Gerber Brothers
Während sich Philipp Gerbers Karriere dem Ende nähert, hat diejenige von Bruder Marc-Oliver erst richtig Fahrt aufgenommen. Gemeinsam haben sie mit den Tigers die erfolgreichste Quali der Vereinsgeschichte absolviert. Die Anfahrt in Emmental hat seine Tücken. „Ruf mich an, wenn du in Eggiwil bist. Dann lotse ich dich, sonst findest du mein Haus eh nicht", sagt Philipp Gerber, als der Interviewtermin besprochen wird. Als er das Wort „Zug" hört, wird es kurz still. „Steig in Konolfingen aus, mein Bruder holt dich dort ab." Klappt wunderbar. Marc-Oliver Gerber, kurz Oli genannt, steht pünktlich am Bahnhof bereit. Mit dabei ist seine Freundin Kerstin, die während des Gesprächs mit den Brüdern auf Philipps Tochter Lina Louisa (2.5 Jahre alt) aufpassen wird, während dieser den fünf Monate alten Sohn Kim Eliah im Schoss hält und gekonnt füttert. „Ich möchte nirgends anders wohnen", sagt Lastwagenchauffeur „Philu" mit Blick auf das sonnige Emmental, das sich ausserhalb des Küchenfensters ausbreitet. Ins Haus am Rand von Eggiwil ist die Familie ein Jahr vor der Geburt der Tochter gezogen - Platz und Umschwung für den Nachwuchs sind vorhanden, die Schwiegereltern wohnen auch ganz in der Nähe. Hier passt alles. „Ganz am Anfang meiner NLA-Karriere gab es mal Kontakte ins Bündnerland. Aber damals suchte ich noch keine neue Herausforderung, und heute will ich nicht mehr weg", sagt der bald 29-Jährige. Ob er nächste Saison überhaupt noch im Kasten der Tigers stehen wird, entscheidet sich in den kommenden Wochen. „Es kann in diese oder die andere Richtung gehen", will er sich nicht in die Karten blicken lassen. „Aber es ist mir klar, dass der Verein bezüglich Torhüterposition bald einen Entscheid benötigt." Jürg Siegenthaler, letzte Saison die Nummer 2 hinter Gerber und derzeit in Schweden, wird den Entscheid mit Spannung erwarten und seine Rückkehr in die Schweiz wohl auch davon abhängig machen.
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Gerber Brothers
Während sich Philipp Gerbers Karriere dem Ende nähert, hat diejenige von Bruder Marc-Oliver erst richtig Fahrt aufgenommen. Gemeinsam haben sie mit den Tigers die erfolgreichste Quali der Vereinsgeschichte absolviert.
Die Anfahrt in Emmental hat seine Tücken. „Ruf mich an, wenn du in Eggiwil bist. Dann lotse ich dich, sonst findest du mein Haus eh nicht", sagt Philipp Gerber, als der Interviewtermin besprochen wird. Als er das Wort „Zug" hört, wird es kurz still. „Steig in Konolfingen aus, mein Bruder holt dich dort ab." Klappt wunderbar. Marc-Oliver Gerber, kurz Oli genannt, steht pünktlich am Bahnhof bereit. Mit dabei ist seine Freundin Kerstin, die während des Gesprächs mit den Brüdern auf Philipps Tochter Lina Louisa (2.5 Jahre alt) aufpassen wird, während dieser den fünf Monate alten Sohn Kim Eliah im Schoss hält und gekonnt füttert. „Ich möchte nirgends anders wohnen", sagt Lastwagenchauffeur „Philu" mit Blick auf das sonnige Emmental, das sich ausserhalb des Küchenfensters ausbreitet. Ins Haus am Rand von Eggiwil ist die Familie ein Jahr vor der Geburt der Tochter gezogen - Platz und Umschwung für den Nachwuchs sind vorhanden, die Schwiegereltern wohnen auch ganz in der Nähe. Hier passt alles. „Ganz am Anfang meiner NLA-Karriere gab es mal Kontakte ins Bündnerland. Aber damals suchte ich noch keine neue Herausforderung, und heute will ich nicht mehr weg", sagt der bald 29-Jährige.
Ob er nächste Saison überhaupt noch im Kasten der Tigers stehen wird, entscheidet sich in den kommenden Wochen. „Es kann in diese oder die andere Richtung gehen", will er sich nicht in die Karten blicken lassen. „Aber es ist mir klar, dass der Verein bezüglich Torhüterposition bald einen Entscheid benötigt." Jürg Siegenthaler, letzte Saison die Nummer 2 hinter Gerber und derzeit in Schweden, wird den Entscheid mit Spannung erwarten und seine Rückkehr in die Schweiz wohl auch davon abhängig machen.
Premiere auf grosser Bühne
Oli Gerber, teamintern seit den Zeiten unter Trainer Philippe Soutter auch Moli genannt (da damals Verwechlungsgefahr mit Oli Oilinki), hegt derzeit selbstverständlich noch keine Rücktrittsgedanken. Im Gegenteil. Seit dem letzten Februar befindet er sich im Kreis der Nationalmannschaft, wurde auch für die WM-Quali in Bratislava aufgeboten und hofft auf eine Teilnahme an der kommenden WM in Göteborg. Nicht nur, weil er überhaupt noch nie in Schweden war. „Es ist mir bewusst, dass ich ein extrem starkes halbes Jahr zeigen muss, um dabei zu sein. Aber natürlich ist eine WM das Ziel - und am Liebsten schon die nächste", sagt der 23-Jährige.
Olis Stern war im März 2009 aufgegangen. Er stand an der Schwelle zum NLA-Kader der Tigers, spielte aber noch im Nachwuchs. Als sich die Tigers für den Cupfinal gegen Wiler-Ersigen qualifizierten, besorgte er für sich und seine Eltern Sitzplatztickets, um seinen Bruder im Einsatz zu sehen. Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Am Freitag vor dem Spiel rief in Soutter an und bot ihn für die Partie auf. „Ich dachte natürlich, mein Platz sei auf der Bank", erinnert sich Oli. Weit gefehlt. In der Geraderobe sah er seine Namen im ersten Block - an der Seite von Ales Zalesny und Simon Stucki, abgesichert von Kusli Gerber und Saku Lehti. Gerber steuerte ein Tor und einen Assist zum Sieg über Wiler bei, wurde zum besten Spieler der Partie gewählt. „Das werde ich natürlich nie mehr vergessen", sagt er lachend.
Erst neulich, als er bei einem Nati-Zusammenzug mit Matthias Hofbauer das Zimmer teilte, gestand er diesem, dass es eigentlich ein Fuss-Tor war. „Ich versuchte schon den Ball mit dem Stock zu spielen, aber zuletzt war der Fuss im Spiel", gibt er zu. Gesehen hat es niemand, auch Hofbauer staunte - reagierte aber gelassen.
Oli und Philu Gerber sonnen sich im Erfolg des Quali-Siegs der Tigers.
Mirchelgässli Zäziwil
Oli Gerber schaffte anschliessend den Sprung ins Fanionteam und brillierte auch an der gleich folgenden U19-WM in Turku. Im Bronzespiel gegen Tschechien rief er seine beste Turnierleistung ab und steuerte vier Treffer zum 7:1-Sieg bei. Ein Mann also, der bereit ist, wenn es darauf ankommt.
Eine U19-WM-Medaille fehlt in Philipp Gerbers Palmarès, dafür hat er im Gegensatz zu seinem Bruder zwei A-Weltmeisterschaften bestritten. 2008 holte er in Tschechien Bronze. „Die Medaille liegt mit einigen Leibchen in einer Schachtel im Keller. Ich muss kein Zimmer mit den Sachen tapezieren - eines Tages werde ich aber sicher gerne hineinblicken und in den Erinnerungen schwelgen." Oli hingegen hat seine Trophäen in seinem Heim in Oberdiessbach aufgehängt. Erste Unterschiede zwischen den grossgewachsenen Brüdern sind also gefunden.
„Wir sind sicher beide ruhige Typen. Uns verbindet vor allem der Unihockeysport und im Sommer das Motorradfahren", sagen die beiden. Rahmschnitzel ist eine weitere geteilte Leidenschaft sowie das Bekenntnis zum Fertig-Fondue von Gerber, wie Philipp mit einem schnellen Handgriff in den Küchenschrank beweist. In Sachen Musik (Philu: Elektro/Trance/House - Oli: Crossover), Film (Philu: Fast and the Furious - Oli: eher Komödien) sind sich hingegen nicht so ganz einig.
Es liegen ja auch fünf Jahre Altersunterschied zwischen den beiden. Als im Mirchelgässli in ihrem damaligen Wohnort Zäzwil jeweils die Strassenhockey-Schlachten tobten, dauerte es eine Weile, bis Oli mit den Älteren mithalten konnte. „Das waren tolle Zeiten. Wir spielten in jeder freien Minute Rollhockey oder Strassenhockey. Als wir später in Oberdiessbach wohnten und die Strasse uneben war, stopften wir den Unihockeyball, um ihn schwerer zu machen", erinnern sich beide gerne zurück. Mit dabei war jeweils auch der ältere Bruder Marcel, der es bis ins NLB-Team von Eggiwil schaffte. Auch Rolf „Traktor" Lüthi und Cousin Christoph Gerber (später Malans) waren mit von der Partie. „Nur Kusli Gerber schaffte es nie bis in Mirchelgässli, aber gegen ihn spielten wir jeweils auf dem Schulhausplatz", erzählen die Brüder lachend.
Unerwartetes Hoch
Unebene Strassen gehören der Vergangenheit an. Heute heisst der Spielplatz „Espace Arena Biglen", und die Tigers haben soeben ihre erfolgreichste Qualifikation der Geschichte hinter sich gebracht. Nach zwei Niederlagen zum Auftakt reihten sie sagenhafte zwanzig Siege in Serie aneinander.
Wie ist das, wenn man einfach nicht mehr verliert? „Wir haben eine unglaubliche Sicherheit gewonnen. Gegen GC drehten wir eine Partie, in der wir sieben Minuten vor Schluss noch 5:9 zurücklagen. Es kam nie Hektik auf, jeder konnte einfach noch einen Gang hochschalten", schildert Oli Gerber das Gefühl. 11:9 gewann die Tigers nach einem 8:3 im Schlussdrittel. „Die Ruhe spürte man jederzeit auch in der Garderobe", bestätigt Philipp und führt weiter aus: „Vor der Saison hätte ich natürlich nie geglaubt, dass wir so eine Serie hinlegen würden. Ich war zuversichtlich, dass wir um das Heimrecht in den Playoffs kämpfen können, aber den Quali-Sieg hat in dieser Form niemand vorhersehen können." Als Höhepunkte bezeichnen beide die Siege über Wiler, vor allem das souveräne 8:3 in Kirchberg. „Das gibt uns Selbstvertrauen für die Playoffs - und ich bin sicher, dass dies an Wiler nagen wird", sagt Philipp mit einem Lächeln.
Dass man sich vom Qualisieg grundsätzlich nichts kaufen kann, wissen die beiden vor der Playoff-Viertelfinalserie gegen Rychenberg. „Vielleicht können wir im ersten und zweiten Spiel noch davon profitieren, aber danach kennen sich beide Teams in- und auswendig. Dann wird es extrem hart", weiss Philu Gerber. Und sein Bruder erinnert sich noch gut an die Serie zwischen den gleichen Kontrahenten in der vorletzten Saison - Simon Stucki gelang damals erst in der Verlängerung der siebten Partie der Siegtreffer. „Das war eine Schlacht. Da wir oft mit zwei Linien gespielt haben, fehlte danach im Halbfinal gegen GC die Kraft."
Den gesamten Text und das Interview lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.