Ausgabe 156, Oktober 2019 - Saison 2019/2020
Linker Flügel. Rechtsausleger. Torgefährlich.
Als Tobias Studer zum ersten Mal mit Stock und Ball die grosse Bühne betrat, tat er dies mit DJ Bobo, Roman Kilchsperger und Christa Rigozzi auf den besten Zuschauerplätzen. In der TV-Show „Die grössten Schweizer Talente" verzückte der 12-Jährige aus Wila im Tösstal im Februar 2011 die promimente Jury und das Publikum mit Zorro-Moves. „Das Problem ist, dass man gar nicht sieht, wie schwierig das ist", fachsimpelte Kilchsperger drauf los und schickte zur Beweisführung die ex-Miss-Schweiz Rigozzi nach vorne, die nach wenigen Versuchen und einem herzhaften „Porca miseria!" den Versuch abbrach, den Ball auf der Schaufel halten zu können. In den Halbfinal der Show schaffte es Tobias Studer letztlich trotz dreimal „Ja" der Jury nicht. Vermutlich, da die Vermarktungsmöglichkeiten im Vergleich zu singenden oder tanzenden „Talenten" weniger gegeben waren. „Ein tolles Erlebnis war die Zeit im TV-Studio trotzdem", blickt Studer gerne zurück.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Wirbelwind
Tino von Pritzbuer verliess mit 18 Jahren seine Heimat Deutschland, um sich dem Nachwuchs von Wiler-Ersigen anzuschliessen. Nach drei Jahren im Bernbiet hat er nun seine zweite NLA-Saison mit Waldkirch-St. Gallen in Angriff genommen.
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Wunderkind
Filip Langer gab mit 15 sein Debüt in der tschechischen Nationalmannschaft und bestritt mit 16 die Heim-WM in Prag. Mittlerweile ist der Teenager Captain von Tatran und hat ein klares Ziel: Er will der beste Spieler der Welt werden.
Artikel lesenFilip Langer gab mit 15 sein Debüt in der tschechischen Nationalmannschaft und bestritt mit 16 die Heim-WM in Prag. Mittlerweile ist der Teenager Captain von Tatran und hat ein klares Ziel: Er will der beste Spieler der Welt werden.
Ohne grosse Umschweife kommt Filip Langer zur Sache, als er sich uns vorstellt: „Mein Leben ist Unihockey." Der 17-jährige Prager betrat vor zwei Jahren an der Euro Floorball Tour in Kirchberg die grosse internationale Bühne, als er seine ersten offiziellen Länderspiele für Tschechiens A-Nationalmannschaft bestreiten durfte - sein Länderspiel-Debüt hat genau wie der erste Schweizer Sieg gegen Schweden am selben Turnier einen Platz in den Geschichtsbüchern verdient.
Langers Einstellung zum Sport, sein Ehrgeiz und die scheinbare Leichtigkeit, mit der er alle bisherigen Karriereschritte gemeistert hat, faszinieren Fans und Experten gleichermassen. Ruhig, aber bestimmt beantwortet er unsere Fragen, wobei das nicht immer so gewesen sei, wie er gesteht. „Meine ersten Interviews waren ziemlich, naja - sagen wir lustig, rückblickend betrachtet. Jedes zweite Wort war ein ‚ääähm', ich war furchtbar nervös", erinnert sich Langer schmunzelnd.
Kohonen und die Heim-WM
Seit er sechs Jahre alt ist, spielt Langer für den Prager Traditionsverein und tschechischen Rekordmeister Tatran Stresovice. Richtig in Schwung kam seine noch junge Karriere, als er erstmals für eine U13-Regionalauswahl aufgeboten wurde. „Ich durfte im Verein stets bei den älteren Kategorien mittrainieren", erinnert sich Langer, „aber auch dort wollte ich immer gewinnen und immer der Beste sein."
Als einen seiner wichtigsten Förderer nennt er Jiri Jakoubek, der bei Tatran von 2013 bis 2019 in verschiedenen Funktionen tätig war und Assistenz-Trainer in der U19-Nationalmannschaft Tschechiens ist. Ein Vorbild als Spieler habe er keines, erklärt uns Langer. „Ich will nicht als die zweite Version eines anderen Spielers gelten - ich will einfach der bestmögliche Filip Langer sein. Mein Ziel lautet, eines Tages der beste Unihockey-Spieler der Welt zu sein."
Im weiteren Verlauf des Gesprächs stossen wir dennoch auf eine Art Idol. Als wir den Youngster fragen, warum er die Nummer 29 trägt, meint er: „Eigentlich wegen meinem Geburtsdatum - aber auch wegen Mika Kohonen. Er beeindruckt mich als Persönlichkeit sehr. Ich war schon früh ein Fan von ihm, und es war etwas ganz Besonderes, mit der Nationalmannschaft gegen ihn zu spielen." Im Gegensatz zum angeschlagenen Oldie Kohonen war Langer an der WM 2018 in Prag als 16-Jähriger Stammspieler. Es überrascht, wie verbittert der Center auf das Turnier zurückblickt: „Wir verloren gegen Lettland, ohne etwas Glück wären wir womöglich nicht einmal in den Halbfinal gekommen und am Schluss verloren wir das Bronzespiel - ich bin furchtbar enttäuscht", meint er. „Wenn du verlierst, aber deine bestmögliche Leistung gezeigt hast, muss das akzeptiert werden. Doch wir erreichten an dieser WM bei weitem nicht unser bestes Niveau. Das tut mir sehr leid, vor allem wenn ich denke, wie viel der Verband für dieses Turnier gemacht hat und wie viele Fans gekommen sind."
Trainieren wie ein Verrückter
Nach der U19-WM in Växjö 2017 (vier Tore in zwei Partien gegen die Schweizer Auswahl) sei er erstmals von Petri Kettunen kontaktiert worden, erzählt Filip Langer. Bei seinen ersten Einsätzen mit der A-Nati sei er vom Niveau überwältigt gewesen, gesteht er: „Doch das war eine zusätzliche Motivation, noch mehr und noch härter zu arbeiten. Seit ich das erste Mal mit der Nationalmannschaft spielen konnte, dachte ich jeden Tag an die Heim-WM und dass ich dort unbedingt spielen möchte. Das war der Antrieb, um wie ein Verrückter zu trainieren."
Sieben bis neun Trainingseinheiten pro Woche absolviert Langer in der Saisonvorbereitung, auch während der Meisterschaft trainiert fast täglich. Gerade körperlich sei noch viel zu tun, meint er: „Ich versuche, die vorhandenen Defizite im Kraftraum möglichst zu eliminieren. Im Spiel kann ich die fehlenden Kilos aber auch durch andere Qualitäten wettmachen."
Tatsächlich ist Langer extrem antrittsschnell, auf den ersten drei Metern lässt er fast jeden (erwachsenen) Gegner stehen. Gepaart mit einer guten Spielübersicht und hervorragender Ballkontrolle ist er der perfekte Center - sei es im Nationalteam oder bei Tatran, wo er diesen Sommer zum Captain ernannt wurde. „Dass ich es jedes Mal schaffte, mit dem entsprechenden Aufwand bei den älteren Teams mitzuhalten, war stets eine Bestätigung und die Motivation. Harte Arbeit hat sich für mich bisher immer ausbezahlt, darum mache ich immer weiter."
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Inhalt
Kurznews
WM in weiter Ferne, Walliser Supercup, Nachwuchs im Bild, schwieriger Transport. Dazu wird gut gebrüllt.
Tobias Studer
In der letzten Saison wurde Tobias Studer vor grosser Kulisse beim HCR viel Verantwortung aufgeladen. Der Tösstaler bestand die Herausforderung und wurde mit dem Nati-Debüt belohnt.
Glücksrad
Es ist praktisch, dass wir unterschiedliche Namen tragen. Schön wärs, wenn diese alle richtig ausgesprochen und geschrieben würden.
Dominic Durot mit Sarnens Premierentreffer in der NLA. (Bild: Simon Abächerli)
Vorhang auf
Es liegt in der Natur der Sache, dass Anfang Saison viele Dinge zum ersten Mal passieren. Diesmal war Historisches dabei.
Deutsch-japanischer Wirbelwind
Tino von Pritzbuer verliess mit 18 Jahren seine Heimat. Nach drei Jahren bei Wiler hat er seine zweite NLA-Saison mit WaSa in Angriff genommen.
Pingpong
Wir nehmen es mit Sandra Briggen (Skorps) und Sandro Schadegg (Floorball Thurgau) kurz persönlich.
Voller Tatendrang
Im Sommer 2018 kehrte Tanja Stella der Frauen-NLA den Rücken. Nach einem speziellen Time-Out kehrte sie zurück und freut sich auf die Heim-WM.
Tanja Stella fand die Freude und Motivation wieder. Jetzt gehts mit Vollgas an die Heim-WM. (Bild: Dieter Meierhans)
Generation Ambition
Was kommt nach der Frauen-WM? Wir suchen die Nati der Zukunft.
Ruhigeres Fahrwasser
Michel Betrisey übernahm B-Ligist Verbano Gordola spät im Sommer. Die Tessiner suchen nach Konstanz auf beiden Seiten der Bande.
Tschechiens Wunderkind
Filip Langer gab mit 15 sein Debüt in der Nationalmannschaft. Sein klares Ziel: Er will der beste Spieler der Welt werden.
Lara in Göteborg
Nati-Goalie Lara Heini im gelben Haus.
Alexander Rudd und Storvreta bangen um die Zukunft in der SSL. (Bild: Per Wiklund)
Grosse Namen in Gefahr
Dem schwedischen Meister Storvreta wird vorerst keine Lizenz für die Saison 2020/21 erteilt. Grund: Ein tiefes Loch in der Kasse.
Vonis Dessert
Reto Voneschen findet, gemeinsam ginge alles besser.