03.
05.
2018
Nati Frauen U19 | Autor: Güngerich Etienne

Das Toreschiessen zu spät entdeckt

Die Schweiz unterliegt im zweiten Gruppenspiel in St. Gallen Finnland mit 4:5. Nachdem die Partie neun Minuten vor Schluss bereits entschieden schien, avancierte sie in den Schlussminuten doch noch zum Krimi. Um den Halbfinal zu erreichen, braucht das Schweizer Team Morgen gegen Polen einen Sieg.

Das Toreschiessen zu spät entdeckt Andrea Wildermuth beschäftigte Finnland immer wieder mit ihrem gefährlichen Abschluss. (Bild: Dieter Meierhans)

Für die zweite Partie der Heim-WM nahm der Schweizer Headcoach Aldo Casanova in der Aufstellung eine Änderung vor. Die Zugerin Annique Meyer rutschte anstelle von Malea Brunner als Centerin in die zweite Linie. Ansonsten vertraute Casanova den gleichen 15 Spielerinnen wie am Vortag gegen die Slowakei. Auch auf der Torhüterposition setzte der Schweizer Übungsleiter auf Bewährtes, was angesichts der tadellosen Leistung von Ladina Töndury nicht erstaunte.

Taktisch neutralisiert
Nach dem Startspiel gegen die Slowakei erwähnten etliche Schweizerinnen, dass sie Mühe hatten, mit der aufgekommenen Nervosität umzugehen. Gegen Finnland (2. der Weltrangliste) starteten sie wesentlich ruhiger und sicherer als noch am Vorabend gegen den Weltranglistensiebten. Auch durch Jenni Torkkis 1:0 liessen sie sich nicht aus der Ruhe bringen und hielten an ihrem Spielplan fest. Dies wurde mit dem Ausgleich in der 14. Minute belohnt. Die dritte Schweizer Formation düpierte den Gegner mit einer klugen Eckfreistossvariante. Trotz ansprechender Leistung im ersten Abschnitt musste die Schweiz mit einem Rückstand in die erste Pause, weil Jonna Virkkunen 32 Sekunden vor der Pausensirene zum 2:1 traf.

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Das Schweizer-Team agierte nicht so hoch wie noch im ersten Gruppenspiel, zog sich in ihrem 1:2:2-System etwas zurück und agierte damit taktisch in etwa gleich wie Finnland. So kam es, dass sich die beiden Teams im Mitteldrittel weitgehend neutralisierten. Bis auf einen finnischen Pfostenschuss blieben Höhepunkte Mangelware. Es bahnte sich wie schon gegen die Slowakei ein torloses Drittel an. Anniina Levalampi brach den Bann in der 34. Minute und konnte Finnland erstmals mit zwei Toren in Führung bringen. Nicole Capatt antwortete 38 Sekunden später mit dem 2:3-Anschlusstreffer - eine weitere Parallele zum Vortag, als die Bündnerin nach Belicovas Ausgleich die Führung wiederherstellen konnte.

Hoffnung mit sechstem Feldspieler
Die Angelegenheit wurde danach zäh, Torchancen waren auf beiden Seiten vorhanden. Finnland zeigte sich jedoch abgebrühter - hatte man zumindest das Gefühl. Als Hautojärvi und Rastas innerhalb von 23 Sekunden auf 5:2 erhöhten, schien die Partie entschieden zu sein. Doch die Schweizer gaben nicht auf, von Casanova kamen die entsprechenden Inputs. Die besten Leute forcieren, Time-Out, den Torhüter fünf Minuten vor Schluss durch einen sechsten Feldspieler ersetzen. Das schien den jungen Schweizerinnen nochmals Auftrieb zu geben. Erst Recht, als Carola Kuhn zwei Minuten vor Schluss der dritte Schweizer Treffer gelang. Capatt konnte wenig später nach einem tollen Zuspiel von Andrea Wildermuth erneut einnetzen. 53 Sekunden blieben noch auf der Uhr. Die Schweiz rannte an. Doch es reichte nicht mehr zum Ausgleich, Elsi Kangasharju parierte den letzten Schuss von Deborah Frei mirakulös.

Immerhin: in den letzten Minuten hat die Schweiz das Toreschiessen wiederentdeckt. Finnland konnte man im 6-gegen-5-Spiel enorm unter Druck setzen. Das kann für die morgige Partie Selbstvertrauen geben. Dort braucht die Schweiz gegen Polen unbedingt einen Sieg, um in den Halbfinal einzuziehen.


 

Schweiz - Finnland 4:5 (1:2; 1:1; 2:2)
Athletik Zentrum, St. Gallen. 927 Zuschauer. SR: Bin Lin/Teo (SIN).
Tore: 7. Torkki (Ranta) 0:1, 14. Kuhn (Bichsel) 1:1, 20. (19:28) Virkkunen (Selinummi) 1:2, 34. (33:39) Levalampi (Torkki) 1:3, 35. (34:17) Capatt (Wildermuth) 2:3, 51. (50:43) Hautojärvi (Sotala) 2:4, 52. (51:06) Rastas (Järvinen) 2:5, 59. (58:08) Kuhn (Rensch/Schweiz ohne Torhüter) 3:5, 60. (59:07) Capatt (Wildermuth/Schweiz ohne Torhüter) 4:5.
Strafen: keine.
Schweiz: Töndury; Rensch, Cotti; Brunn, Wüthrich; Eggel, Danuser; Capatt, Wildermuth, Wenger; Frei, Meyer, Bergmann; Bichsel, Rieder, Kuhn.
Finnland: Kangasharju; Ranta, Levalampi; Gronroos, Lindström; Sotala, Järvinen; Torkki, Saarikoski, Paajanen; Latvala, Virkkunen, Selinummi; Rastas, Kylmaluoma, Taivaloja.

Interview mit Nicole Capatt

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