zuschauer auftauchen könnten, lässt sie etwas nervös werden. Jud arbeitet bei der St. Galler Stadtpolizei und manch einer der Kollegen hat seinen Besuch im Athletik-Zentrum angekündet. Trotzdem könnte die Torhüterin zu einer der wichtigsten Schweizer Spielerinnen werden. Es wäre der Höhepunkt in einem Torhütermärchen der anderen Art.