10.
2012
Die Lockout-Verlockung
Biel verpflichtet Patrick Kane, die Zuger Gegner zittern vor Henrik Zetterberg, Sidney Crosby liebäugelt mit dem Wechsel in die Schweiz, der SC Bern darbt trotz NHL-Stars. Dank des Lockouts in der National Hockey League ist das Schweizer Eishockey en vogue - die Stadien sind gut bis sehr gut gefüllt. Wer die Berichte zur NLA der letzten Wochen mit den Zahlen aus dem Oktober 2011 vergleicht, stellt eine deutliche Steigerung der Medienpräsenz fest.
Was wäre, wenn es in der weltbesten Unihockey-Liga einen Lockout gäbe und sich die Spieler der schwedischen Superligan auf Klubsuche befänden? Vielleicht wäre Floorball Köniz in derselben Situation wie der SCB?
Man stelle sich vor: Daniel Calebsson und Florian Kuchen kehren von Pixbo nach Bern zurück, zudem lässt Emanuel Antener wie beim Djurling-Transfer seine Beziehungen spielen und ebnet den Weg für die Verpflichtung Kim Nilssons. Sportchef Heinz Zaugg reibt sich die Hände, in der Lerbermatt steigt der Zuschauerdurchschnitt auf 500 Besucher. Dies ruft die Feuerpolizei auf den Plan, weil in der schmucken Halle nur 450 Zuschauer erlaubt sind. Tatsächlich ist bald Feuer unterm Dach, im übertragenen Sinn: Die Zuzüge steigen in der Teamhierarchie zuoberst ein, was erstmals in der Geschichte des Vereins für Unruhe in der Mannschaft sorgt. Martin Messerli, der starke Mann im Klub, stapft nach der Auswärtsniederlage gegen Grünenmatt wutentbrannt in die Gästegarderobe im Sumiswalder Forum und liest den Grossverdienern unter den Studenten die Leviten - als Bestrafung gibts nach der 50-minütigen Rückfahrt ein gemeinsames Auslaufen in der Lerbermatt.
Und sonst? Wiler freut sich über die Rückkehr Mattias Wallgrens sowie Henrik Quists und kann endlich Tero Tiitu verpflichten. Peter Runnestig nimmt nochmals einen Anlauf in Zürich, die Tigers haben mit Jim Canerstam endlich wieder einen Regisseur. Dem deutschen Nationaltrainer Philippe Soutter gelingt gleich ein doppelter Transfercoup: Im Vorbereitungscamp auf die WM kann er Storvretas Fredrik Holtz von einem Engagement bei Verbano Unihockey überzeugen, und weil sich Kalle Brännberg an der Universität in Lugano für den Kurs „Italienisch für Fortgeschrittene" eingeschrieben hat, erhält Soutter eine zweite Verstärkung. Die Zuzüge sorgen für Frust bei Ales Zalesny, der seinen Stammplatz gefährdet sieht und seinen Stock wieder mal in Richtung des Trainers schmeisst. Diesmal zielt er aufs linke Bein. Im Emmental nicken die Leute anerkennend - sie haben ja schon immer gewusst, dass diese Hassliebe auf Dauer nicht funktionieren wird.
Magnus Svensson heuert im Bündnerland an. Eigentlich geht der Warberg-Stürmer nach seiner Landung in Zürich davon aus, bis zum Lockout-Ende bei Malans zu spielen. Weil es Mathis Störi aber verpasst, den Schweden wie vereinbart am Bahnhof in Landquart abzuholen - Gerüchten zufolge war der Alligator-Präsident wegen einer Telefon-Konferenz unabkömmlich -, landet Svensson schliesslich in Chur. Ob all den spektakulären Transfers verzeichnet der Webauftritt von swiss unihockey einen Rekordwert bei den Zugriffen. Selbst unter Höchstbelastung funktioniert die Homepage einwandfrei, weshalb manch ein Eishockeyfreund neidisch zu den Unihockeyanern blickt - unglaublich, aber wahr: Die Verantwortlichen von Swiss Ice Hockey bringen nicht einmal einen anständigen Liveticker zustande. Bliebe noch die Frage, was eigentlich Superstar Mika Kohonen macht? Der finnische Weltmeister kokettiert mehrmals mit einem Wechsel in seine Heimat oder in die Schweiz - schliesslich folgt er aber dem Lockruf des Rubels und unterschreibt bei Nizhny Novgorod FBC-30. Er soll nun am 1. November bei der Eröffnung der ersten russischen Unihockeyhalle vorgestellt werden. Mehr Infos hierzu sind unter http://fbc30.nnov.ru/english/ zu finden. Die Meldung von Kohonens Zuzug ist übrigens noch nicht aufgeschaltet, wegen Serverproblemen. Die Verantwortlichen versichern auf Russisch: „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung."