Ausgabe 157, November 2019 - Saison 2019/2020
Quiet Leadership
Schon so mancher Unihockeyaner hat durch den Sport den Norden Europas kennen und lieben gelernt oder sich deswegen sogar Schwedischkenntnisse angeeignet. Bei Sascha Rhyner war es umgekehrt. Er studierte Nordistik an der Uni Zürich und lernte in diesem Rahmen die damaligen Internationalen Daniel Telli und Brigitta Wegmann kennen. Dass es sich dabei um Aushängeschilder des Unihockeysports handelte, war ihm zu dem Zeitpunkt jedoch nicht bewusst. Erst als die Teilnehmenden des Schwedisch-Kurses Uni-Turniere bestritten, entdeckte er den Sport. Bald stieg er bei Lok Stäfa in der 4. Liga auf dem Kleinfeld ein, wurde später beim UHC Zürich, einem der Vorgängervereine der Grasshoppers, in der 2. Liga Spielertrainer. „Ich ging quasi den umgekehrten Weg", blickt Rhyner schmunzelnd auf seine Anfänge zurück, „und da der Trainermarkt in der Schweiz ja überschaubar ist, fand ich immer wieder eine neue Aufgabe." Das ist natürlich eine Untertreibung. Der 46-jährige Zürcher hat mittlerweile ein Dutzend Jahre als NLA-Trainer auf dem Buckel. Aktuell ist er bei Zug United als Assistent des NLA-Teams sowie als Cheftrainer der U16-A-Mannschaft beschäftigt. Im Dezember wird er zudem als Nationaltrainer der Tschechinnen an der WM in Neuenburg um internationales Edelmetall kämpfen.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Farbenfrohe Heim-WM
Ein Blick auf die bisherigen Unihockey-Weltmeisterschaften in der Schweiz. Erwartungsfrohe Fans, volle Hallen - leider wenige Medaillen. Eine Geschichtsstunde.
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Topskorer aus dem Nichts
Der beste SSL-Punktesammler der Saison 2018/19 hiess Johannes Wilhelmsson - ein Name, der lange nur Insidern ein Begriff war. Wir sprachen mit dem 27-Jährigen über seinen unüblichen Karriereverlauf.
Artikel lesenDer beste SSL-Punktesammler der Saison 2018/19 hiess Johannes Wilhelmsson - ein Name, der lange nur Insidern ein Begriff war. Wir sprachen mit dem 27-Jährigen über seinen unüblichen Karriereverlauf.
Letztlich waren es 86 Skorerpunkte aus 32 Spielen - Johannes Wilhelmsson lieferte letzte Saison in eine beeindruckende Statistik ab. Der Spieler, der 2015/16 noch in der zweithöchsten Liga auflief, der Allsvenskan, war der statistisch erfolgreichste Akteur in der besten Liga der Welt. Dabei ist Wilhelmssons Team, Höllvikens IBF, nicht gerade die grösste Hausnummer in der schwedischen Liga.
2014 stieg der Verein aus dem Süden Malmös erstmals in die SSL auf, nach dem Abstieg im folgenden Frühjahr gelang 2016 der direkte Wiederaufstieg. Die Geschichte von Höllvikens ist kurz, aber von einer rasanten Entwicklung geprägt: 2008 gegründet, gelang praktisch jedes Jahr ein Aufstieg. 2012/13 dominierte das Team die Division 1 (dritthöchste Liga Schwedens) bereits nach Belieben, ein Jahr später gelang der direkte Durchmarsch in die SSL.
Obwohl Wilhelmsson in seiner ersten SSL-Saison in 26 Spielen 24 Tore gelangen, widerstand er den Angeboten der Konkurrenz und bestritt auch die Allsvenskan-Saison 2015/16 mit Höllvikens. „Der Abstieg war definitiv der bitterste Moment in meiner bisherigen Karriere", gesteht der 27-jährige Rechtsausleger. Mittlerweile sind in 96 weiteren Spielen sagenhafte 210 Skorerpunkte dazugekommen, und auch Schwedens Nationalmannschaft kam nicht mehr darum herum, den fleissigen Punktesammler aufzubieten. Seit 2017 bestritt er seine ersten 14 Länderspiele, an der WM 2018 in Prag spielte Wilhelmsson aber noch keine tragende Rolle. „Dennoch und trotz der Finalniederlage meine mit Abstand schönste Erinnerung in diesem Sport", meint er.
Endlich SSL-Playoffs?
In der laufenden Saison nimmt Höllvikens einen erneuten Anlauf, sich erstmals für die SSL-Playoffs zu qualifizieren - die letzten drei Versuche endeten für die Mannschaft in der 14 Teams umfassenden Liga jeweils auf den Plätzen 9 bis 12, die zwar den direkten Klassenerhalt bedeuten, aber eben auch schon ein frühes Saisonende.
Die Mannschaft wurde im Sommer unter anderem mit dem Ex-Langnauer und tschechischen WM-Teilnehmer Martin Kisugite verstärkt, dennoch liegt Höllvikens nach sieben Spielen mit sechs Punkten erneut auf einem der hintersten Plätze, trotz 13 Skorerpunkten von Johannes Wilhelmsson. „Wir haben das Potenzial für die Playoffs, erste Priorität hat für uns aber auch diese Saison der Ligaerhalt", meint der Topskorer, der als Titelkandidaten nur zwei Optionen sieht. „Storvreta und Falun sind dem Rest der SSL ziemlich weit voraus. Ich sehe nicht, wer mit diesen beiden Topklubs mithalten könnte."
Obwohl seine Skorerwerte beeindruckend sind und schon immer waren (in der zweithöchsten Liga sammelte Wilhelmsson in zwei Saisons 160 Skorerpunkte aus 55 Spielen), sieht er sich selber als Zweiwegspieler. „Ich denke, ich bin ein guter Allrounder. Wie jeder ambitionierte Athlet möchte ich mich in jedem Training verbessern. Es ist mir jedoch lieber, in einigen Dingen der Beste zu sein, als in allen Bereichen ‚gut'. Mein Schuss ist ganz okay, aber nicht mehr als das", gibt er sich bescheiden. Tatsächlich fällt dem Beobachter zu allererst das hohe Spielverständnis mit und ohne Ball auf.
Spätzünder und Naturmensch
Eine grosse Überraschung erlebt hingegen, wer Wilhelmsson nach seinen Unihockey-Anfängen befragt: „Ich habe erst mit 16 Jahren mit dieser Sportart begonnen", sagt er, „zuvor spielte ich nur Eishockey". Ein echter Spätzünder also - und die Erklärung dafür, warum Wilhelmsson nie in der schwedischen U19-Nationalmannschaft auflief. Der studierte Bauingenieur, der in Malmö geboren und aufgewachsen ist, arbeitet mittlerweile bei einem Sponsor seines Vereins: „Das Pensum ist etwa bei 100 Prozent, doch ich kann je nach Spiel- und Trainingsplan auch mal fehlen. Da ist das nötige Verständnis vorhanden." Aus seiner Heimat wegekommen ist Wilhelmsson bisher noch nicht wirklich. In seiner Freizeit gibt er sich sehr naturverbunden. „Wandern, Skifahren - eigentlich alles, was man draussen und speziell den Bergen machen kann, gefällt mir sehr."
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Inhalt
Vonis Dessert
Reto Voneschen über David Rytychs Transfer in die NLB zum Nulltarif.
Kurznews
Pingpong mit Tanja Bühler (Jets) und Renzo Mayer (Tigers), Mülltonne lost in Translation, Causa 27 beim HCR, farbenfrohe Mobi-Gala mit Rainer-Maria Salzgeber und Bastian Baker, Schnellstarter David Dürler. Dazu wird gut gebrüllt.
Der letztjährige NLA-Topskorer Billy Nilsson wurde samt Partnerin an die Mobi-Gala eingeflogen. (Bild: Damian Keller)
Dreifacher Bandengeneral
Sascha Rhyner tanzt auf drei Hochzeiten. Mit Tschechien will er eine WM-Medaille, mit Zug in die Playoffs.
Historisches
Dominic Durot war der erste Torschütze für einen Obwaldner NLA-Verein. Der 18-Jährige will sich bei Ad Astra Sarnen einen Stammplatz sichern.
Drei Meister für Chur
Im Sommer wechselten Christoph Reich, Daniel Sesulka und Miro Lehtinen vom einen Rekordmeister zum anderen.
Lehtinen, Reich und Sesulka wechselten von Meister Wiler zu Chur Unihockey. (Bild: Damian Keller)
Zwischenbilanz
Die jungen Wilden, die tschechische Tormaschine und der Hüne. Wer im ersten Drittel der Qualifikation überzeugt hat und wer noch zulegen muss.
Durchzogene Hauptprobe
Wenige Wochen vor der Heim-WM setzte es beim letzten Test an der EFT in Prag für die Frauen-Nati drei Niederlagen ab. Die U19-Auswahl unter neuer sportlicher Führung wittert dafür Morgenluft.
Heim-Weltmeisterschaft - Segen und Fluch
Ein Blick auf alle bisherigen Unihockey-Weltmeisterschaften in der Schweiz. Erwartungsfrohe Fans, volle Hallen - leider wenige Medaillen. Eine lehrreiche Geschichtsstunde.
Regionale Rivalitäten
Ein Drittel der Qualifikation in der 1. Liga der Männer ist absolviert. Während einige Favoriten noch auf Formsuche sind, bringen zahlreiche Derbys Würze in die Meisterschaft. Der grosse Überblick über die dritthöchste Grossfeldliga des Landes, in der grosse Namen keine Erfolgsgarantie sind.
Limmattaler Torjubel in der 1. Liga. Wir nehmen beide Gruppen unter die Lupe. (Bild: Rolf Gabriel)
Lara in Göteborg
Nati-Goalie Lara Heini wollte ihren Schweizer Führerschein in einen schwedischen umwandeln - und fährt weiter Bus.
Topskorer aus dem Nichts
Der beste SSL-Punktesammler der Saison 2018/19 hiess Johannes Wilhelmsson - ein Name, der lange nur Insidern ein Begriff war. Wechselt Höllvikens Skorermaschine bald in die Schweiz?
Schwedisches Sackmesser
Er ist Schwedens Nummer 1 und steht trotzdem nur selten im Rampenlicht. Faluns Allzweckwaffe Emil Johansson will kein Star sein. Seine Teamkollegen sehen das anders, auch wenn er in den Trainings oft hart einsteigt.