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Manuel Maurer: «Jetzt wissen alle, dass es mehr braucht»
Routinier Manuel Maurer stellt sich nach der Vorrunde unseren Fragen. Der Berner in Winterthurer Diensten weiss, dass sich die Schweiz im Hinblick auf den Viertelfinal gegen Lettland steigern muss.
Was hat der Schweizer Nati beim 4:4 gegen Norwegen gefehlt?
Manuel Maurer: Wir waren viel weniger präsent als noch am Tag zuvor gegen Tschechien, die Passqualität war nicht gut...
... lag das auch am Boden, über den sich viele Spieler aus allen Nationen beklagen?
Der Boden ist für alle gleich, aber aus meiner Sicht tatsächlich nicht gut verlegt. Dann musst du dich halt mehr konzentrieren, damit der Ball nicht über die Schaufel springt. Ich glaube, wir waren im Kopf immer schon zu weit, in Gedanken schon damit beschäftigt, was als nächstes passiert. Es ist aber wichtig, den Ball erst einmal sauber zu kontrollieren.
Die Norweger waren präsenter, aggressiver.
Wer selbst nicht gespielt hat, kann wohl nur schwer nachvollziehen, wie man sich als Underdog aufpushen kann. Jeder Ballgewinn, jedes Wegspitzeln eines Balles ist ein Erfolg und gibt Auftrieb. Das ist eine psychologische Sache, es ist viel leichter, an die nötige Energie zu kommen. Siehe Lettland, das gegen Finnland sehr gut aussah. Und was machen sie dann gegen die Slowakei? Ein 4:4.
Die Tschechen haben in Parallelspiel die Deutschen diskussionslos vom Platz gefegt und nach einer Viertelstunde schon 4:0 geführt.
Es hilft natürlich, eine eingespielte erste Formation zu haben, die sich auch aus dem Verein schon kennt und schnell Tore schiesst. Bei uns ist vieles neu, auch der Staff. Da müssen wir ehrlich zugeben, dass uns der Umgang mit der Favoritenrolle schwerer fällt als den anderen Top-Nationen. Da sind wir weniger weit und noch auf einer Berg- und Talfahrt.
Das heisst, das Dutzend WM-Rookies macht sich bemerkbar?
Es ist einfach Fakt, dass wir noch keine zwei Jahren so unterwegs sind und nicht alle zwei Wochen einen Zusammenzug haben. An den drei Weltmeisterschaften zuvor entwickelte sich ein eingespieltes Team, das keine grossen Diskussionen mehr brauchte - allen war ihre Rolle klar. Aber der Umbruch musste ja kommen.
Ist die Taktik voll auf das Finalwochenende ausgelegt und dann fehlt es am Arsenal gegen «kleinere» Gegner?
Natürlich richtet sich die «Low-Event-Strategie» vor allem an den Top-Nationen aus. Aber wir müssen trotzdem über genug Qualität verfügen, Norwegen zu schlagen. Wobei wir gegen Norwegen schon immer unsere Probleme hatten.
Unsere These: Ohne jede Taktik und mit «Kick and Rush», Ball nach vorne schlagen und nachsetzen, hätte die Schweiz vermutlich mehr Tore erzielt.
Da will ich widersprechen. Bürki stürmte nach einem abgefangenen Ball nach vorne und traf, auch vor meinem Treffer fingen wir einen Ball ab. Wir haben also schon auch die Tore geschossen, die wir wollen. Es war vor allem eine Frage der fehlenden Basics, der Ballkontrolle, der Anspannung. Für viele war es auch zum ersten Mal das dritte Spiel in drei Tagen auf diesem Level. Doch auch das darf keine Ausrede sein.
Dieses Szenario mit drei Spielen in drei Tagen folgt jetzt gleich nochmals.
Diesmal aber hoffentlich mit mehr Zuschauern, die von aussen Energie geben. Es ist ja toll, wenn wir die Schweizer Fans in der Halle hören - aber ich verstehe nicht, warum die Schweden und Finnen es an Weltmeisterschaften nicht schaffen, die Hallen zu füllen. Wenn sie es nicht können, wäre es besser, die Vorrundenpartien in kleineren Hallen auszutragen.
Nun trifft die Schweiz im Viertelfinal auf Lettland. Was können wir erwarten?
Keine Frage, wir müssen richtig «bügle», um diese Hürde zu nehmen. Ich sehe es als Vorteil, dass es gegen Norwegen so knapp war - jetzt wissen alle, dass es mehr braucht. Ein 8:0 gegen Norwegen hätte uns nicht geholfen.