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2022
Ausgerechnet Kivilehto
Ab Samstag wird zum dritten Mal eine Unihockey-WM der Männer in der Schweiz ausgetragen. 2004 und 2012 wollten die Gastgeber Gold, scheiterten aber im Halbfinal jeweils auf äusserst bittere Art und Weise. In zwei Teilen blicken wir noch einmal zurück. Heute: als der defensive Defensiv-Verteidiger Juha Kivilehto mit einem scheinbar harmlosen Schuss die Gold-Träume der Schweiz begrub.
Wir wollen kurz vor dem Start in die Weltmeisterschaft in Zürich und Winterthur, für die sich die Schweiz enorm viel vorgenommen hat, nicht in alten Wunden grübeln. Doch Negativerlebnisse sind genauso wenig aus den Geschichtsbüchern zu streichen wie Erfolgsstorys. Zweimal durfte die Schweiz bereits ein WM-Turnier der Männer ausrichten, beide haben enorm viele kleine Geschichten geschrieben. Im Gedächtnis des Schweizer Unihockeyfans bleiben aber vorwiegend die bitteren Halbfinal-Outs haften.
Von der Wankdorfhalle ins Hallenstadion
Vor zehn Jahren nahm sich Petteri Nykky als Schweizer Nationalcoach der Aufgabe «Heim-Gold» an. Der Finne kam mit der Referenz, 2008 und 2010 seinem Heimatland die ersten WM-Titel beschert zu haben. Nykky brachte punkto Spielphilosophie tatsächlich viel frischen Wind ins Schweizer Unihockey - und startete mit der Nati ziemlich euphorisch in die WM-Kampagne. In der Gruppenphase, die in der Wankdorfhalle in Bern ausgetragen wurde, bezwang die Schweiz zum Start die Slowakei mit 8:4, fegte danach Unihockey-Exot Singapur mit 35:0 vom Feld und besiegte zum Abschluss der ersten Phase auch Estland problemlos mit 14:3. Jonas Thomsson, heute ein bekannter Spieleragent, machte sich nach einem Rencontre mit Daniel Bill bei den Schweizer Fans unbeliebt und wurde bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen.
Im Viertelfinal wartete Norwegen mit Ketil Kronberg, der in diesem Jahr seine zwölfte WM bestreiten wird. Mit einem 11:5-Sieg erfüllte die Schweiz die Pflicht und nahm Abschied aus Bern. Für die entscheidenden Spiele zog der WM-Tross ins Zürcher Hallenstadion. Als Halbfinal-Gegner wartete Finnland auf, das in der Vorrunde die Tschechen eliminierte. Der Titelverteidiger galt in der (ehemaligen) Heimstätte der ZSC Lions mit Stars wie Mika Kohonen, Tero Tiitu und Mikael Järvi als Favorit, doch die Schweiz startete gut in die Partie und ging durch einen Flachschuss Markus «Kusli» Gerbers mit 1:0 in Führung. Nach einem starken Mitteldrittel lagen die Schweizer sogar mit 3:1 in Führung. Emanuel Antener (nach einem Fehlpass Tatu Väänänens) und Matthias Hofbauer (nach einer schönen Kombination) hatten die Weichen auf «Final» gestellt. Allerdings kamen die Finnen im Schlussabschnitt noch einmal zurück und glichen sieben Minuten vor Schluss aus.
So sah man ihn selten: Emanuel Antener mit euphorischem Jubel nach seinem Tor zum 3:1 gegen Finnland. (Bild: Fabian Trees)
Mitten in die Euphoriewelle
In der Verlängerung war bei der Nati nichts von Nervosität zu spüren. Ganz im Gegenteil: sie strotzte richtiggehend vor Energie, liess den Finnen kaum einen Ball und verpasste den entscheidenden Treffer aus aussichtsreichen Abschlusspositionen nur knapp. Und dann dies: mitten in der Euphoriewelle und lautstarken «Hopp Schwiiz»-Rufen läuft Juha Kivilehto an der linken Bande entlang und entscheidet sich für einen Abschluss. Der scheinbar harmlose Versuch geht durch die kleine Lücke zwischen Unglücksrabe Daniel Streit und dem nahen Pfosten. Die Halle verstummt, die Schweizer Final-Träume platzen jäh. Das Nykky-Team muss sich einen Tag später - einmal mehr - mit dem Bronzespiel begnügen, das gegen Deutschland diskussionslos mit 8:0 gewonnen wird. Im Final meldet sich Schweden nach zwei verlorenen Titeln eindrücklich zurück und bezwingt Finnland klar mit 11:5 - zur Spielmitte stand es bereits 8:0. Ein weiterer kleiner Trost für die Schweiz: mit Matthias Hofbauer und Emanuel Antener schaffen es zwei Akteure ins Allstar-Team, Letzterer gewinnt auch die Skorerwertung.
WM 2012 in Zürich und Bern:
Weltmeister: Schweden
Silber: Finnland
Bronze: Schweiz
Topskorer:
1. Emanuel Antener (SUI), 26 Punkte (9 Tore, 17 Assists)
2. Rsamus Enström (SWE), 22 Punkte (15/7)
3. Kim Nilsson (SWE), 22 Punkte (14/8)
Allstar-Team:
Goalie: Henri Toivoniemi (FIN)
Verteidiger: Martin Östholm (SWE), Tatu Väänänen (FIN)
Center: Matthias Hofbauer (SUI)
Flügel: Emanuel Antener (SUI), Kim Nilsson (SWE)
MVP: Kim Nilsson (SWE)
Der WM-Halbfinal von 2012 zwischen der Schweiz und Finnland in voller Länge.
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