12.
2021
"Die Pause kam mir gelegen"
Finnland hat sich an der Heim-WM in Helsinki im Halbfinal gegen Tschechien nur ganz knapp durchgesetzt. Wilers Tatu Väänänen wird damit nach elf Jahren zum zweiten Mal in seiner Karriere zu Hause gegen Schweden einen WM-Final bestreiten. Trotz dem engen Spielverlauf wurde der 38-jährige Routinier, der den Viertelfinal wegen eines Corona-Verdachts verpasste, aber nicht nervös.
Ein Tor von Sami Johansson 49 Sekunden vor Schluss sichert Finnland den Final-Einzug. Tschechien lag zur Spielmitte noch mit 2:0 in Führung. Warum hattet ihr so Mühe?
Wir sind eigentlich sehr gut gestartet und waren die ersten 10 Minuten besser. Dann kassierten wir ein ärgerliches Tor und einen Treffer in Unterzahl. Das machte es für uns schwierig, auch wir sind nur Menschen. Tschechien hat hervorragend gespielt, vor allem in der Defense. Und Lukas Bauer hat ein ausgezeichnetes Spiel gezeigt. Aber am Ende haben wir es doch noch geschafft, das gibt uns ein sehr gutes Gefühl.
Beim 2:2 war die Spannung auch als neutraler Zuschauer kaum auszuhalten. Es ist deine achte WM, dazu bist du noch Finne, hast also Nerven aus Stahl. Trotzdem: wenn du fünf Minuten vor Schluss auf die Uhr geschaut hast, muss doch auch bei dir eine leichte Nervosität aufgekommen sein? Es stand doch so viel auf dem Spiel.
Du darfst in so einem Moment nicht zu weit schauen, das macht keinen Sinn. Mir persönlich hat es sicher geholfen, dass ich in meiner Karriere schon einiges erlebt habe. (schmunzelt) Wir blieben als Team ruhig, auch als Tschechien beim Stand von 2:2 gute Chancen hatte. Das zeichnet unsere mentale Stärke aus. Alle wussten, dass wir genügend Spieler haben, die in so einer Situation treffen können.
Jetzt spielst du zum gefühlt 35. Mal einen WM-Final gegen Schweden...
Ich kann dir tatsächlich nicht sagen, wie viele Finals ich schon gegen Schweden bestritten habe...(lacht)
In der Gruppenphase habt ihr die Schweden mit 7:3 bezwungen. Das war eine ziemlich klare Sache.
Das spielt keine Rolle. In Gruppenspielen geht es meistens darum, sich einen mentalen Vorteil zu verschaffen. Wir wollten dort vor allem in physischer Hinsicht Präsenz markieren - das ist uns gelungen. Aber das war noch nicht unser bestes Spiel. Jede Partie hat seine eigene Geschichte, wir wissen, wie sie spielen. Sehr wichtig wird im Final der Start sein. Wer in Führung geht, wird es sicher etwas einfacher haben.
Wie fühlst du dich als 38-Jähriger in deiner Linie mit den jungen Kainulainen Brüdern? Hast du in den Linienbesprechungen überhaupt noch etwas zu melden?
(lacht) Jaja, die hören schon noch auf mich. Unsere jungen Spieler sind unglaublich talentiert. Als ich so alt war wie die, war ich vor allem physisch bei weitem noch nicht auf diesem Niveau. Manchmal muss ich sie ein bisschen bremsen, weil sie zu viel wollen. Die Ruhe und das einfache Spiel sind sicher etwas, was die Jungen von uns Älteren abschauen können. Bei Wiler sind übrigens meine Linien-Partner noch jünger, von dem her habe ich keine Probleme mit dieser Rolle.
Den Viertelfinal gegen die Slowakei hast du verpasst. Es hiess, du stündest unter Corona-Verdacht.
So war es auch. Gleich nach dem dritten Gruppenspiel am Montag verspürte ich Symptome. Ich blieb dann im Hotel und musste zwei Corona-Tests machen. Als diese negativ ausfielen, durfte ich wieder zurück ins Team. Rückblickend sage ich, dass ich ein gutes Timing hatte - in meinem Alter kam mir eine dreitägige Pause gerade recht. (lacht)
Neben dir sind an dieser WM auch noch deine Wiler-Teamkollegen Joonas Pylsy und Michal Dudovic zwischenzeitlich ausgefallen. Ging da ein Wiler-Virus herum oder hat euch Thomas Berger aus der Ferne ein Spielverbot erteilt?
(lacht) Ich kann mir Thomas' Reaktion vor dem Fernseher sehr gut vorstellen, als er sah, dass wir alle ausfielen. Er wird sich wohl an den Kopf gelangt und sich gefragt haben: ‘was macht ihr wieder?' (lacht wieder und imitiert die Geste). Im Ernst: das war natürlich nur purer Zufall, dass es ausgerechnet uns drei getroffen hat. Aber zum Glück sind wir ja alle drei wieder zurück.