14.
12.
2021
Nati Männer A | Autor: Güngerich Etienne

"Brauchen eine bessere Abschlussqualität"

David Jansson hat mit der Schweiz erstmals an einem grossen Turnier eine Medaille verpasst. Der Nati-Trainer bemängelt, dass im Bronzespiel die gebotenen Kontermöglichkeiten nicht genutzt und die Partie dadurch nicht vorzeitig entschieden werden konnte. Im Hinblick auf die Heim-WM in elf Monaten will er mit seiner Mannschaft an der Abschlussqualität, dem Powerplay und der Balance zwischen Kontrolle und Energie arbeiten.

David Jansson vermisste im Bronzespiel gegen Tschechien den Killerinstinkt. (Bild: Dieter Meierhans)

David Jansson führt die Schweizer Nationalmannschaft seit mehr als sieben Jahren als Headcoach. An den Weltmeisterschaften 2016 in Riga und 2018 in Prag hat er mit der Nati die Bronzemedaille gewonnen. In Helsinki ging der Schwede an seiner insgesamt fünftem WM (zwei bestritt er mit Kanada) mit der Schweiz erstmals leer aus. Im Interview, das im Anschluss an das Spiel gegen Tschechien geführt wurde, zeigte sich Jansson immer noch enttäuscht, aber dennoch bereits analytisch.

Die Schweizer Garderobentür blieb nach dem verlorenen Spiel um Platz 3 lange geschlossen. Die Enttäuschung muss bei den Spielern riesengross gewesen sein. Was hast du ihnen gesagt?
Dass wir es verpasst haben, das Spiel vorzeitig zu töten. Vier Gegentore zu erhalten, ist im Unihockey nichts Tragisches. Wenn wir diese Partie sicher gewinnen wollen, müssen wir beim Stand von 3:1 oder 3:2 unsere Konterchancen nützen. Tschechien investiert normalerweise zu Beginn nicht sehr viel. Nach unserer Führung waren sie dazu gezwungen - dann hätten wir zuschlagen und dies bestrafen müssen. Das haben wir aber verpasst und so kam es zu dieser «Münzwurf-Entscheidung» mit der wir schlussendlich leben müssen.

Tschechien hat sich nach einem Zwei-Tore-Rückstand zurückgekämpft und dafür auch etwas investiert. Schweden wurde dagegen im Halbfinal für eine minimalistische Leistung belohnt. Fällt es dir deshalb schwerer, die Niederlage im Halbfinal zu akzeptieren, als diejenige im Bronzespiel?
Das ist wohl so. Gegen Schweden waren wir in Rückstand und sie konnten weiter passiv agieren. Das macht für mich die Niederlage etwas härter - weil wir sie hätten schlagen müssen. Gegen Tschechien haben wir uns eine gute Ausgangslage erschaffen und sie dazu gezwungen, mehr zu riskieren. Ich kann mit der Niederlage besser leben, weil sie am Ende viel investiert haben - so gesehen sind beide Niederlagen schwierig zu akzeptieren. Wir hatten im Bronzespiel die Chancen, um das Spiel zu entscheiden. Manchmal gehen sie rein, manchmal nicht. Wir müssen allerdings dafür sorgen, dass das «Manchmal» öfter auf unsere Seite kippt. Dass es dafür eine bessere Qualität unserer Abschlüsse braucht, können wir nicht verheimlichen. Gleichzeitig muss ich unsere Stürmer jedoch auch für ihre Defensiv-Arbeit loben. Zaugg und Maurer haben beispielsweise viele Bälle den gegnerischen Verteidigern abgeluchst, wodurch die Chancen erst entstanden.

Tschechien hat den Ausgleich erzielt, als der Goalie durch einen sechsten Spieler ersetzt wurde. Lief da etwas falsch?
Ehrlich gesagt, war ich mit einer Linie am diskutieren als der Ausgleich fiel. Ein Tor im 5-gegen-6 kann immer passieren, meistens ist auch ein bisschen Glück dabei. Das 5-gegen-6 ist nicht eine grosse Baustelle von uns. Seit ich Nati-Trainer bin, hat das meistens sehr gut funktioniert und wir haben schon viele Spiele in dieser Situation überlebt. Wenn wir künftig zwei oder drei Tore mehr erzielen, können wir auch ein Gegentor im 5-gegen-6 verkraften.

Petri Kettunen reduzierte bei seinem Team schon nach zwei Dritteln auf zwei Linien. Du hast dagegen fast bis zum Schluss mit drei Formationen spielen lassen. Was waren deine Gedanken dazu?
Es gab bei uns keine Linie die abfiel, aber auch keine, die überragend spielte. Dementsprechend drängte sich keine Top-10 auf. In der Schlussphase gaben wir der Meier-Linie etwas mehr Einsätze, grundsätzlich waren wir aber der Meinung, dass wir die Kräfte von allen brauchen. Ich bin auch kurz nach Spielende überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war.

Am Final-Wochenende hatte die Nati gegen Schweden und Tschechien drei Powerplay-Gelegenheiten, blieb dabei aber ohne Torerfolg. Das war zu wenig.
Das stimmt. Gegen Tschechien stimmte die Passqualität nicht, dann wird es natürlich schwierig. Powerplay ist sicher etwas, das auch viel mit der Abschlussqualität zusammenhängt und wir unbedingt verbessern wollen. Dafür fand ich unser Boxplay sehr gut.

Die Schweiz hat während der ganzen WM sehr viel Kontrolle in seinem Spiel gehabt, was als Fortschritt und positiv zu bewerten ist. Zuweilen wirkte es aber so, als ob dadurch die Energie etwas abhandenkam. Wie bringt die Nati künftig diese Balance aus Kontrolle und Energie hin?
Das ist sicher etwas, mit dem ich mich in den kommenden Monaten beschäftigen werde. Es ist ein sehr schmaler Grat: ist viel Energie da, mangelt es meistens an Kontrolle - ist viel Kontrolle da, könnte das Energielevel vielleicht höher sein. Gegen Tschechien waren die Spieler selber der Meinung, dass die Energie fehlte. Das ist einerseits aufgrund der Geschehnisse im Halbfinal verständlich, andererseits aber auch ungenügend. Im Hinblick auf die nächste WM wird die Energie für mich und meinen Staff ein grosses Thema sein, zumal wir zu Hause vor unserem eigenen Publikum spielen.

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David Jansson weiss, wo er im Hinblick auf die Heim-WM den Hebel ansetzen muss. (Bild: Dieter Meierhans)

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