07.
2022
Ab nach Alabama
Die Schweizer Unihockey-Nati der Männer misst sich vier Monate vor der Heim-WM mit den Besten der Welt und fliegt dafür weit. Die World Games stehen auf dem Programm.
Eigentlich wären die Unihockeyaner gerne längst olympisch. Da dies weiterhin auf sich warten lässt, nimmt das Nationalteam der Männer vom 8. bis 12. Juli an den World Games teil. Dieser grosse Multisportevent der nichtolympischen Sportarten (von Aikido über Bowling bis Seilziehen oder Rugby) mit rund 3600 Athletinnen und Athleten findet in Birmingham (Alabama, USA) statt. Vor der kommenden Heim-WM in Zürich und Winterthur im November eine wichtige Standortbestimmung, wie HCR-Verteidiger Nils Conrad sagt. „Der Stellenwert der WM ist natürlich höher, aber ich freue mich sehr auf den Event in den USA. Auch auf das Format bin ich gespannt", so der 27-Jährige.
Anders als gewohnt werden die Partien in Birmingham nur 3x15 Minuten dauern. „Fünf Minuten weniger pro Drittel machen schon etwas aus, vor allem wenn es darum geht, einen Rückstand aufzuholen", so der Routinier. Nationaltrainer David Jansson präzisiert: "Einen Plan B zu haben wird wichtiger, da man den allenfalls früher einsetzen muss."
Kleineres Kader
Der kürzeren Spielzeit entsprechend ist auch das Kader kleiner als üblich, nur 12 statt 18 Feldspieler sind erlaubt. Während sich David Jansson also einschränken musste, können es die aufgebotenen Spieler als Vertrauensbeweis sehen. „So kurz vor der WM zu den zwölf nominierten Spielern zu gehören, gibt allen ein gutes Gefühl", sagt Conrad. Die Spiele seien auch wichtig, da während der Coronapandemie nur wenige Länderspiele stattfinden konnten. „An der WM in Helsinki haben wir schon gemerkt, dass uns eine Spiele gefehlt haben", blickt der Verteidiger zurück. Die World Games bieten somit die Gelegenheit, einige Dinge einzustudieren. Seinen neuen HCR-Teamkollegen Nicola Bischofberger näher kennenzulernen, etwa als Zimmerkollegen, sei hingegen nicht nötig. „Bischi trainiert ja schon seit einigen Wochen beim HCR und ich kenne ihn seit U17-Zeiten - ich gehe davon aus, dass ich das Zimmer wie üblich mit Tobias Heller teilen werde", sagt er schmunzelnd.
Zwei Debütanten
In der Verteidigung spielte Conrad in der Nati zuletzt aber nicht etwa mit HCR-Kollege Bischofberger oder Zimmerkollege Heller, sondern mit Jan Bürki. Luca Graf rundet die Liste der nominell fünf Verteidiger in Birmingham ab - keine Experimente also auf dieser Position. Für die WM kämen noch Christoph Camenisch, Kevin Berry, Jan Ziehli, Yann Ruh sowie die polyvalent einsetzbaren Dan Hartmann, Stefan Hutzli oder Christoph Meier in Frage.
Dafür ist auf der USA-Reise nur ein "gelernter" Center mit dabei. Auf den Flügelpositionen neben Tim Braillard dürfte neben Paolo Riedi auch einmal dessen GC-Teamkollege Noël Seiler zum Einsatz kommen. Er ist einer von zwei Länderspiel-Debütanten. Der Spätzünder erhielt tatsächlich nie ein Aufgebot für U19-Länderspiele, kommt dafür nun einen Monat vor seinem 21. Geburtstag zur Premiere mit der A-Nati. Seiler ist neben Patrick Mendelin der einzige Rechtsausleger im Team - weitere aussichtsreiche Kandidaten wie Pascal Michel, Claudio Schmid oder Claudio Laely fielen unter anderem auch dem knappen Kontingent zum Opfer. Übrigens: Mit Torhüter Christoph Reich schaffte es ein weiterer Debütant ins Kader. Er rückte für den verletzten Patrick Eder nach und darf seine ersten Länderspiele (abgesehen von der Studenten-WM 2016) bestreiten.
Schliesslich darf man gespannt sein, ob Manuel Maurer und Michael Schiess wieder so gut harmonieren, wie zuletzt in der Gruppenphase in Helsinki - und wer als zweiter Center aufläuft. Wir tippen auf Jan Zaugg, der an der WM 2018 in Prag auch schon Einsätze als Center hatte. Auch eine Sturmlinie Zaugg-Mendelin-Maurer könnte man sich gut vorstellen.
Hohe Ziele
In der Gruppenphase treffen die Schweizer auf Weltmeister Schweden sowie die Aussenseiter Lettland und Thailand, ehe es im Halbfinal gegen Finnland oder Tschechien um den Finaleinzug gehen wird. „Wir haben keine Probleme damit, hohe Ziele zu benennen - klar wollen wir das Turnier gewinnen", blickt Conrad voraus. Dass die Schweizer den Event an ungewohnter Stelle ernst nehmen, beweist die Anreise drei Tage vor der ersten Partie, um sich akklimatisieren zu können - gestern Dienstag flog das Team mit Zwischenhalt in Philadelphia ab. „Was Birmingham - abgesehen von hohen Temperaturen über 30 Grad - zu bieten hat, weiss ich ehrlich gesagt noch nicht", sagt Conrad. „Ich hoffe auf eine kühle Halle, damit unsere Stöcke nicht schmelzen und dass wir nach unseren Spielen auch etwas von den anderen Sportarten mitbekommen. Lacrosse zum Beispiel würde ich gerne mal sehen."
Spielplan der Schweizer an den World Games
Freitag, 8. Juli
22.30 Uhr (Schweizer Zeit)/15.30 Uhr (Ortszeit): Schweiz - Thailand
Samstag, 9. Juli
22.30 Uhr (Schweizer Zeit)/15.30 Uhr (Ortszeit): Schweiz - Lettland
Sonntag, 10. Juli
19.00 Uhr (Schweizer Zeit)/12.00 Uhr (Ortszeit): Schweiz - Schweden
Montag, 11. Juli
16.30 Uhr (Schweizer Zeit)/9.30 Uhr (Ortszeit): Halbfinal 1
19.15 Uhr (Schweizer Zeit)/12.15 Uhr (Ortszeit): Halbfinal 2
Dienstag, 12. Juli
17.00 Uhr (Schweizer Zeit)/10.00 Uhr (Ortszeit): kleiner Final
19.45 Uhr (Schweizer Zeit)/12.45 Uhr (Ortszeit): Final
Das Schweizr Kader
Torhüter: Pascal Meier (HC Rychenberg Winterthur), Christoph Reich (Chur Unihockey)
Feldspieler: Jan Zaugg, Luca Graf (Floorball Köniz), Tobias Heller, Paolo Riedi, Noël Seiler (GC Unihockey), Nils Conrad, Nicola Bischofberger (HC Rychenberg Winterthur), Manuel Maurer (Växjö IBK, SWE), Tim Braillard (UHC Alligator Malans), Michael Schiess (UHC Waldkirch-St. Gallen), Jan Bürki (FBK Kalmarsund, SWE), Patrick Mendelin (Unihockey Basel Regio)
Live-Stream Gruppenspiele: IFF
Live-Stream Halbfinal und Final: SPORT1
Offizielle Homepage: The World Games