12.
2014
Chancenlos
Mit 1:10 verliert die Schweizer Unihockey-Nationalmannschaft ihren WM-Halbfinal in Göteborg gegen Gastgeber Schweden. Schon nach dem ersten Drittel (0:6) war die Partie entschieden. Morgen spielt die Schweiz gegen Tschechien um Bronze.
«All-In», sprach der Schweizer Nati-Captain Matthias Hofbauer vor dem WM-Halbfinal kampfeslustig auf der Video-Leinwand. «All-In», hiess dann, mit aggressivem Forechecking das schwedische Team unter Druck zu setzen. «All-In» ging dann aber tüchtig in die Hose. Schweden liess die Muskeln spielen und startete den Motor. Nach zwei Minuten stand es 2:0, nach zwölf 4:0 und am Ende des debakulösen ersten Schweizer Drittels 6:0. Statt «All-In» ging alles in die Hose. Die Schweden erteilten den überforderten Schweizern eine Lektion in Abschlussverhalten, Körper- und Passspiel.
Demonstration in Unterzahl
So war die Partie vor 10779 Zuschauern in Göteborg schon nach dem ersten Drittel entschieden. Im Mittelabschnitt bremsten sich die Schweden selber. Anton Karlsson wurde nach einer Unbeherrschtheit mit einer (harten) roten Karte unter die Dusche geschickt und erhielt obendrauf noch eine 2-Minuten-Strafe. Das Unterzahlspiel der Schweden wurde dann zur letzten grossen Demütigung für die Schweizer - eine Minute lang liess der Weltmeister den Ball übers ganze Feld kreisen ohne dass ein Schweizer den Ball berührte. Zu alledem erhielt Michael Zürcher dann eine Strafe.
Als er zurückkehrte und Karlssons Strafe noch lief, wurde Jonas Svahn rausgeschickt. Die Schweizer Trainer ersetzten den ab dem fünften Gegentreffer eingewechselten Martin Hitz mit einem sechsten Feldspieler und siehe da: Gegen nur noch drei Schweden erzielte Matthias Hofbauer seinen ersten WM-Treffer zum 1:7. Bis Ende Drittel erhöhte das Tre-Kronor-Team doch noch auf 9:1. Im letzten Drittel schaltete es zwei Gänge zurück, so dass die Schweizer besser mithalten konnten. Ein Treffer wollte diesen nicht mehr gelingen, dafür machte Rasmus Enström in der 48. Minute das 10:1-Schlussresultat klar.
Viele Schwächen
10:1, das Resultat sagt eigentlich schon alles. Zum Glück nahmen die Schweden - wohl hinsichtlich des morgigen Finals - mit Fortdauer der Partie das Tempo raus, sonst wäre wohl die höchste Schweizer Länderspiel-Niederlage (1:18 vor 24 Jahren) unvermeidbar gewesen. So hart das tönt: Schweden war mindestens zwei Klassen besser als die Schweiz. Diese gewann kaum einen Zweikampf und offenbarte immer wieder auch technische und taktische Schwächen. Vom «physisch besten Team dieser WM», wie immer wieder zu hören war, war die Schweiz ähnlich weit entfernt, wie Bayern München vor dem Abstieg in die 2. Bundesliga.
Vor dem Bronzespiel morgen Sonntag um 12 Uhr gegen Tschechien muss sich Coach Petteri Nykky etwas überlegen. Die Tschechen waren Finnland ein ebenbürtiger Gegner und scheiterten - ähnlich wie die Schweiz an der letzten WM - nur knapp im Halbfinal. Zu hoffen ist, dass sich die Schweizer Akteure möglichst rasch von der Schlappe erholen und im kleinen Final eine Reaktion zeigen. Ansonsten droht die nächste Niederlage.
Schweden - Schweiz 10:1 (6:0; 3:1; 1:0)
Scandinavium Göteborg - 10779 Zuschauer - SR: Fordell/Vuola (FIN)
Tore: 01:55 Patrik Malmström (Kim Nilsson) 1:0, 02:32 Rasmus Enström (Johan Samuelsson) 2:0, 06:04 Martin Östholm (Rasmus Enström) 3:0, 11:23 Kim Nilsson (Rasmus Enström) 4:0, 15:33 Alexander Galante Carlström (Alexander Rudd) 5:0, 19:49 Kim Nilsson (Martin Östholm) 6:0, 22:45 Jonas Adriansson (Karl-Johan Iraeus) 7:0, 30:36 Matthias Hofbauer (Markus Gerber) 7:1, 35:37 Robin Nilsberth (Henrik Stenberg) 8:1, 37:10 Martin Östholm (Patrik Malmström) 9:1, 47:00 Rasmus Enström (Henrik Stenberg) 10:1
Strafen: 05:31 Patrick Mendelin 2', 11:21 Christoph Meier 2', 13:15 Nico Scalvinoni 2', 13:15 Karl-Johan Iraeus 2', 24:18 Alexander Galante Carlström 2', 25:18 Michael Zürcher 2', 26:18 Anton Karlsson 5' (rote Karte), 30:18 Jonas Svahn 2'
Schweden: Patrick Aman; Jonas Adriansson, Martin Östholm; Robin Nilsberth, Mattias Samuelsson; Rasmus Sundstedt, Anton Karlsson; Mattias Wallgren; Patrik Malmström, Karl-Johan Iraeus, Kim Nilsson; Rasmus Enström, Johan Samuelsson, Henrik Stenberg; Alexander Galante Carlström, Alexander Rudd, Emil Johansson; Jonas Svahn, Joel Kanebjörk
Schweiz: Pascal Meier (20. Martin Hitz); Florian Kuchen, Markus Gerber; Florian Bolliger, Simon Stucki; Kaspar Schmocker, Luca Graf; Joel Friolet, Christoph Meier ; Nico Scalvinoni, Matthias Hofbauer, Philipp Fankhauser; Patrick Mendelin, Michael Zürcher, Adrian Zimmermann; Emanuel Antener, Manuel Engel; Manuel Maurer
Die Highlights: