Ausgabe 151, Mai 2019 - Saison 2018/2019
Superfinal 2019
Wiler-Ersigen macht das Dutzend voll, den Kloten-Dietlikon Jets gelingt die grosse Wende. Die Quali-Sieger GC und Piranha gehen wie schon im Cupfinal leer aus. Die Geschichte des Superfinals 2019 der Frauen hätte Corin Rüttimann schreiben können. Ein Tor, ein Assist - und in der letzten Sekunde der regulären Spielzeit hatte der Liga-MVP den Siegtreffer auf dem Stock. Oder Seraina Buchli im letzten Spiel ihrer Karriere, Torschützin zum zwischenzeitlichen 2:1 zugunsten Piranhas und erst Minuten vor der Partie für die erkrankte Margrit Scheidegger in die Startaufstellung gerutscht. Aber wie schon im Cupfinal brachten die Bündnerinnen eine Führung gegen die Jets nicht über die Distanz. So waren es andere, die Geschichte schrieben. Michelle Wiki, so oft in Finalspielen nur zweite Siegerin, hatte mit zwei Toren und einem Assist massgeblichen Anteil am Meistertitel der Zürcher Unterländerinnen. Nati-Goalie Monika Schmid, die zuvor den Grossteil der Playoffs verletzungsbedingt verpasst hatte. Julia Suter mit dem goldenen Treffer in der neunten Minute der Verlängerung - und natürlich Cheftrainerin Simone Berner, die sich mit dem Titel den verdienten goldenen Abgang bescherte. Bei den Männern stand es zehn Minuten vor dem Ende sogar 5:1. Wiler-Ersigen liess bis dahin nichts anbrennen, traf erst mit den „Veteranen" Dave Wittwer und Joel Krähenbühl, danach mit der jüngeren Generation (Claudio Mutter, Deny Känzig und Marco Rentsch). Und die Berner zogen ihr Programm durch, liessen sich auch durch zwei Zürcher Treffer zum zwischenzeitlichen 6:3 nicht beirren und holten vor ausverkauftem Haus (8011 Fans) den zwölften Meistertitel der Vereinsgeschichte.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Zu den Sternen
Ad Astra Sarnen legte diese Saison einen grandiosen Steigerungslauf hin. Dieser gipfelte im Gewinn der Aufstiegsspiele gegen die Jets und dem erstmaligen Aufstieg eines Obwaldner Teams in die NLA.
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Hüeru güet!
Neun Vereine aus der „Üsserschwiiz" dürfen für die kommende Saison eine Reise ins Wallis zu den Visper Lions planen. Die Löwinnen krönten eine starke Saison mit dem erstmaligen Aufstieg in die Frauen-NLB.
Artikel lesenNeun Vereine aus der „Üsserschwiiz" dürfen für die kommende Saison eine Reise ins Wallis zu den Visper Lions planen. Die Löwinnen krönten eine starke Saison mit dem erstmaligen Aufstieg in die Frauen-NLB.
Die zweithöchste Frauenliga der Schweiz erlebt einen Westrutsch. Letzte Saison stieg mit Yverdon der Kanton Waadt in die NLB auf, nun kehrt mit NLA-Absteiger Aergera Giffers auch der Kanton Freiburg zurück. Erstmals überhaupt taucht mit den Visper Lions ab nächster Saison das Wallis auf der Nationalliga-Landkarte auf. Dabei blickt das Unihockey im Wallis durchaus auf eine lange und lebendige Tradition zurück - die Lions feiern dieses Jahr bereits ihr 35-jähriges Bestehen und weisen einen 3. Rang im Schweizer Cup der Männer 1985 als beste Klassierung aus.
Steigerungslauf mit Stolpersteinen
Die Gipfeljagd der Lions-Frauen endete mit drei klaren Siegen gegen den UHC Trimbach, der nach zwei Saisons NLB und einem einzigen Sieg in 39 Quali-Spielen in die 1. Liga muss - vor einem Jahr hatten die Solothurnerinnen gegen Erstligist Gürbetal RK Belp den Ligaerhalt noch deutlich geschafft.
Dabei leisteten sich die Lions, die in der Qualifikation 13 von 14 Partien gewonnen hatten, sowohl im Erstliga-Playoff gegen Nesslau (best-of-3) wie auch gegen Trimbach (best-of-5) zu Beginn der Serie eine Niederlage. „Die beiden Playoff-Startniederlagen waren eine neue Situation für das Team. Wir mussten in kürzester Zeit viele Sachen analysieren, verbessern und umsetzen", erinnert sich der Visper-Trainer Jonas Gruber, der in dieser Phase intensive Video-Analyse mit seinen Spielerinnen betrieb. Besonders gegen Trimbach folgte prompt eine deutliche Reaktion, die Walliserinnen gewannen die folgenden drei Duelle mit dem Gesamtskore von 16:3.
Zu Beginn der Saison hätte bei den Lions kaum jemand mit dem Aufstieg gerechnet. Nach dem 4. Platz in der Saison 2017/18 lautete das Saisonziel ein Platz unter den besten drei Teams der Gruppe. „Nach einer Vorrunde ohne Niederlage wurde das Ziel korrigiert und der Aufstieg ins Visier genommen", sagt Gruber. Dass es just in diesem Moment eine erste Niederlage absetzte, betrachtet der Coach rückblickend als hilfreich: „So wussten wir, dass es nicht von alleine geht."
Harter Kern und Berner Torhüterin
Nach den Bausteinen des Erfolgs gefragt, fallen dem 29-jährigen Elektriker Gruber, der die Frauen seit der Saison 2014/15 betreut und auch in der Visper 3.-Liga-Mannschaft spielt, diverse Faktoren ein. „Der Kern der Mannschaft spielt seit mehreren Jahren mit Leidenschaft, Hingabe und Freude zusammen", sagt er. Dies sei etwa an der Trainingspräsenz der Spielerinnen zu erkennen, die ausserhalb des Wallis studieren. Heuer habe er so auf der guten Grundlagenarbeit der vergangenen Saisons aufbauen können.
Visp-Trainer Jonas Gruber. (Bild: Visper Lions)
„Unsere Stärke ist, dass wir über drei ausgeglichene Linien verfügen und alle Formationen Tore erzielen können. Zudem verfügen wir über einen enormen Teamgeist", führt Gruber weiter aus. Dennoch ragen drei Spielerinnen aus dem Kollektiv heraus: Torhüterin Michelle Lobsiger und die Topskorerinnen Michelle und Laura Zurbriggen. Lobsiger wurde im vergangenen Jahr mit BEO Schweizer Meisterin in der U21, schaffte den Sprung ins NLA-Team jedoch nicht und kam im Rahmen der Zusammenarbeit Berner Oberland - zu der auch Visp gehört - zu den Lions.
Umgekehrt spielen beim UHC Thun (Männer) und BEO (Frauen) auch talentierte Spielerinnen und Spieler aus dem Walliser Nachwuchs. Die derzeit bekannteste Vertreterin ist Sandrine Eggel, die bei BEO in der NLA aktiv ist und die U19-Heim-WM bestritt.
Die Randregion schlechthin
Das Wallis durfte bisher in der Unihockey-Schweiz als typischste Randregion bezeichnet werden, mehr als etwa das Tessin. Im Vergleich zur Schweizer Sonnenstube ist jedoch der Sprung zu den NLA-Vereinen von Visp aus deutlich kleiner. Schwierig wird es hingegen für Walliser Talente, die schon bis nach Visp einen weiten Weg auf sich nehmen müssen - etwa aus dem französischen Teil des Kantons oder aus den abgelegenen Tälern des Oberwallis.
Bei den Männern ist es ebenfalls das Ziel der Visper, mittelfristig mit eigenen Spielern in die höheren Ligen aufzusteigen. Eine rasante Entwicklung, wenn man bedenkt, dass es bis 2012 gar keine Grossfeld-Trainingshalle im Raum Visp gab. Die Männer trainierten bis zu diesem Zeitpunkt auf dem Kleinfeld und spielten nur in der Meisterschaft Grossfeld.
2012 kamen dank der neuen BFO-Halle in Visp auch die Frauen und die Junioren aufs grosse Feld. Hohen Besuch aus der höchsten Liga wird es in der Halle Ende Mai geben: Im Rahmen des 30. Visper Dorfturniers bestreiten der UHC Thun und die Tigers Langnau am 29. Mai ein Galaspiel.
Bedeutung für die Region
Der Aufstieg der Visper Lions in die NLB ist für eine ganze Region, die im Schweizer Unihockey bisher kaum wahrgenommen wurde, bedeutend. „Es ist ein sehr grosser Schritt für die Region und den ganzen Verein. Der Aufstieg kann bewirken, dass im Kanton stärker zusammengearbeitet wird. Die Anzahl Trainings und die Intensität in den Trainings werden wir erhöhen", kündigt Trainer Jonas Gruber an. Bisher trainierten die Visperinnen nur zwei Mal pro Woche. Auch jenseits des Lötschberg-Tunnels, bei BEO, dürfte das Interesse an einer Zusammenarbeit höher sein als noch mit einem 1. Liga-Team.
Priorität geniesst für Gruber jedoch, dass die Aufstiegsheldinnen auch in der NLB spielen können. „Es ist eine Walliser Truppe und soll dies auch in Zukunft bleiben. Wir wollen in erster Linie einheimischen Spielerinnen die Plattform Nationalliga bieten." Der Verein gehe weder naiv noch mit zu viel Respekt an die neue Aufgabe heran, das Budget des finanziell sehr gesunden Vereins werde im vernünftigen Rahmen erhöht.
Inhalt
Kurznews
Pingpong mit Livia Danuser (Piranha) und Ramon Zimmermann (Uster), Kevin Schläpfer pusht Waldenburg, Eishockeyaner für Thurgau, die MVP der Liga. Dazu wird gut gebrüllt.
Aufsteiger Waldenburg mit Motivator Kevin Schläpfer (hinter dem Pokal).
Wie weiter
So erhälst du die kostenlosen Grossauflagen von unihockey.ch auch nächste Saison.
Superfinal 2019
Wiler macht das Dutzend voll, den Jets gelingt die grosse Wende. Die Quali-Sieger gehen leer aus.
Verbandsnews
Die Zuschauerzahlen bei den TV-Spielen blieben konstant.
Vonis Dessert
Reto Voneschen sieht in Tim Braillards Wahl zum Center des Jahres in der SSL den Beginn einer neuen Epoche.
Tops und Flops
Was ist ein Erfolg, was ein Misserfolg? Alles ist relativ.
Deny Känzig räumte als MVP und Publikumsliebling an allen Fronten ab. (Bild: Dieter Meierhans)
Jubeln 2019
Neue Gesichter aus neuen Regionen in den höchsten Ligen des Landes, Meisterfeiern und Gruppensiege - die Trophäenschränke erhalten Zuwachs.
Mehr als eine Sternschnuppe
Ad Astra Sarnen legte einen Steigerungslauf hin, der im Gewinn der Aufstiegsspiele gegen die Jets gipfelte.
Hüeru Güet!
Neun Vereine aus der «ÜsserSchwiiz» dürfen eine Reise ins Wallis zu den Visper Lions planen.
Grosse Momente
Auf dem Kleinfeld verteidigt Blau-Gelb Cazis das Double.
Neuenburg 2019
Michelle Wiki ist bei den Jets und in der Nati eine Spielerin mit absoluten Skorerqualitäten.
Internationale Entscheidungen
Die grossen europäischen Ligen haben ihre Champions gefunden. Storvreta und Täby feierten im Globen, in Ostrava holte Vitkovice beide Titel.
Vitkovice feierte im tschechischen Superfinal einen Doppelsieg. (Bild: Cesky Florbal)
Lara in Göteborg
Nati-Goalie Lara Heini über das Zeitgefühl der Schweden.
Leder in Kanada
Die Schweizer U19-Nati reist ohne Medaille aus Halifax ab.