30.
11.
2018
Nati Männer A | Autor: Güngerich Etienne

Bereit für den nächsten Schritt

Für die Schweiz beginnt am Samstag mit dem Spiel gegen Lettland (Anpfiff: 12:00 Uhr) das Abenteuer WM. Die Bronzemedaille ist das Mindestziel, der Nati darf aber durchaus die erste Finalteilnahme seit 20 Jahren zugetraut werden. Weil vieles stimmt; vom System über die Kaderzusammenstellung bis hin zum Trainer. David Jansson steht das wohl beste und vor allem breiteste Schweizer Team der Geschichte zur Verfügung.

Bereit für den nächsten Schritt Gelingt der Schweiz in Prag der langersehnte Finaleinzug? (Bild: Dieter Meierhans)

Eigentlich stand die Schweiz vor zwei Jahren in Riga dem Finaleinzug ziemlich nahe. Wie schon 2008 (2:3 n.V. gegen Schweden), 2010 (2:3 gegen Schweden) und 2012 (3:4 n.V. gegen Finnland). Das Resultat von 2:7 im Halbfinal gegen Schweden fiel zu hoch aus. Die Schweiz hatte eine schwedische Mannschaft zuvor im Spiel mit Ball selten so gut im Griff wie in Lettland. Aber einmal mehr machte die individuelle Klasse des achtfachen Weltmeisters den Unterschied aus.

Kaum Baustellen mehr
Vielleicht war diese Schweizer Mannschaft aber einfach noch nicht bereit für den nächsten Schritt, nachdem David Jansson nach der völlig verpatzten WM 2014 - im Halbfinal wurde das Team von Petteri Nykky von Schweden auseinandergenommen - die Nationalmannschaft übernommen hatte. Jansson brachte wieder Stabilität, ein klares Konzept und Struktur in die Mannschaft. Die Schweiz legte in Riga ansprechende Leistungen hin, die Rollenverteilung der Spieler innerhalb des Teams gelang jedoch noch nicht optimal. Jansson musste während des ganzen Turniers immer wieder Anpassungen in seiner Aufstellung vornehmen. Für Ligatopskorer Joel Rüegger fand er nie einen geeigneten Platz, Manuel Engel brachte auf der Position des Steuerflügels zu wenig Druck hin, Nico Scalvioni und Christoph Hofbauer schlugen sich mit Verletzungen herum und reisten mit wenig Spielpraxis an die WM.

In diesem Jahr sieht die Ausgangslage ganz anders aus. Die ideale Linienkonstellation hat der Nati-Trainer seit gut einem Jahr beisammen. Für Rüegger hat man einen Platz in der Pressing-Linie neben Tim Braillard und Claudio Laely gefunden, Engel fühlt sich auf der Centerposition sichtlich wohler als auf dem Flügel und abgesehen von Kevin Berry kamen alle Spieler ohne Verletzungen durch die Saison. Die meisten, wie beispielsweise Churs Paolo Riedi (18 Saisontore), befinden sich in blendender Form. Manuel Maurer und Tim Braillard haben sich auf Anhieb in der SSL durchsetzen können, selbst Jan Zaugg fand rechtzeitig den Tritt wieder.

Meier der Joker
Gefährlich macht die Schweiz, dass alle drei Linien über ein eigenes Gesicht verfügen. Die erste Reihe mit Oldie Matthias Hofbauer und den Jungspunden Dan Hartmann, Jan Bürki und Zaugg ist stark im Spiel mit Ball. Die zweite mit Maurer, Engel und Riedi gefährlich bei Kontern. Und die dritte um Braillard bringt mit ihrem Pressing ein Element rein, welches es für den Gegner schwieriger macht, das Schweizer-Spiel zu durchschauen. Mit Christoph Meier schliesslich hat Jansson einen Spieler auf der Bank, der in den letzten Jahren enorm an Reife gewonnen hat und in jeder Linie einsetzbar ist - als Center, Flügel oder gar Verteidiger.

Meiers Namensvetter Pascal wird erneut als Schweizer Goalie Nummer 1 ins Turnier gehen. Sein Backup Patrick Eder hat aber im letzten Jahr mächtig aufgeholt und beispielsweise im Superfinal beweisen, dass er ein Keeper für die grossen Spiele sein kann. So präsentiert sich die personelle Ausgangslage für Jansson komfortabel, ja fast schon perfekt. Und auch die Resultate stimmten ja zuletzt.

Ein Spiel entscheidet
Wichtig wird für die Schweiz ein guter Turnierstart sein. Das erste Spiel gegen Letlland wird jedoch alles andere als einfach. Auch die Balten haben sich verbessert, sind nach der enttäuschenden Heim-WM auf Wiedergutmachungs-Kurs. Der ehemalige Jets-Trainer Arto Riihimäki lässt auch bei Lettland sein Mann-Mann-System spielen. Weil es zuweilen an Willkürlichkeit grenzt, ist es schwer, ein Gegenrezept dafür zu finden. Trotzdem: ein Sieg ist Pflicht, erst recht gegen den zweiten Gruppengegner Deutschland. Dann folgt das Spiel gegen Tschechien, in dem die Schweiz hoffentlich um den Gruppensieg spielt. Man entscheidet, ob man im Halbfinal auf Finnland oder Schweden trifft. Im Vorfeld wollten sich die Beteiligten nicht auf einen Wunschgegner einlassen - gewonnen hat man im letzten Jahr gegen beide.

Seit Riga hat sich die Schweiz in allen Belangen weiterentwickelt. Der WM-Halbfinal war für einige Spieler, die mit dem Ball noch zu hektisch agierten, auch eine Lehrstunde. Die Erfahrung nehmen sie nach Prag mit. Es macht ganz den Anschein, als wäre die Schweiz für einen Final bereit. Dennoch: wenn alles normal läuft, entscheidet ein einziges Spiel darüber. Details können über Sieg und Niederlage entscheiden. Ist man in dieser Partie nicht bereit, wird man (wieder mal) jäh aus seinem Traum gerissen. Auch wenn dieser Fall eintreten würde, hat das Schweizer Männer-Unihockey eine rosige Zukunft vor sich. Matthias Hofbauer und Patrick Mendelin sind die einzigen wirklichen Kandidaten für einen Rücktritt. Der Rest befindet sich im besten Unihockeyalter, der grösste Teil davon wird bestimmt noch zwei oder vier Jahre weitermachen. Und von unten rückt eine talentierte Generation mit Spielern wie Deny Känzig oder Michael Schiess nach - etwas was man beispielsweise von Schweden nicht behaupten kann.


 

Das WM-Aufgebot der Schweiz:

Torhüter: Patrick Eder (Floorball Köniz), Pascal Meier (GC Unihockey).
Verteidiger: Kevin Berry, Christoph Camenisch (beide UHC Alligator Malans), Nicola Bischofberger, Jan Bürki (beide SV Wiler-Ersigen), Nils Conrad (HC Rychenberg Winterthur), Luca Graf, Tobias Heller (beide GC Unihockey).
Stürmer: Dan Hartmann (UHC Alligator Malans), Matthias Hofbauer (SV Wiler-Ersigen), Manuel Engel, Manuel Maurer (beide Växjö Vipers/SWE), Claudio Laely, Joel Rüegger, Christoph Meier (alle GC Unihockey), Jan Zaugg (Floorball Köniz), Patrick Mendelin (Basel Regio/NLB), Paolo Riedi (Chur Unihockey), Tim Braillard (Mullsjö AIS/SWE).


So könnte die Schweiz gegen Lettland spielen:

Tor: Meier
1. Linie: Camenisch, Bürki; Hofbauer, Hartmann, Zaugg.
2. Linie: Bischofberger, Heller; Riedi, Engel, Maurer.
3. Linie: Berry, Graf; Laely, Braillard, Rüegger.
Bank: Eder; Conrad; Meier, Mendelin.

Die Spiele der Schweiz:

Samstag, 1. Dezember
Schweiz - Lettland
12:00 Uhr - O2-Arena, Prag

Sonntag, 2. Dezember
Schweiz - Deutschland
14:00 Uhr - O2-Arena, Prag

Dienstag, 4. Dezember
Tschechien - Schweiz
19:30 Uhr - O2-Arena, Prag

 

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Hämmerle Wolfgang

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Andreas Wymann

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Tabellen

1.UHC Thun+5630.000
2.Kloten-Dietlikon Jets+2423.000
3.Floorball Fribourg+1223.000
4.UHC Grünenmatt+1622.000
5.Pfannenstiel Egg-817.000
6.Unihockey Langenthal Aarwangen-1217.000
7.Ticino Unihockey+315.000
8.I. M. Davos-Klosters-812.000
9.Unihockey Limmattal-1412.000
10.Ad Astra Obwalden-1211.000
11.Regazzi Verbano UH Gordola-337.000
12.UHC Lok Reinach-246.000
1.Floorball Uri+2923.000
2.Nesslau Sharks+517.000
3.Aergera Giffers+117.000
4.Chilis Rümlang-Regensdorf+513.000
5.UH Appenzell+213.000
6.Unihockey Basel Regio-513.000
7.UHC Bremgarten-2013.000
8.UH Lejon Zäziwil+1011.000
9.Visper Lions-118.000
10.Red Lions Frauenfeld-167.000

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