Ausgabe 162, April 2020 - Saison 2019/2020
Der ruhige Allrounder
Stefan Hutzli lieferte in der abgebrochenen Saison am drittmeisten Skorerpunkte ab, spielte sich in die Nati und war der wichtigste Akteur von Floorball Köniz. Der 22-Jährige steigert sich stetig und weiss die sich ihm bietenden Chancen zu nutzen. Bis Anfang März lieferte er seine bisher beste NLA-Saison ab, produzierte für Floorball Köniz in 25 Spielen 53 Skorerpunkte (26 Tore, 27 Assists) und trug seit dem dritten Spieltag das Topskorer-Shirt. Er hatte mit seinem Verein noch viel vor, wollte bis in den Superfinal stürmen. Doch die Corona-Pandemie machte ihm - wie dem ganzen Rest der Sportwelt - einen Strich durch die Rechnung. «Man hat es kommen sehen, trotzdem war es im ersten Moment schwierig zu akzeptieren», sagt Hutzli gut zwei Wochen danach. Mittlerweile hat er das schlagartige Ende verdaut, Unihockey ist weit weg, die Welt hat im Moment weitaus grössere Probleme. Wie viele andere Menschen befindet sich auch der 22-Jährige in seinem Elternhaus in Hindelbank in einer selber auferlegten Quarantäne. Auf das übliche Covershooting haben wir deshalb verzichtet und blicken mit Stefan Hutzli via Skype auf die historische Saison zurück.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Pünteners Einstieg
Mit sagenhaften Skorerwerten aus der U21 bei Wiler als Referenz nahm Noah Püntener seine erste NLA-Saison in Angriff. Der 19-Jährige ist mit seiner Rookie-Saison beim HCR zufrieden, will aber noch mehr. Viel mehr.
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Coppe muss warten
Vor zehn Monaten übernahm Amos Coppe die Schweizer U19-Nati der Frauen, um sie im Mai an die WM nach Schweden zu führen. Darauf müssen der Tessiner und sein Team aber noch warten.
Artikel lesenVor zehn Monaten übernahm Amos Coppe die Schweizer U19-Nati der Frauen, um sie im Mai an die WM nach Schweden zu führen. Darauf müssen der Tessiner und sein Team aber noch warten.
Der Aufstieg erfolgte rasant. Im Januar 2019 wurde Amos Coppe Assistenztrainer des Schweizer U19-Nationalteams der Frauen. Für Headcoach Aldo Casanova war eine Ergänzung gesucht worden, die Energie und Lockerheit verkörpert - ganz offensichtlich eine Aufgabe für einen Tessiner. Ein halbes Jahr später war der 33-Jährige bereits Chef an der Bande, da Casanova im Juni 2019 das Handtuch warf.
Nun war es an Coppe, sich einen Assistenten zu suchen. Er fand diesen in der Person Oscar Lundins, der gleichzeitig Cheftrainer bei Alligator Malans blieb. Nach einem erfrischend offensiven Auftritt an der Euro Floorball Tour im Oktober in Prag und einem aufschlussreichen Polish Cup Ende Januar dieses Jahres freute sich das Duo auf den folgenden Weg Richtung U19-Weltmeisterschaft im Mai 2020 in Schweden.
Reicher Erfahrungsschatz
Amos Coppe spielte als Junior bei Verbano Gordola sowie Ticino Unihockey und lief schon mit 15 Jahren in der 1. Liga auf, litt aber schon bald an Knie- und Hüftproblemen und konnte sich als Akteur auf dem Platz nicht so entwickeln, wie er wollte. „Genetisch bin ich sicher bereits 70 Jahre alt", sagt er lachend. Das hinderte ihn aber nicht daran, in Zürich Bewegungswissenschaften und Sport zu studieren. Dies durchaus mit dem Ziel, Trainer zu werden. „Coaching hat mich schon immer interessiert", so Coppe, der heute als Sportkoordinator im Sportzentrum Tenero arbeitet.
Er war Fitnesscoach im Bobsport, arbeitete vor den Olympischen Spielen von London 2012 für den Schwimmverband und betreute Junioren des HC Lugano. Unihockey blieb aber immer die Leidenschaft. Er trainierte drei Jahre lang Verbanos U16 und wirkte während einer Saison in Schweden beim Allsvenskan-Verein Örebro. „Köniz kann sich auf Simon Jirebeck freuen - ich lernte ihn damals kennen, ein super Typ", sagt Coppe.
Zwei Jahre lang assistierte er zudem Philippe Soutter bei der deutschen Nationalmannschaft - und stand an der WM 2016 in Riga plötzlich alleine an der Bande. „Philippe sagte in der Garderobe noch, er gehe schon mal in die Halle. Plötzlich war er verschwunden. 20 Minuten vor dem Spiel informierte mich der Teammanager, dass er notfallmässig ins Spiel transportiert wurde", erinnert sich Coppe. Soutter selber flog anschliessend in die Schweiz zurück, um einen schweren Infekt in einem heimischen Spital auszukurieren.
Oft nördlich des Gotthards
Letzte Saison führte Amos Coppe Sportiva Unihockey Mendrisiotto (SUM) nach zwei Jahren als Chef in die NLA der Frauen - erstmals überhaupt schaffte ein Vertreter des Kantons Tessin die Promotion in die höchste Liga. Dass die NLA-Saison ohne den Aufstiegstrainer (der aufgrund einer Hüftoperation sein Amt fünf Wochen an Michel Betrisey abgeben musste) stattfinden würde, war früh klar. „Ich informierte den Verein schon im Dezember 2018, dass ich mich anderweitig orientieren möchte", erzählt Coppe. Kurz darauf stieg er bei der U19-Nati ein.
Seither frisst der oberhalb von Locarno wohnhafte Tessiner viele Kilometer, um die Kaderspielerinnen im Ligabetrieb zu sehen. In der laufenden Saison schaffte er es bis weit in den Spätherbst hinein nie an ein Heimspiel seines ehmaligen Vereins SUM, da seine Schützlinge nördlich des Gotthards anzutreffen waren. „Aus diesem Grund wollte ich auch kein zusätzliches Traineramt bei einem Verein annehmen, ich benötige die Zeit für Nati", so Coppe.
Hälfte mit NLA-Einsätzen
Bei seinen Ausflügen sah er viel Erfreuliches. Rund die Hälfte der U19-Nati sammelt bereits regelmässig Erfahrung in der NLA und das nicht nur als Randfiguren. Bei Piranha Chur „profitierten" Spielerinnen wie Marcia Wick und Laila Ediz von den Ausfällen Seraina Ulbers und Karen Farnes'. Gentiana Behluli stieg bei Laupen zur viertbeste Skorerin des Teams auf, Vanessa Schmuki und Linn Larsson hatten bei den Red Ants einen Stammplatz und Leonie Wieland erzielte im Starensemble der Jets 13 Tore.
„Für uns ist das natürlich toll, da in der NLA schon in den Trainings das Tempo höher ist als in der NLB oder U21", freut sich der Coach. Im letzten Spiel vor dem Abbruch der Saison kehrte bei den Wizards sogar die designierte Topskorerin Selma Bergmann aufs Feld zurück, nachdem sie die Saison mit einer Hirnerschüttung praktisch komplett verpasst hatte. Die Weltmeisterschaft in Uppsala im Mai konnte also kommen. Doch daraus wird bekanntlich nichts, der Anlass wurde auf den September verschoben. Amos Coppe muss auf seine zweite WM noch etwas warten.
Das persönliche Interview lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.
Inhalt
Kurznews
Dalen verklagt den schwedischen Verband, Rücktritte vom Rücktritt, Retro. Dazu wird gut gebrüllt.
Ruhiger Allrounder
Stefan Hutzli steigert sich stetig und weiss die sich ihm bietenden Chancen zu nutzen. Der 22-jährige Akteur von Floorball Köniz gehört zu den Gewinnern der Saison.
Zug-Präsident Patrick Trachsel nimmt zum Thema Ausländer-Agreement Stellung. (Bild: zVg)
Alle gegen Zug
Im Forum entflammte erneut die Diskussion um das Ausländer-Agreement. Im Zentrum: Zug United, das nichts davon wissen will. Wie scheinheilig ist das Argument Heimatschutz?
Ein Anfang ist gemacht
In Wilers U21 glänzte Noah Püntener mit traumhaften Skorerwerten. Nach seiner ersten NLA-Saison weiss er - da geht noch mehr. Nächste Saison will er zu den fittesten Flügeln der Schweiz gehören.
Pingpong
unihockey.ch nimmt es mit Ramona Bieri (Lejon Zäzwil) und Tim Aebersold (Köniz) kurz persönlich.
Tücken eines Trainerlebens
Ganze sieben Runden lang war Jürg Kihm Trainer der Jets. Der 46-Jährige blickt kritisch, aber ohne Zorn zurück - und vergleicht seine Zeit beim Meister mit Germany's Next Topmodel.
Die Riders konnten in dieser Saison oft jubeln - der Sprung in die NLA wurde aber gestoppt. (Bild: FB Riders)
Ausgebremste Riders
Im Playoff-Final, die Aufstiegsspiele zur NLA vor Augen - dann der Abbruch. Die Floorball Riders müssen auf die nächste Chance warten.
Die Nummer 2 der Region
Herisau zeigte die beste Spielzeit der Vereinsgeschichte. Die Spitze der 1. Liga reicht den Appenzellern aber, ein Aufstieg in die NLB ist nicht das Ziel.
Coach aus Leidenschaft
Vor zehn Monaten übernahm Amos Coppe die U19-Nati der Frauen, um sie an die WM nach Schweden zu führen. Der Tessiner ist in seiner Trainerlaufbahn schon weit herumgekommen.
Ohne Fleiss kein Preis
Singapur strebt an der Männer-WM den Sprung unter die zwölf besten Nationen an. Ein Blick nach Asien und auf einen sehr jungen Nationaltrainer.
André Andersson will nächste Saison die NLA aufmischen. (Bild: Per Wiklund)
André Andersson
Nach sieben SSL-Saisons mit Växjö will der 26-Jährige von Zug aus die Schweiz entdecken. Ganz unbescheiden setzt er sich das Ziel, NLA-Topskorer zu werden.
Lara in Göteborg
Nati-Goalie Lara Heini kann die Schweden und ihren Umgang mit dem Coronavirus nicht verstehen.