12.
2014
Teamstütze statt Wackelkandidat
Kaum eine Nomination im Schweizer Unihockey-WM-Kader gab zu solchen Diskussionen Anlass wie diejenige von Christoph Hofbauer. Nun traf der Wiler-Stürmer in jedem Gruppenspiel und fühlt sich «pudelwohl» vor den entscheidenden Spielen.
Der Winter ist noch nicht angekommen in Göteborg. Statt Schnee und Kälte ist Sonnenschein mit frühlingshaften Temperaturen sowie dann und wann Regen angesagt. In der zweitgrössten Stadt Schwedens an der Westküste findet derzeit die zehnte Unihockey-Weltmeisterschaft statt. So etwas wie seinen zweiten (oder dritten) Frühling erlebt derzeit auch Christoph Hofbauer. Der 30-jährige Stürmer Wiler-Ersigens spielte in dieser Saison nur die beiden ersten Meisterschaftsspiele, nach dem Champions-Cup von Anfang Oktober setzte ihn eine hartnäckige Fussverletzung ausser Gefecht.
Tore als Antwort
Trotzdem erhielt er ein Aufgebot für die WM. Ein Aufgebot, das in der Unihockey-Szene zu reden gab. «Besser einem jungen Spieler Einsatzzeit gewähren, als einem verletzten», so der allgemeine Tenor. In Göteborg gab Hofbauer seinen Kritikern aber die passende Antwort. In jedem der drei Schweizer Gruppenspiele erzielte er ein Tor. Nur Manuel Maurer (Köniz) und Nico Scalvinoni (GC) trafen im Schweizer Team auch dreimal. Beim 7:3 gegen Estland und beim 2:2 gegen Erzrivale Tschechien gelang Hofbauer jeweils den Führungstreffer. Gestern gegen Norwegen (10:7) das 6:3.
Dazu gehörte er jeweils zu den besten Schweizer Akteuren, welche die Gruppenspiele auf dem zweiten Rang abschlossen. «Ich habe die Diskussionen um das Aufgebot absolut verstanden, es war ja auch verständlich. Ich wusste selber nicht, wie mein Formstand war», sagt der Bätterkinder. Er selbst zweifelte, ob ihm die Nationaltrainer trotz der Verletzung das Vertrauen schenken würden. Ein komisches Gefühl sei es gewesen als Wackelkandidat, so der fünffache WM-Teilnehmer, «aber ich ging davon aus, dass mir die Trainer mitgeteilt hätten, wenn ich nicht dabei gewesen wäre.»
Viertelfinal am Freitag
Untätig blieb Hofbauer in der unfreiwilligen Pause nicht. Viel an der Ausdauer habe er gearbeitet und alternativ trainiert. «Ich bin fit und fühle mich pudelwohl», sagt er nun nach den drei Gruppenspielen, «aber ich habe noch Steigerungspotenzial, wie das ganze Team auch». Dass einige Schweizer Akteure formschwach nach Göteborg reisten, wirkte sich auch auf die Leistungen aus. Estland war zum Glück im Startspiel zu schwach, um die Schweizer zu fordern. Gegen Tschechien, das in den letzten sechs Partien fünf Mal gegen die Schweiz gewann, konnten sich die Eidgenossen beim starken Torhüter Pascal Meier bedanken, dass sie einen Punkt holten. «Mit dem Ball waren wir viel zu statisch, das war nicht so geplant», blieb Hofbauer kritisch. Gegen Norwegen konnten die Schweizer mit zehn Treffern zwar offensiv überzeugen, blieben aber in der Abwehr anfällig. «Es fehlte die Abgeklärtheit», befand Hofbauer.
In der Abgeschiedenheit Flodas, rund eine halbe von Göteborg entfernt, «mitten im Wald» (Zitat Hofbauer) bereitet sich die Schweizer Nati auf die entscheidenden Spiele vor. Am Freitag steht der Viertelfinal gegen den Sieger zwischen Estland und der Slowakei an, am Samstag der Halbfinal voraussichtlich gegen Weltmeister Schweden. Schnee wird auch bis dann nicht erwartet. Und wer weiss, vielleicht hilft der Göteborger Frühling den Schweizern zu einer Überraschung. Christoph Hofbauer wäre jedenfalls bereit.
Zeitungsbericht "Berner Zeitung"