09.
2022
"Spürten den Druck"
Jan Bürki hat am Freitag an der EFT in St. Gallen mit einem Tor persönlich dazu beigetragen, dass die Schweiz im Startspiel gegen Finnland ein Unentschieden holte. Der SSL-Verteidiger von Kalmarsund ist erleichtert, dass die Nati wieder einmal ein befriedigendes Resultat lieferte und beurteilt den Auftritt im Athletik-Zentrum als "kleinen Schritt" nach vorne.
Mit dem Unentschieden gegen Finnland hat die Schweiz nach dem verlorenen Bronzespiel an der WM und den verpatzten World Games endlich wieder ein befriedigendes Resultat geliefert.
Es war ein Steigerungslauf von uns. Wir brauchten Zeit, um ins Spiel zu finden und Chancen zu kreieren. In unserer Linie war es so, dass wir ab der 30. Minute den Drive fanden. Dann stand es plötzlich 2:2 und die Fans nahmen uns mit. Am Ende waren wir meiner Meinung nach das bessere Team und hätten das Spiel für uns entscheiden müssen.
Finnland agierte überraschenderweise weit zurückgezogen und machte die Mitte zu. Da brauchte die Schweiz eine Weile, um die passende Lösung zu finden.
Ja, es war nicht einfach für uns, in die gefährlichen Zone zu kommen. In meiner Linie (mit Nils Conrad, Patrick Mendelin, Michael Schiess und Manuel Maurer, Anm.d.Red) zogen wir in der ersten Pause das Fazit, dass wir zwar viel Ballkontrolle haben, aber zu wenig aktiv sind. Wir besprachen dann einige neue Laufwege, versuchten, mehr in die freien Räume zu gehen, ein Eins-gegen-Eins zu gewinnen und mutiger zu spielen. Das hat, wie schon gesagt, ab Spielmitte gut funktioniert und gab uns als Team mehr Energie.
Im ersten Drittel hatte die Schweiz zwar viel Ballbesitz, wurde aber kaum gefährlich. Und hinten schlief man bei zwei schnellausgeführten Freistössen.
Das war sehr ärgerlich, weil diese Gegentore einfach zu vermeiden sind. Ansonsten hatte ich in defensiver Hinsicht aber ein gutes Gefühl. Finnland hat auch nicht gerade viel fürs Spiel gemacht und lauerte nur auf Konter. Aber ja, in der Startphase traten wir etwas gehemmt auf.
Könnte dies einen Zusammenhang mit den zuletzt unbefriedigenden Resultaten haben? Acht Wochen vor der Heim-WM kann sich die Schweiz keine schlechten Auftritte mehr leisten.
Es kann sein, ja. Wir waren alle nicht zufrieden mit unseren letzten Partien, dem WM-Bronzespiel oder dem fünften Rang an den World Games. Es war heute extrem wichtig, dass wir eine ordentliche Leistung brachten und uns nicht abschlachten liessen. Ich persönlich spürte, dass jeder wusste, dass heute eine Reaktion kommen musste. Dies war vielleicht der Grund, warum wir zu Beginn etwas passiv agierten. Der Druck kann sich schnell in Verkrampfung verwandeln.
Es bleiben nur noch zwei Spiele, bis es mit der WM-Eröffnungspartie in Zürich gegen Norwegen los geht. Das sind zu wenig, um das Schweizer Spiel neu zu erfinden.
Das müssen wir aber auch nicht, wir wissen schon lange, was wir spielen wollen. Es werden gegen Schweden und Tschechien keine neue Sachen mehr auf den Tisch kommen. Gegen Finnland war es ein Schritt in die richtige Richtung, aber damit ist es noch lange nicht gemacht. Gerade an einer WM müssen wir dann ein solches Spiel auch zu unseren Gunsten entscheiden können - das muss Jedem klar sein. Es war zuletzt auch nicht alles schlecht, nur die Resultate stimmten halt nicht. Es war der Wurm drin und wir hatten zu wenig Energie. Das war heute jedoch wesentlich besser und schon beim Einschiessen spürbar. Wenn ich dies mit demjenigen in Birmingham vergleiche, sind es Welten. An der WM gibt es keine Entschuldigungen mehr und es muss einfach alles passen. Ich bin zuversichtlich, dass dies so sein wird.