"Definiere mich nicht über Skorerpunkte"

Jan Zaugg hat mit der Schweiz den Einzug in den Halbfinal geschafft und will die gute Ausgangslage gar nicht erst vom Tisch wischen. Gegen Lettland liess sich der Könizer ein Tor und einen Assist gutschreiben - es waren seine Skorerpunkte 75 und 76 im 50. Länderspiel.

Die Schweiz bezwingt Lettland mit 3:1 und zieht in den Halbfinal ein. Das Resultat deutet auf einen engen Spielverlauf hin, ein Viertelfinal ist aber immer eine schwierige Aufgabe. Warum habt ihr euch heute durchgesetzt?
Weil unsere Baisse, die wir zu Beginn des zweiten Drittels einzogen, nur etwa zehn Minuten dauerte - es hätte sonst auch anders laufen können. Nach dem ersten Gegentreffer begingen wir plötzlich extrem viele Fehler, konnten das aber zum Glück nach 30 Minuten abstellen. Ab diesem Zeitpunkt fühlte sich alles viel sicherer an, obwohl das knappe Resultat dies wahrscheinlich nicht unbedingt widerspiegelt.

Bis zu Maurers Treffer betrug die Führung nur ein Tor und Lettland agierte mehr mit Ball. Wurdest du da nie nervös?
Nein, eigentlich überhaupt nicht - und das können andere wohl auch bestätigen. Ich hatte eher zwischen Minute 20 bis 30 ein etwas schlechtes Gefühl und dachte, dass jetzt dann auch mal einer für uns reinfallen könnte. Im letzten Drittel war es besser und wir hatten ein deutliches Chancenplus, weshalb wir nicht den Kopf verloren.

Das 5-gegen-6 konntet ihr heute auch speziell trainieren. Du bist ja ein Spezialist dafür.
Ja, bis jetzt haben wir das fast in jedem Spiel trainieren können und es funktioniert bis jetzt ziemlich gut. Meine Rolle ist aber nicht so anspruchsvoll, da musst du einfach viel rennen.

Du machst jeweils als einer von drei Steuerflügeln auf den Ballführenden Druck, das fordert dich doch schon ein bisschen.
Aus taktischer Hinsicht nicht unbedingt. Ich habe das schon so oft gemacht, das läuft wie automatisch. Das Wichtigste ist, dass die Beine frisch sind.

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Heute konntest du dir wieder zwei Punkte gutschreiben lassen. Wie gut fühlst du dich im Turnier angekommen?
Meine Leistung ist wahrscheinlich immer ein bisschen identisch mit derjenigen meiner Linie. Im ersten Spiel gegen Norwegen hatten wir noch etwas Mühe, gegen Finnland lief es dann besser und heute finde ich, haben wir auch eine gute Leistung gezeigt. Es gab bei uns auch ein paar kleine Änderung, mit Flügelpartner Noël Seiler hat es bis jetzt sehr gut funktioniert. Er arbeitet viel und kann den Ball gut behaupten.

Du fällst den Unihockey-Fans schnell wegen deiner feinen Technik und deinen Kabinettstückchen auf. Viele Leute erwarten dann oft, dass du pro Spiel zwei oder drei Punkte machst. Tut man dir in der Bewertung deiner Leistung manchmal unrecht?
Ich nehme Bewertungen oder Kritik von aussen nicht gross war. Und ich definiere meine Leistung eigentlich auch nicht über Skorerpunkte. Primär will ich meiner Mannschaft mit möglichst vielen Aktionen helfen. Das können Blocks, Steels, gewonnene Zweikämpfe oder auch andere kleine Sachen sein.

Es muss für dich eine Lanze gebrochen werden: bis jetzt spielst du defensiv hervorragend und gewinnst viele Bälle. Offensiv kann noch mehr kommen, aber es werden kleine Sachen gut gemacht, die der normale Zuschauer nicht auf den ersten Blick sieht.
Jetzt aber genug des Lobes. Die Gruppenphase und der mühsame Viertelfinal sind nun vorbei - jetzt geht es endlich ums Eingemachte. Die Schweiz hat sich mit dem Gruppensieg eine extrem gute Ausgangslage erschaffen. Dass Tschechien das einfachere Los als Schweden ist, kann nicht vom Tisch gewischt werden.
Wir würden lügen, wenn wir behaupten würden, dass die Chancen gegen Tschechien kleiner sind als gegen Schweden.

Wie geht man jetzt damit um, dass diese Chance nicht zum Druck wird?
Mental wird das extrem schwierig sein. Wir müssen es hinbringen, dass wir nicht daran denken, dass wir bei einer Niederlage die «Loosers der Nation» sein könnten, sondern das Ganze als eine riesige Chance wahrnehmen, die wir unbedingt nützen wollen.

Was kommt euch vom Spiel der Tschechen entgegen?
Sie spielen ein ähnliches System wie Finnland, also ein mannorientiertes 1-2-2-System. Wir haben gegen das schon seit Jahren gute Lösungen, die mit viel Ballkontrolle gut funktionieren. Bis jetzt haben wir noch gar nichts über Tschechien angeschaut und werden erst morgen mit der Analyse beginnen.

Nun gibts vorerst noch einen freien Tag. Du bist nicht nur ein begnadeter Unihockey- sondern auch ein guter Pingpong-Spieler. Kann dir momentan jemand in der Nati das Wasser reichen?
Am nächsten kommt mir Joël Rüegger, aber ganz reicht es für ihn noch nicht. (lacht)

_{Zaugg und Bürki wurden für das 50. Länderspiel ausgezeichnet. (Bild: Dieter Meierhans)}