Ausgabe 159, Januar 2020 - Saison 2019/2020
Tschechisches Stürmerblut
Im Sommer 2018 konnten die Verantwortlichen des UHC Thun die Verpflichtung David Simeks bekannt geben. Für einen Verein, der seit der Promotion in die höchste Liga stets gegen den Ligaerhalt kämpft, finanziell nicht mit der grossen Kelle anrührt und mehrheitlich auf Spieler aus der Region setzt, war dies ein Segen. Simek lieferte denn auch gleich ab, erzielte in seiner ersten Saison auf Anhieb 31 Skorerpunkte (16+15). Trotzdem sagt der Tscheche, dass es für ihn eine schwierige Saison war und er noch viel Luft nach oben habe. «Es war alles neu für mich - das Land, die Sprache, die Arbeit, das Umfeld. Es brauchte Zeit, um mich an alles zu gewöhnen.» Auch auf dem Feld verlief die Umstellung von der tschechischen Superliga in die NLA nicht von heute auf morgen. Es dauerte etwas, um sich an das neue Spielsystem, die Teamkollegen und den anderen Spielstil zu gewöhnen. Dass er in Thun mehr Spiele verlieren würde und gegen den Abstieg kämpft, war er sich hingegen vor seinem Wechsel bewusst. «Das war für mich nicht relevant. Ich wollte einfach zu einem Team, in dem ich eine tragende Rolle übernehmen kann», sagt er. Von Anfang an beeindruckt zeigte sich der Flügelstürmer vom aussergewöhnlichen Zusammenhalt innerhalb der Thuner Mannschaft. «Das ist unsere grosse Stärke. Hier setzt sich jeder für den anderen ein und man unternimmt auch neben dem Feld viel miteinander», so der 23-Jährige. «Die Identifikation mit dem Verein wurde mir ab der ersten Begegnung eingeimpft.»
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Junge Führungskraft
An eine U19-WM mit Finnland reichte es Kim Hyrkkönen nicht ganz. Bei Chur Unihockey ist das 19-jährige Mitbringsel von Trainer Iivo Pantzar aber bereits beeindruckender Leader und Antreiber.
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Fritzell trifft
Seine Teamkollegen machen sich über seine Socken und Sandwiches lustig. Auf dem Platz lacht niemand über Gustaf Fritzell. Der 26-jährige Pixbo-Stürmer trifft diese Saison, wie es ihm passt.
Artikel lesenSeine Teamkollegen machen sich über seine Socken und Sandwiches lustig. Auf dem Platz lacht niemand über Gustaf Fritzell. Der 26-jährige Pixbo-Stürmer trifft diese Saison, wie es ihm passt.
Gustaf Fritzell gibt es gleich selber zu. „Niemand, der mich als Junior spielen sah, hätte sich auch nur ansatzweise vorstellen können, dass ich eines Tages dieses Niveau erreichen würde. Ich selber schon gar nicht." Eines der Probleme des jungen Gustaf - er konnte nicht wirklich schiessen. Da er es nicht gut konnte, liess er es lieber bleiben und spielte Pässe. „Ich sagte mir: Wenn du das als 18-Jähriger noch nicht kannst, wirst du es nie mehr lernen. Ich wurde von meinen Trainern förmlich dazu gezwungen, die Abschlüsse zu nehmen", blickt er lachend zurück.
Also gab er nicht auf und forcierte das Schusstraining. „Es kam mir entgegen, dass ich nicht nur die Spiele liebe, sondern - vielleicht mehr als alle anderen - schon die Trainings. Das half mir enorm", sagt Fritzell. Auch diese Saison drillt er sich bezüglich Schusstraining, um noch besser zu werden. Mit Erfolg. Nach zwei Saisons mit über 30 Treffern - 2017/18 schoss er 32 Tore für Linköping, letzte Saison deren 33 für Pixbo - explodierten seine Werte in der aktuellen SSL-Saison förmlich. Die 30er-Marke knackte er bereits vor Weihnachten.
Mit 33 Toren und 25 Assists aus 21 Partien führt Gustaf Fritzell Anfang Januar 2020 die Skorerliste der SSL an. Hält er diesen Schnitt, würde er Ende Saison bei 90 Punkten landen. „Ich fühle mich so stark wie noch nie", sagt Fritzell, um gleich anzufügen: „Dieses Gefühl hatte ich eigentlich bisher jede Saison. Ich freue mich, dass alles so gut läuft." Gustaf Fritzells Leben ist in Ordnung.
Jugendfreund verloren
Am 6. Mai 2017 war es noch ganz anders. Es war ein Samstag. Fritzell, damals bei Linköping unter Vertrag, half seiner Mutter Lotta bei den Vorbereitungen für eine grosse Büro-Party im Haus der Familie in Göteborg. Zu den geladenen Gästen gehörte auch der ehemalige Teamkollege und Pixbo-Spieler Mikael Harryson mit dessen Eltern und zwei Brüdern. Aber die Harryson-Familie tauchte nicht auf. Etwas musste passiert sein.
„Spät am Abend überbrachte mir Mikaels jüngerer Bruder die traurige Nachtricht", erzählt Fritzell. Am folgenden Tag informierte Pixbo auf der Vereinswebsite die Öffentlichkeit - Mikael Harryson war im Sommertraining des Teams mit Herzproblemen zusammengebrochen und gestorben. Er erlebte nicht einmal seinen 26. Geburtstag. „Die grösste Tragödie meines Lebens. Mikael, sein jüngerer Bruder und ich wuchsen gemeinsam auf, ich wohnte fast ihrem Haus", schildert Gustaf Fritzell seine Erinnerungen. „Ich wusste nicht, wie ich über diesen Verlust hinwegkommen sollte, ich war total geschockt. Ich begreife noch heute nicht, was geschehen ist und kann sehr schlecht damit umgehen."
Der Tod des jungen Spielers erschütterte die ganze SSL und natürlich besonders den Verein Pixbo. Als Captain Daniel Calebsson am Ende der Saison am TV auf seine Karriere zurückblicken sollte, brach er in Tränen aus. „Ich sprach mit Calebsson später darüber. Man sagt über Verstorbene ja immer nur Gutes - aber Mikael war wirklich so ein unglaublich netter Mensch mit vielen positiven Eigenschaften. Daran erinnere ich mich immer noch sehr gerne, auch wenn es weh tut", so Fritzell.
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Inhalt
Kurznews
Pingpong mit Aline Wiedmer (Zug) und Silvan Bolliger (Köniz), randvolle Training Days, Falun liegt in Graubünden, Leinen los bei Carola Kuhn. Dazu wird gut gebrüllt.
Schwingerkönig Christian Stucki kehrte nach Zug zurück. (Bild: Michael Peter)
David Simek
Der erste Thuner Coverboy heisst David Simek. Der Tscheche hat sich das mit seinen Abschlussqualitäten redlich verdient. Mehr Tore als er schiesst in der NLA keiner.
Junior als Führungskraft
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Jugend forscht
Erfahrung sammeln in der Nationalliga - für U19-Nationalspieler Fluch oder Segen? Hat der frühe Einstieg bei den "Grossen" nur Vorteile oder bringt er auch Risiken mit sich?
Die U19-Internationalen Mariotti (Ticino, links) und Beck (Thurgau) sammeln Erfahrung in der NLB. (Bild: Sandro Schmuki)
Rasante Entwicklung
Unihockey entwickelt sich auch im Rollstuhlsport weiter - mit einer kleinen Anzahl an Leuten, die mit Herzblut dafür kämpfen, dass die Schweiz den Anschluss an die internationale Spitze schafft.
Jets suchen Flughöhe
Im November flogen die Jets noch an der NLB-Tabellenspitze, dann folgte der Sturzflug mit fünf Niederlagen in Serie. Captain Jürg Graf nimmt Stellung.
Zu Hause im Grünen
Läuft es nach Plan, haben die Rheintal Gators bald eine eigene Arena mit 2000 Zuschauerplätzen. Und swiss unihockey sein Nationales Leistungszentrum Ost. Was in Landquart und Chur an der Urne scheiterte, soll im 4200-Seelen-Dorf Rebstein klappen.
Skizze der neuen Gators-Arena.
Bandý á Íslandi
Auf der nach oben offenen Groundhopper-Punkteskala erzielt der Besuch der Unihockey-Partie zwischen Island und den USA absolute Höchstwerte. David Rühle hat sich auf die Insel der Geysire und Trolle begeben und hat etwas zu erzählen.
Lara in Göteborg
Nati-Goalie Lara Heini schwebt noch immer über Neuenburg.
Magische Sekunden
Der grosse Rückblick auf die Frauen-WM in Neuenburg. Alle Schweizerinnen in der Einzelkritik, eine Analyse und die besten Bilder des Turniers in der Westschweiz.
Grosser Fanaufmarsch an der Frauen-WM in Neuenburg. (Bild: Damian Keller)
Gustaf Fritzell
Der 26-jährige Pixbo-Stürmer trifft, wie es ihm passt. Mit 18 glaubte er noch, er würde das Schiessen nie lernen - jetzt führt er die Skorerliste der SSL an.
Vonis Dessert
Reto Voneschens Brief an den Vater.