12.
2008
Vorfreude
Grösser könnten die Gegensätze zur Zeit kaum sein: in heimischen Gefilden mokiert man sich über die bescheidenen Zuschauermengen in der obersten Liga. Die Zahlen stagnieren und man sucht nach Lösungen. Gleichzeitig scheint Unihockey alles andere als tot zu sein: an der WM in Tschechien besuchen fast 9000 Fans das Spiel ihrer Mannschaft gegen die Schweden. Ich freue mich, wenn auch aus der Ferne, auf ein spannendes Finalwochenende und bin sicher, dass das Endspiel alle Rekorde brechen wird. Offensichtlich ist bis jetzt das Konzept der Dezember-WM immerhin in dieser Hinsicht aufgegangen. Die Eishockeytradition in Tschechien wird wohl ebenfalls dazu beitragen, dass sich die Leute ins Stadion begeben.
Ich habe mich diese Woche öfter gefragt, ob so was auch bei uns möglich wäre. Den Schweizern Begeisterungsfähigkeit als Eigenschaft zuzuschreiben wäre grob übertrieben. Diese muss, wie das holländische Beispiel zeigt, auch bei einem Once-in-a-lifetime-Event wie der Fusssball-EM erst importiert werden. Doch irgendwie hatte schon die Heim-Weltmeisterschaft anno dazumal mit dem sportlich gesehen unrühmlichen Ende das Potential die Unihockeygemeinde zu begeistern. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn dieser Halbfinal nicht so grausam in die Hosen gegangen wäre. Deswegen freue ich mich schon heute auf 2011 und 2012 und ein volles Hallenstadion (sollte der Event dort stattfinden).
Doch bis dahin muss noch einiges geschehen, was den Stellenwert von Unihockey in der Schweiz anbelangt. Zum Glück ist die einlullende Rede von der Boomsportart oder vom Trendsport mit Zukunft allmählich verstummt. Was es momentan braucht ist mehr Medienpräsenz um Unihockey für Sponsoren attraktiver zu machen und damit ein Halbprofitum in der obersten Liga finanzieren zu können. Doch leider berichtet niemand über eine Randsportart, die nur einige hundert Zuschauer anzieht. Irgendwann ist der Goodwill des gnädigsten Lokaljournalisten verspielt, wenn nicht mehr Leute zu den Spielen erscheinen. Doch wie lockt man die Zuschauer in die Halle? Leider hat kein Verein die Kapazität um alle paar Wochen ein „Duell" auf die Beine zu stellen. Diese Special-Events haben eine überaus positive Wirkung, sind aber für überwiegend auf Ehrenamtlichkeit basierende Vereine als Organisatoren kaum mehrmals pro Saison durchzuführen.
Es muss meiner Meinung nach noch andere Varianten geben, um die Ränge regelmässig zu füllen. Der typische Unihockeyzuschauer ist entweder selber als Unihockeyspieler aktiv oder kennt einen Akteur der Mannschaft persönlich. Eine Minderheit der Zuschauer schaut sich ein NLA-Spiel an, ohne einen direkten Bezug zur Sportart Unihockey zu haben. Dies wird sich meiner Meinung nach auch nicht ändern und kann es auch nicht, da die Konkurrenz durch die grossen Zuschauermagnete, Eishockey und Fussball, zu stark ist und bleiben wird.
Es geht darum, die „Szene" selber in die Hallen zu bringen. Der Breitensportler der mit seinen Kollegen 4.Liga-Unihockey spielt, muss zu den Spielen kommen. Das Juniorenteam vom UHC Ahorn muss sich das Heimspiel des lokalen Aushängeschilds ansehen.
Die Zahl der Lizenzierten ist in den letzten Jahren stetig gewachsen, vor allem bei den Junioren. Grosser Zuwachs im Nachwuchsbereich ist lobenswert und für die Zukunft unserer Sportart unabdingbar. Er bringt aber nicht viel nachhaltig Positives, wenn ein Grossteil der Junioren den Stock an den Nagel hängt, bevor der Übertritt zu den Aktiven erfolgt. Ich habe mich schon oft gefragt, wo all die begeisterten Schüler anschliessend bleiben, die Unihockey zur Schulsportart Nr.1 machen.
Das Ziel für eine erfolgreiche Zukunft von Unihockey in der Schweiz muss sein, noch mehr lizenzierte Spielerinnen und Spieler im Aktivalter zu gewinnen. Je mehr Leute direkt mit Unihockey in Berührung kommen, desto grösser wird auch das Zuschauerpotential. Und zudem muss es nicht zwingend ein ehemaliger NLA-Spieler sein, der dereinst über ein mögliches Sponsoring in einer Firma entscheidet. Es liegt an den Verein neben dem Nachwuchs auch den Breitensport zu fördern. Zeitgemässe Strukturen wurden mit den Ligareformen auf dem Grossfeld und Kleinfeld geschaffen.
Packen wir es an!