02.
2013
Ohne Anderegg gegen Tschechien
Die neu formierte Schweizer Frauen- Nationalauswahl wird am Wochenende in Yverdon-les-Bains zweimal gegen Tschechien testen. Vier Debütantinnen sind dabei. SML-Topskorerin Mirca Anderegg aber nicht.
Etwas mehr als ein Jahr ist es her, als die Schweizer Frauen-Nationalmannschaft die historische Niederlage im Bronzespiel der Heim-Weltmeisterschaft gegen Tschechien hinnehmen musste. Ein Wendepunkt im Schweizer Frauen-Unihockey. Der einstige Weltmeistertrainer Felix Coray musste gehen. Mit Sascha Brendler kam ein Nationaltrainer ans Ruder, der vorher nur bei den Männern tätig war.
Der ehemalige Männer-Naticoach der Schweiz und Tschechiens krempelte das Team gewollt und ungewollt um. Einige langjährige Natispielerinnen gaben ihren Rücktritt bekannt, andere wollten «das Mehr», wie es Brendler im Printmagazin von «unihockey.ch» erklärte, nicht mitmachen. Brendler wörtlich: «Ich verlange von Nati-Spielerinnen, dass sie mehr machen als bisher, auch über die Vereinstrainings hinaus». Spielerinnen nachlaufen will Brendler nicht, «wer eine Tür geschlossen hat, muss sie selber wieder öffnen.»
Vier Debütantinnen
Die «neue» Schweizer Auswahl bestand ihre Feuerprobe im November in Zürich bedingt. Gegen Weltmeister Schweden - derzeit allen anderen Nationen weit voraus - gabs die nicht unerwartete Niederlage (2:9), gegen Finnland kämpften die Schweizerinnen nach einem schwachen Start erfolglos (0:4). Dafür kehrten sie mit viel Willen die Partie gegen Tschechen (3:2). Ein Erfolg, den Brendler sehr freute. «Wir müssen die Tschechinnen oft schlagen, dass es an der kommenden WM gar kein Thema ist, wer als Favorit antritt», so der Nationaltrainer. Im Dezember findet in Tschechien die nächste Frauen-Weltmeisterschaft statt.
Aus diesem Grund tritt die Schweizer Equipe am Samstag (15 Uhr) und am Sonntag (12 Uhr) jeweils gegen die tschechische Auswahl an. Speziell ist dabei der Austragungsort: Erstmals werden in der Romandie, genauer gesagt Yverdon-les-Bains, Länderspiele ausgetragen. Zu ihrem Natidebüt werden Regula Seiler (Höfen), Claudia Bachmann (Zug United), Sarah Altwegg (Riders Dürnten) und Karin Güttinger (Dietlikon) kommen. Zurück nach der Babypause ist Andrea Kern-Hofstetter (Red Ants Winterthur). Absagen mussten Sascha Brendler aber die verletzten Corin Rüttimann (Piranha Chur), Laura Marendaz (Bern Capitals) und Janine Wüthrich (Dietlikon).
Keine Motivation bei Anderegg
Anders liegt der Fall bei Mirca Anderegg. Die aktuelle SML-Topskorerin wäre fit, die Lust für die Schweizer Nati aufzulaufen, ist derzeit aber sehr gering. «Ich habe keine Lust auf Larifari. Die Trainings bei Piranha sind auf einem höheren Niveau als bei den Nati-Zusammenzügen», sagt die 106-fache Internationale deutlich. Auch das Aufgebot stösst Anderegg sauer auf. «Sascha Brendler hat einen schweren Job, aber es fehlen mir einige Namen. Derzeit ist die Nati wohl nicht sehr attraktiv», vermutet sie.
Mit Sascha Brendler stand sie in Kontakt. Derzeit liegt der Ball bei Anderegg. «Wir haben abgemacht, dass ich mich melde, wenn ich wieder motiviert bin. Derzeit sieht es aber eher nach Rücktritt aus der Nati aus», sagt der Piranha-Captain. Wenig Freude hat Anderegg auch am Verhalten des Schweizer Verbandes. «Die Männer reisen zur WM-Vorbereitung nach Dubai, wir Frauen müssen aber die Zugbillette nach Yverdon selber bezahlen», ärgert sie sich. «Es scheint sich niemand fürs Frauen-Unihockey zu interessieren. Die Verantwortlichen müssen sich dringend etwas überlegen. Derzeit besteht die Gefahr, dass die Schweiz nur mit einer B-Nati zur WM fährt.»