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Janis Lauber: "Mussten für die Fans gewinnen"
Erstmals seit zehn Jahren steht mit Janis Lauber wieder ein Schweizer Akteur von den Unihockey Tigers an einer WM im Einsatz. Der Center durfte im Kehraus-Spiel gegen Norwegen wieder von Anfang an ran und führte die dritte Flügelzange mit Paolo Riedi und Patrick Mendelin an. Im Interview spricht er über die Schwierigkeit, nach dem Lettland-Schock wieder den Fokus zu finden.
Bevor wir über das heutige Spiel sprechen. Was ging gestern beim Schweizer Team nach der Schock-Niederlage gegen Lettland ab?
Die Enttäuschung war riesig, dementsprechend herrschte im Hotel nicht gerade eine tolle Stimmung. Es war sehr still und jeder war etwas für sich. Trotzdem mussten wir uns an unseren normalen Ablauf halten, also gut essen und früh schlafen - sonst reicht es auf diesem Niveau nicht.
Am Morgen ging es dann früh auf. Und die Ziele mussten nach der Blamage auch komplett neu gesetzt werden.
Am Morgen assen wir schon früh Pasta. Das Ziel war schnell klar: das Turnier geht weiter und wir müssen die letzten zwei Spiele gewinnen. Die grösste Herausforderung war, dass wir irgendwie wieder das Energielevel hinbekommen.
Wann war der Moment, als du feststelltest: jetzt haben wir die Partie von gestern mental abgelegt und sind wir wieder bereit, zu spielen?
Es war sehr schwierig, jeder musste selber irgendwie einen Weg finden. Die ganze Sache verarbeiten, werden wir wahrscheinlich erst nach dem Turnier können. Ich persönlich fand den Fokus auf das Spiel, als ich in den Car stieg.
Dann war wieder gut?
Gut ist es nicht, aber ich konnte mich auf die neue Aufgabe konzentrieren. Sonst hätte es auch heute nicht zum Sieg gereicht.
Der gute Start hat sicher dazu beigetragen. Wie analysierst du die 60 Minuten?
Wir kamen mit viel Energie in die Partie, wollten unser Spiel durchziehen und einfaches Unihockey praktizieren. Über weite Strecken gelang uns dies gut, es hatte aber auch ein paar Phasen mit Unkonzentriertheiten drin.
Es machte den Eindruck, als hätte sich bei der Schweiz plötzlich der Knoten gelöst. Die Spieler trauten sich mehr zu und nahmen mehr Risiko. Die Nati spielte wie befreit. Doch da stellt sich die Frage: von was genau wurde sie eigentlich befreit?
Das ist eine sehr gute Frage. Ich kann diese nicht beantworten. Oder noch nicht. In offensiver Hinsicht war es wohl das beste Spiel von uns an dieser WM. Sicher ist, dass unsere Fans uns enorm viel Energie gaben. Sie kamen an dieses Spiel, in dieser kleinen Halle, obwohl wir nicht abgeliefert und sie enttäuscht hatten. Dass die Schweiz trotzdem hinter uns steht, hat mich sehr gefreut. Wir wollten heute vor allem den Fans etwas zurückgeben.
Was nimmst du persönlich aus deiner ersten Weltmeisterschaft mit?
Es war eine grosse Erfahrung, aber auf einen anderen Weg, als gewünscht. Klar wäre es schön gewesen, die grossen Spiele absolvieren zu dürfen. Aber ich kann trotzdem einiges mitnehmen. Es ist spannend, wie schnell es hier zu und her geht und wie körperbetont gespielt wird. Alle Mit- und Gegenspieler befinden sich auf einem Top-Niveau, davon profitiert jeder.
Mit dir haben die Unihockey Tigers seit langer Zeit wieder einmal einen WM-Fahrer im Schweizer Team. Weisst du wer der letzte war?
Manuel Engel. Ich denke eine WM nach dem Heimturnier 2012.
Genau, das war 2014 in Göteborg. Stucki Simu war damals übrigens auch dabei.
Stimmt. 2012 war ich noch für die Schweiz am «fanen», heute darf ich das Schweizer Trikot selber tragen. Das macht mich schon stolz.