Ausgabe 130, August 2017 - Saison 2017/2018
So geht Präsident
Es gibt Sportarten, in denen Funktionärskarrieren durchschnittlich Jahrzehnte dauern. Im Unihockey ist das anders. Hier wird schon nach zwei Jahren im Vorstand nach dem Rücktritt gerne von „langjährigen Verdiensten" gesprochen. Es gibt aber auch Sportarten, die seit Jahrzehnten vor sich hin dümpeln. GV, Grümpi, Altpapiersammlung und Dorffest haben ihren fixen Platz im Kalender, die Checklisten dazu sind griffbereit und bewährt. Unihockey hingegen hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten stark verändert. Kaum jemand weiss das besser als This Störi.
16 Jahre führte der Glarner Alligator Malans, seit Beginn dieses Millenniums. Eine ungewöhnlich lange Zeit in einem Sport, der sich stark entwickelt hat. Drei der fünf Meistertitel und alle vier Cupsiege des Vereins fallen in seine Amtszeit. Kaum jemand hätte Störi im letzten April den krönenden Abschluss missgönnt - aber der Superfinal ging bekanntlich knapp verloren. Störi nimmt uns im Interview auf eine kleine Zeitreise mit.
Leseproben zu dieser Ausgabe
Patrik Doza
Mit Patrik Doza hat sich Floorball Köniz den Topskorer der tschechischen Superliga geangelt. Einen Mann mit feinen Händen wie der zurückgetretene Jens Frejd. Aber auch einen für die wichtigen Spiele?
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Bunter Hund
Tero Töyrylä sticht aus der Masse der normalen Unihockeyfans heraus. Der 56-jährige Finne haut gerne auf die Pauke und reist verkleidet oder mit Pappfiguren um die Welt.
Artikel lesenTero Töyrylä sticht aus der Masse der normalen Unihockeyfans heraus. Der 56-jährige Finne haut gerne auf die Pauke und reist verkleidet oder mit Pappfiguren um die Welt.
WKK Sporthalle in Breslau, Polen. Ein Mann mittleren Alters steht in einer Ecke der Halle. Er trägt ein Finnland-Shirt, eine blaue Kravatte, bearbeitet seine Trommel und gibt einen unverständlichen Gesang von sich - Sprech-Chöre ist das falsche Wort, er ist ja alleine. „An-nam-man-nam-mam-maah!", klingt es. Oder so ähnlich.
Wir sprechen von Tero Töyrylä, 56 Jahre alt. Familienvater und ehemaliger Ultra-Runner aus Turku im Südwesten Finnlands. Den verrückten Finnen kennt man mittlerweile in vielen Hallen der Unihockeywelt. Wie zuvor schon Topi Naskali, den „Fan der Fans", der mit seiner Entenpfeife in den Arenen unterwegs war. Die Finnen scheine Ader für solche Auftritte zu haben - und in der Unihockeyszene, die vor allem aus gesitteten Zuschauern besteht, fallen solche Figuren sogleich auf.
5500 Kilometer pro Jahr
„Ich kam vor 15 Jahren zum Unihockey, als mein Sohn zu spielen begann", erzählt Tero Töyrylä. Der erste Event war die U19-WM 2009 in Turku, dann die Männer-WM 2010 in Helsinki. Anschliessend erkundete er auch das Ausland. Die WM in der Schweiz 2012, die U19-WM in Hamburg 2013 und so weiter. Die letzte Station waren die World Games in Polen.
Neben Finnlands Nationalteams verfolgt Töyrylä auch Fussball. Die Frauen und Männer von TPS Turku, aber auch andere Spiele, die ihn interessieren. In diesem Sommer zum Beispiel das Champions-League-Qualifikationsspiel zwischen IFK Mariehamm und Legia Warschau auf den Aaland-Inseln.
Auch im Unihockey verfolgt Tero Töyrylä vor allem die Teams seiner Heimatstadt Turku. Er setzt sich aber auch mal in sein Auto, um 300 Kilometer an ein Spiel von Classic, Happee oder den Oilers zu fahren. „Am Ende einer Saison rechnete ich mal aus, rund 5500 Kilometer an Unihockeyspiele gefahren zu sein", sagt er. Darin nicht eingerechnet sind die Fahrten mit der Mannschaft seines Sohnes, bei der er sich als Teammanager engagiert. Die Kilometerzahl findet er gar nicht so eindrücklich. „Ich bin früher mehr Kilometer pro Jahr gelaufen", erzählt er.
Mika Kohonen hat soeben ein Tor erzielt, wie unschwer zu erkennen ist. (Bild: Mika Hilska)
Sohn wollte nicht nur laufen
Tero Töyrylä war einst aktiver Läufer und einer von Finnlands besten Ultra-Runnern. 1995 und 2003 bestritt er beispielsweise den 246 Kilometer langen Spartathlon in Griechenland und machte den Laufsport über zehn Jahre lang sogar zu seinem Beruf.
„Ich war immer im Individualsport zu Hause und wusste nichts über Unihockey, bis mein Sohn damit anfing. Ich dachte mir: Okay, lass ihn einem Ball nachrennen, wenn ihm das Laufen ohne Ball zu langweilig ist", sagt Töyrylä lachend.
Für den Ausdauersportler war Unihockey eine neue und interessante Welt. „Es machte Spass, diesen neuen und frischen Sport zu verfolgen. Ich war sofort davon fasziniert. Es dauerte aber ein paar Jahre, bis ich meine verrückte Ader auf den Zuschauerrängen auszuleben begann", blickt er zurück.
Er fing an den Spielen seines Sohnes für FBC Turku mit dem Lärmen an. Da er kurz darauf als Speaker verpflichtet wurde, erfuhr die Karriere als verrückter Fan einen kurzen Unterbruch - doch als sein Filius zu TPS Turku wechselte, legte er wieder los. „Die Premiere war bei einem Juniorenturnier im schwedischen Uppsala", erinnert sich Tero Töyrylä. Wenig später entschied er, dass auch das Fanion-Team von TPS akkustische Unterstützung brauchen könne. Beim nächsten Heimspiel tauchte er mit seiner Trommel auf.
Trommel weg, Maske verboten
Der Finne legt nicht tausende von Kilometern zurück, um die besuchten Partien im Detail zu analysieren. „Ich verstehe die Feinheiten des Sports nicht wirklich. Mir geht es darum, spannende Spiele und wenn möglich mein Lieblingsteam gewinnen zu sehen", so Tero Töyrylä. „Vielleicht mache ich vor allem deshalb Lärm, damit sich niemand zu mir setzt und herausfindet, wie wenig ich vom Sport verstehe", sagt er lachend.
Lärm ist aber nicht alles. Auch Kostüme haben es dem 56-Jährigen angetan. So tauchte er schon als Pinguin, Elch oder mit einer Maske auf, die an Edvard Munchs Bild „Der Schrei" erinnert. Bei Länderspielen sind die Karton-Gesichter der finnischen Spieler zu seinem Markenzeichen geworden, die er auf der Tribüne platziert. Nach Treffern dreht er mit dem Gesicht des Torschützen unter dem Applaus des Publikums gerne eine Runde.
Logistisch stellen sich dabei einige Herausforderungen - das Material in ein Flugzeug oder eine Halle zu bringen, ist nicht immer einfach. „Am Flughafen Zürich hielt man die Kartonköpfe zuerst für Blätter einer Säge. Und in Tampere nahmen sie mir einmal die Trommel weg - zudem wurde mir gesagt, ich dürfe auf der Tribüne nicht stehen, weil das die anderen Zuschauer stören würde", hat Töyrylä viele Anekdoten auf Lager. Einmal wurde ihm auch das Tragen der Maske verboten. „Sie sagten, das sei illegal. Vermutlich hatten sie Angst, ich sei ein Hooligan, der auf Streit aus ist", sagt er lachend.
Den ganzen Artikel und viele dazu passende Bilder finden Sie in der gedruckten Ausgabe.
Inhalt
Kurznews
Pingpong mit Nicole Stalder (Wizards Bern Burgdorf) und Joël Rüegger (GC Unihockey), dazu wurde an den World Games gut gebrüllt.
So geht Präsident
Im Juni hat Mathis Störi das Präsidium bei Alligator Malans an Brigitte De Coi übergeben. In den 16 Jahren seiner Amtszeit hat sich vieles verändert - und einiges auch nicht.
Neuer Künstler
Mit Patrik Doza hat sich Floorball Köniz den Topskorer der tschechischen Superliga geangelt. Einen Mann mit feinen Händen wie der zurückgetretene Jens Frejd.
Patrik Doza will mit Köniz Titel holen. (Bild: Martin Flousek)
Champy Cup 2017
Zum 21. Mal treffen sich Teams der nationalen und internationalen Unihockey-Spitze in Maienfeld zum Champy Cup. Stars wie Mika Kohonen, Rasmus Sundstedt oder NLA-MVP Tim Braillard geben sich die Ehre.
Der Captain
Der Captain ist das Aushängeschild des Teams oder gar des gesamten Vereins. Aber was soll der Spielführer eigentlich tun oder lassen?
Verbandsnews
Zum Season-Opener in Uster und der Crowdfunding-Plattform „I believe in you".
Der andere Weg
Im Emmental geniesst Unihockey einen hohen Stellenwert. Bei den Männern und Frauen sind je drei Teams in den beiden höchsten Ligen vertreten. Lejon Zäzwil hat den Überschuss in der Region erkannt und setzt auf das Motto: «Weniger ist mehr».
Christoph Zingg steht auch nächste Saison bei Lejon Zäziwil an der Bande. (Bild: Damian Keller)
Sommergeschichte
Das Dutzend ist voll. Zum zwölften Mal organisierte unihockey.ch seine beliebten Sommercamps für Juniorinnen und Junioren. Rund 160 Kids waren diesmal dabei.
World Games
Die Nati hat an den World Games in Breslau im Final gegen Schweden die Goldmedaille knapp verpasst. Was ist dieser Anlass wert?
Generation 2000
Die beiden 17-Jährigen Nadir Monighetti (Ticino Unihockey) und Joshua Schnell (Alligator Malans) fallen nicht nur durch ihre Skorerwerte auf.
Joshua Schnell hat bereits wertvolle internationale Erfahrungen sammeln können. (Bild: Michael Peter)
Bunter Hund
Tero Töyrylä sticht aus der Masse der normalen Unihockeyfans heraus. Der 56-jährige Finne haut gerne auf die Pauke und reist verkleidet oder mit Pappfiguren um die Welt.
Vonis Dessert
Ehre dem König (Fussball).