12.
2013
Interview mit Sascha Brendler
Am Tag X vor Publikum fehlerfrei die Performance abrufen - das müssen sowohl Sportler als auch Musiker. Der Vergleich mit einem Orchester hat die Damen-Nati in den letzen Monaten begleitet. Cheftrainer Sascha Brendler gibt im Interview Einblick in das Motto und äussert sich generell zur am Samstag beginnenden WM.
Sascha Brendler, die WM steht vor der Tür. Ist das Team bereit?
Sascha Brendler: Zumindest haben wir alles unternommen um bereit zu sein. Von daher gehe ich davon aus, dass wir es auch sein werden. Ich gehe übrigens auch davon aus, dass die anderen Teams bereit sind. Ansonsten hätte man etwas falsch gemacht.
Was ist das Ziel?
Wir wollen das Spiel, welches wir am zweiten WM-Sonntag spielen, gewinnen. Welches das sein wird, wird sich zeigen.
Vor zwei Jahren gab es an der Heim-WM in St. Gallen mit dem 4. Platz eine herbe Enttäuschung. Was hat sich seither verändert - ausser dass du jetzt das Ruder in der Hand hast?
Die Frage ist für mich schwierig zu beantworten. Es wäre besser, sie Spielerinnen zu stellen, die seinerzeit noch dabei waren. Fakt ist, dass wir eine andere Form der Kommunikation und auch der Nomination gewählt haben - und dass wir über eine längere Zeit versucht haben, die Spielerinnen zu berücksichtigen, welche bereit sind den eingeschlagenen Weg mitzugehen.
Das Kader umfasst gleich neun WM-Debütantinnen. Sind diese dem Druck gewachsen?
Ja.
Die WM wird dieses Jahr in einem neuen Modus gespielt. Was hältst du davon?
Ich bin ein Befürworter dieses Modus. In einer Sportart, in welcher die Unterschiede so gross sind wie im Unihockey, macht es keinen Sinn eine WM zu spielen, wo es dann am Finalweekend heisst „friss oder stirb". Für uns als Nation, welche auf dem Papier um Platz 3 und 4 spielt, ist es sowieso besser schon zu Beginn mit guten Gegnern konfrontiert zu werden. So ist man gleich im Rhythmus.
Die Schweiz trifft in der Gruppenphase auf Tschechien. Bist du froh, dass es „nur" der Gastgeber aus den Big 4 ist oder hättest du Schweden oder Finnland als Gegner bevorzugt?
Ich hätte in der Gruppe lieber gegen Schweden gespielt. Da weiss man gleich am ersten Wochenende, wo man steht, und man kann sich auf ein allfälliges zweites Spiel gegen die Topnation besser vorbereiten. Als zweites wäre mein Wunsch Finnland gewesen und nun ist es Tschechien geworden. Um die Frage somit zu beantworten: Nein, ich bin nicht froh.
Wie schätzst du die weiteren Gruppengegner, Norwegen und Lettland, ein?
Gegen Norwegen hatten wir am Polish Cup grosse Mühe und gewannen glücklich mit 2:1. Sie haben mit Charlotte Holt eine aussergewöhnlich gute Torhüterin. Es wird also kein einfaches Unterfangen und wir werden das Team unter keinen Umständen unterschätzen. Die Lettinnen sind eher schwierig einzuschätzen, weil wir nie gegen sie spielen konnten. Ich habe ihre Länderspiele gegen Deutschland auf DVD gesehen und auch hier werden wir vorbereitet sein.
Du hast mit deinem Team eine unmittelbare WM-Vorbereitung der besonderen Art absolviert. Mit dem Bus ging es die letzten Tage durch Österreich, mit Boxenstopps an symbolträchtigen Orten. Wie kam es dazu? Und was war der Zweck der Sache?
Unser Motto ist „Orchester". Wir haben nun seit zwölf Monaten versucht, das Team so vorzubereiten wie Musiker, die an einem bestimmten Tag ein grosses Konzert spielen - mit einem klassischen Orchester, in welchem 80 bis 100 Musiker auf die Minute X ohne Fehler vor viel Publikum ihre Performance abrufen müssen. Wir hatten Abende an der Hochschule der Künste in Zürich, wo wir in dieses Thema eingeführt wurden und mein Co-Trainer Thomas Wetter, welcher selber Berufsmusiker ist, konnte uns stark unterstützen. Wir haben uns dann entschieden mit dem Bus nach Brno/Ostrava zu reisen, um in der Woche vor der WM unterwegs verschiedene Orte zu besuchen. So haben sich die Bergisel-Schanze in Innsbruck (Skispringen), die Hahnenkamm-Abfahrt (Ski Alpin) sowie der Besuch eines Beethoven-Konzertes in Wien ergeben. An den ersten beiden Stationen ging es darum, etwas aus anderen Sportarten mitzunehmen und zwar von Orten, die jeder kennt. Es ist eindrücklich, wenn man diese auch mal besucht und ein paar Informationen dazu kriegt. Und Wien mit dem Konzert war der Abschluss unserer Motto-Reise. Wir erhoffen uns, dass nun jede Spielerin weiss, wovon wir in den letzten zwölf Monaten jeweils gesprochen haben. Und dass jede für sich herausfindet, welchen Part sie in unserem Orchester spielt.