11.
2022
Neue und alte Gesichter
In der Gruppe A der Schweiz richten sich alle Blicke auf das Top-Duell am Sonntag zwischen Vizeweltmeister Finnland und dem Gastgeberteam. Doch auch Norwegen und die Slowakei möchten ein Wörtchen mitreden, wenn es um die direkte Viertelfinalqualifikation geht.
Eine WM ohne Tatu Väänänen und Juha Kivilehto - man kann es sich beinahe nicht vorstellen. Doch die finnischen Routiniers zogen nach je 8 Teilnahmen einen Schlussstrich: Kivilehto ist neu Trainer bei Classic Tampere (und somit der halben finnischen Nationalmannschaft), Väänänen schnürt die Schuhe im Ligabetrieb noch für Wiler-Ersigen. Für ein Urgestein auf der Trainerbank wird die WM in der Schweiz auch eine Art Abschiedsvorstellung: Petteri Nykky wird nach dem Turnier von Esa Jussila als finnischer Nationaltrainer abgelöst.
Soweit der Blick in die Geschichtsbücher. Nach den Titeln 2016 und 2018 mussten die Finnen die Goldmedaille vor elf Monaten ausgerechnet in der heimischen Hartwall-Arena wieder hergeben und sinnen nun auf Rache. Besonders die beiden ersten Sturmlinien haben es in in sich. Nico Salo (29), Emeli Salin (32) und Sami Johansson (28) haben über die Jahre nichts von ihrer Torgefährlichkeit eingebüsst, Justus Kainulainen (23), Ville Lastikka (26) und WM-Debütant Joona Rantala (23) sind ebenfalls ein steter Gefahrenherd. An der letzten WM und in der F-Liiga ist es mittlerweile Lastikka, der die besten Skorerwerte abliefert.
Lastikka und Rantala spielten früher bereits einmal in der Schweiz für Wiler bzw. Zug United. Aktuell sind zwei Spieler aus der UPL im finnischen Kader: Joonas Pylsy stürmt seit 2019 für Wiler und wurde im Nationalteam mittlerweile zum Verteidiger umfunktioniert. Otto Lehkosuo wechselte auf die laufende Saison hin zu Köniz.
Krönung für Schweizer Stamm?
Im Schweizer Team, das mit dem Spiel am Sonntag gegen den Vizeweltmeister ein echter Härtetest erwartet, sind 17 von 20 Akteuren von der WM 2018 noch mit dabei. Einzig Matthias Hofbauer (Rücktritt) sowie die Malanser Dan Hartmann und Kevin Berry (beide nicht aufgeboten) fehlen im Vergleich zum letzten Medaillengewinn bei der Schweiz. An ihrer Stelle laufen 2022 die Debütanten Moritz Mock (Verteidiger, 22 Jahre alt, 6 Länderspiele) und und Noël Seiler (21, Stürmer, 7 Länderspiele) sowie WaSa-Stürmer Michael Schiess (25 Jahre alt, 29 Länderspiele, zweite WM-Teilnahme) in den rot-weissen Trikots auf. Für die Generation um Luca Graf, Tim Braillard, Christoph Meier und Paolo Riedi, die seit Jahren den Stamm des Team bildet, wäre ein Finaleinzug vor heimischem Publikum die Krönung ihrer Karriere. Das letzte Mal hiess der WM-Final 2004 in Kloten nicht Finnland gegen Schweden, damals waren es allerdings die Tschechen, die den Gastgebern die Suppe versalzten.
Als einziger Schweiz vor seiner zweiten Heim-WM steht Torhüter Pascal Meier. 2012 war er hinter Daniel Streit zwar nur die Nummer zwei, kam aber beim 8:0 im Bronzespiel gegen Deutschland zum Einsatz und hatte die besten Statistiken aller Torhüter, da er während der ganzen WM nur ein einziges Gegentor kassierte. Meier ist einer der meistgenannten Gründe, warum die Schweiz dieses Jahr auf eine Medaille oder gar auf eine Finalqualifikation hoffen darf: Als Allstar-Goalie und WM-MVP 2018 zog er letztes Jahr im Halbfinal gegen Schweden nicht den besten Tag ein, während die Schweizer Stürmer an seinem Gegenüber verzweifelten. Doch Meier investierte vor der WM in Zürich und Winterthur noch einmal mehr für sein grosses Ziel. Auf Wiedergutmachung sinnen auch die Stürmerstars Manuel Maurer und Jan Zaugg, die 2021 am Finalwochenende unter den Erwartungen blieben.
Dudovic und Kronberg im Fokus
Die Slowakei und Norwegen wiederum möchten in der Gruppenphase den Top-4-Nationen nicht einfach nur Spalier stehen. Bei den Skandinaviern, die am Samstag um 17:00 Uhr der erste Gruppengegner sind, ist Ketil Kronberg bei seiner zwölften (!) WM-Teilnahme natürlich der Star des Teams. Bei Dalen in der SSL ist der 42-Jährige immer noch Captain und regelmässiger Skorer, an seinen 11 Weltmeisterschaften seit 2000 hat er bereits 40 Tore und 40 Assits erzielt. Doch Kronberg ist nicht das alleinige Zugpferd der Norweger, die sich seit dem Gewinn der Bronzemedaille 1996 an jeder WM zwischen dem 5. und 7. Rang klassierten. Ole Mossin Olesen war in Helsinki mit 7 Toren aus 7 Spielen bester Torschütze seines Teams, insgesamt stehen fünf SSL-Spieler im Aufgebot.
48 Skorerpunkte an drei Weltmeisterschaften - eigentlich ein Traumwert für einen erst 23-Jährigen. Der einzige kleine Makel bei Michal Dudovic: Die Gegner kamen mehrheitlich "nur" aus der B-Division. In Riga 2016 (gegen Norwegen) und in Prag 2018 (gegen Lettland) verpassten die Slowaken jeweils den Einzug unter die Top 8 im Playoff-Spiel zwischen den beiden Divisionen und mussten sich mit dem 9. Platz begnügen. In Helsinki bezwang die Slowakei dann Deutschland und durfte im Viertelfinal gegen Gastgeber Finnland antreten. Nach dem 1:5 gegen die Finnen und einer 2:6-Niederlage gegen Lettland holten sich die Slowaken gegen Estland dann den 7. Platz. In der Overtime traf - wer könnte es auch sonst sein - Michal Dudovic zum Sieg. Ein weiteres grosses Ausrufezeichen gelang den Osteuropäern dann in der WM-Qualifikation mit einem Sieg gegen Tschechien.
WM-Gruppe A:
Finnland (2. Weltrangliste)
Schweiz (3.)
Norwegen (6.)
Slowakei (8.)
Spielplan Gruppe A:
Samstag, 5. November
Finnland - Slowakei
15:00 Uhr - AXA Arena, Winterthur
Schweiz - Norwegen
17:00 Uhr - Swiss Life Arena, Zürich
Sonntag, 6. November
Finnland - Schweiz
14:00 Uhr - Swiss Life Arena, Zürich
Slowakei - Norwegen
17:00 Uhr - Swiss Life Arena, Zürich
Dienstag, 8. November
Norwegen - Finnland
18:00 Uhr - Swiss Life Arena, Zürich
Slowakei - Schweiz
20:00 Uhr - AXA Arena, Winterthur