11.
2012
TV und Träume
Das Highlight jedes Jahres rückt näher. Für mich sind Weltmeisterschaften noch immer etwas besonderes. Unihockey begleitet mich seit 1977. Wir hatten damals Visionen, aber die gingen noch nicht sehr weit. Wir träumten zum Beispiel davon, dass es in jeder Halle Unihockeytore haben sollte. Damals trainierte mein Verein in vier verschiedenen Hallen, und nach jedem Training schraubten wir unsere Tore auseinander und bugsierten sie ins Auto, um sie im nächsten Training wieder neu aufzubauen.
Wir träumten also noch nicht von ausverkauften Arenen, Nationalteams, Weltmeisterschaften oder TV-Übertragungen.
Heute ist das eine Realität. Ich bin in der sechsten Saison bei TV4, Schwedens grösstem privatem TV-Sender, für die Unihockeyübertragungen verantwortlich. Bis jetzt haben wir fast 170 Spiele live übertragen, und ich sage stolz, dass wir einen guten Job machen. Das war nicht immer so. Fakt ist: Von einem Unihockeyspiele gute Bilder zu produzieren, ist für eine TV-Crew eine der schwierigsten Aufgaben.
Ich erinnere mich an einen Klassiker. Etwa 1987 bestritt Schweden gegen Finnland eines der ersten Länderspiele. Unihockey war noch ziemlich unbekannt, aber das schwedische Fernsehen wollte dem Sport eine Chance geben - und tauchte mit einem einzelnen Kameramann auf.
Ich begrüsste den Mann, etwa 60 Jahre alt. Er schien nicht glücklich zu sein, zu diesem Spiel abkommandiert worden zu sein. Ich fragte ihn, ob er schon mal etwas mit Unihockey zu tun gehabt habe. Als er verneinte, gab ich ihm den Tipp, einen weiten Winkel zu wählen, da sich der Ball ziemlich schnell bewege. Das geriet ihm in den falschen Hals. Mit rotem Kopf antwortete er: „Hör mal, Junge! Ich bin seit 30 Jahren im Eishockey, also werde ich diesen Sport auch meistern!"
Ich wünschte ihm viel Glück und überliess ihn seinem Schicksal. Es fielen elf Tore - drei davon vermochte er einzufangen. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Vermutlich verbrachte er den Rest seiner Karriere beim Eishockey oder anderen langsamen Sportarten.