11.
2022
Schweiz misslingt Auftakt gegen Norwegen
Die Heim-WM beginnt für das Schweizer Nationalteam mit einem bitteren 4:4 gegen Norwegen. Trotz zweimaliger Zwei-Tore-Führung muss der Gastgeber jeweils innert kurzer Zeit die Gegentore zum Ausgleich hinnehmen.
Nach etwas mehr als vier gespielten Minuten erhob WM-Debütant Noël Seiler die Arme erstmals zum Jubel. Doch es war kein Tor, wie die Schiedsrichter gleich erkannten - der norwegische Torhüter hatte den Ball im letzten Augenblick noch von der Linie gekratzt. So entwickelte sich das erwartete Spiel: Das Heimteam von der ersten Sekunde an mit viel Ballbesitz, die Norweger sehr defensiv eingestellt. Die Gefahr für die Schweiz lauerte dabei in den Kontern der Skandinavier. Doch auch die nächste Top-Chance ging auf das Konto des Schweizer Teams, Patrick Mendelin vergab eine hervorragende Möglichkeit nach einem Zuspiel von hinter dem gegnerischen Tor. Der Führungstreffer für die favorisierten Hausherren liess bis zur 16. Minute auf sich warten, war dafür aber umso schöner: Manuel Maurer legte nach schnellem Umschaltspiel zurück auf den St. Galler Michi Schiess, der direkt schoss und zum 1:0 traf. Genau hundert Sekunden später erhöhte Claudio Laely mit einem ähnlichen Spielzug zum 2:0, diesmal kam die schöne Vorarbeit von Christoph Meier.
Kronberg bringt die Würze zurück
Zu Beginn des Mitteldrittels liess die Intensität der Partie etwas nach. Doch dann brachte eine kleine Unachtsamkeit die Norweger zurück ins Spiel. Der Torschütze des ersten Schweizer Treffers, Michael Schiess, stand auf der Center-Position ein wenig zu weit von seinem Gegenspieler weg und prompt verkürzte Joachim Terjesen zum 1:2 für sein Team. So war kurz vor Spielhälfte wieder mehr Spannung im Spiel.
Die Schweizer Spieler schienen genau wie das Publikum vom Gegentreffer geweckt. Kurze Zeit später wurde die erste Strafe des Spiels gegen den norwegischen Torschützen Terjesen ausgesprochen. Nur 16 Sekunden dauerte das Powerplay, ehe Patrick Mendelin den am zweiten Pfosten völlig frei stehenden Manuel Maurer bediente. Der Berner Stürmer schob mühelos zum 3:1 ein. So machte in der 33. Minute erstmals eine Laola-Welle die Runde durch die gut gefüllte Swiss Life Arena.
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Wer nun gedacht hätte, dass Norwegen nach dem neuerlichen Zwei-Tore-Rückstand seine Hoffnungen auf den Sieg begraben würde, sah sich getäuscht. Allen voran der Routinier Ketil Kronberg bereitete den Schweizern in den folgenden Minuten viele Probleme. Erst schoss er an die Latte, im nächsten Einsatz hatte seine Linie zwei weitere Top-Chancen. 73 Sekunden vor der zweiten Drittelspause gab es nach einem Foul von Moritz Mock Penalty für Norwegen - eine heikle Entscheidung der Schiedsrichter, da der angreifende Spieler nicht wirklich allein aufs Schweizer Tor zog. Ketil Kronberg lief an und traf, wobei Pascal Meier noch am Ball dran war. Kronberg hatte also definitiv die Würze zurück ins Spiel gebracht - und in seinem 42. Alterjahr gelangen ihm tatsächlich sein 41. und sein 42. Treffer an einer WM. Das 3:3 in der 40. Minute war der Schlusspunkt unter ein aus Schweizer Sicht doch sehr enttäuschendes Drittel.
Zu wenig Power für einen Sieg
So begann quasi alles wieder von vorne, wobei die Schweiz das viel gepriesene „Momentum" aus der Hand gegeben hatte deutlich gefordert war. Mit zwei Wechseln - Camenisch und Känzig kamen für Mock und Braillard - versuchte der Staff von David Jansson insbesondere die zweite Linie etwas zu reanimieren. Als sich auch zehn Minuten vor Schluss der erhoffte Erfolg nicht in Form des nächsten Schweizer Treffers einstellte, wurde weiter rotiert - Norwegen hatte aber mit schnellen Kontern fast die besseren Tormöglichkeiten. Nach 51 Minuten und 58 Sekunden schoss Claudio Laely mit einem Abpraller endlich das 4:3 für die Schweiz.
Wer nun auf die Erlösung in Form einer souverän verwalteten Führung hoffte, sah sich schnell getäuscht. Nur 80 Sekunden nach dem 4:3 glich Norwegen wieder aus. Olesen lenkte einen Weitschuss noch ab und brachte die Verzweiflung zurück in die Schweizer Gesichter. In der Folge hatte das Team von David Jansson einige hochkarätige Chancen. Christoph Meier scheiterte am Pfosten, Laely vergab eine riesen Chance aus dem Getümmel im Slot. Doch es war nicht so, als wären die Gastgeber drückend überlegen. Auch Norwegen kam immer wieder gefährlich vors Tor von Pascal Meier, die Kronberg-Linie war immer noch sehr schwer zu kontrollieren.
Nach 59:11 Minuten nahm die Schweiz ihr Timeout, doch es war zu spät. Ein letzter, fast verzweifelter Abschluss von Christoph Meier segelte am Tor vorbei. Dann war das 4:4 Tatsache - die Schweiz steht nun unter Druck. Zwar liegen die ersten beiden Plätze immer noch drin, doch an das erhoffte, euphorisierende Unihockey-Fest zum Auftakt der Heim-WM war in Zürich Altstetten über weite Strecken des Spiels nur wenig zu sehen.
Hier gibt es den Live-Ticker zum Nachlesen
Schweiz - Norwegen 4:4 (2:0; 1:3; 1:1)
Swiss Life Arena, Zürich. 8'742 Zuschauer. SR: Furmanek/Solc (CZE).
Tore: 16. Schiess (Maurer) 1:0, 17. Laely (Chr. Meier) 2:0, 29. Terjesen (Solheim) 2:1, 32. Maurer (Mendelin/Ausschluss Terjesen) 3:1, 39. (38:47) Kronberg (Penalty) 3:2, 40. (39:13) Kronberg (Lindgjerdet) 3:3, 52. (51:58) Laely (Riedi) 4:3, 52. (53:18) Ole Mossin (Gronli) 4:4.
Strafen: 1x2 Minuten gegen Norwegen.
Schweiz: P. Meier; Conrad, Bürki; Mock (ab 40. Camenisch), Graf; Heller, Bischofberger; Mendelin, Schiess, Maurer; Seiler, Braillard (ab 40. Känzig), Zaugg; Laely, Meier, Riedi.
Norwegen: Jelsnes; Gidske, Hjemgard; Solheim, Gronli; Kvisvik, Vestby Softing; Ole Mossin, Kronberg, Lindgjerdet; Pedersen, Terjesen, Laasonen; Bye, Hamrin, Fauskanger.
Bemerkungen: 34. Lattenschuss Kronberg. 39. Mock verursacht Penalty für Norwegen, 58. Pfostenschuss Chr. Meier. 59. Time-Out Schweiz. Schweiz ohne Eder und Rüegger (beide nicht eingesetzt). Christoph Meier und Ketil Kronberg als beste Spieler ausgezeichnet.