Ausgabe 175/176, Mai/Juni 2021 - Saison 2020/2021
Enge Kiste
Floorball Köniz legte im Superfinal der Männer los wie die Feuerwehr und lag nach Stefan Hutzlis Treffer bereits nach 39 Sekunden in Führung, nachdem Tim Aebersold dem überraschten Andrin Hollenstein den Ball abgeluchst hatte. Nach dem Ausgleich durch Marco Louis bot die 12. Minute zwei kuriose Szenen. Nach einem „Doppelpass" mit Jan Ziehlis Hinterteil stocherte Manuel Engel den Ball am orientierungslosen Wiler-Schlussmann Martin Menétrey vorbei über die Linie. 22 Sekunden später profitierte Jonas Ledergerber von einem Fehler des 18-Jährigen Amelio Tambini, schoss sofort - und sah, wie Krister Savonen den schulterhohen Abpraller reflexartig per Schaft ins eigene Tor wischte.
3:1 für Köniz, bei keinem Treffer machte die Wiler-Abwehr eine gute Falle. Aber noch waren ja 48 Minuten zu spielen. Und warum sollten vier Tore in den ersten zwölf Minuten nicht den Auftakt zu einem regelrechten Torfestival bilden? Bekanntlich kam es anders. Dem Titelverteidiger sollte nur noch ein Tor gelingen - Tatu Väänänens 3:2 im Powerplay in der 37. Minute war bereits der Schlusspunkt, weil Köniz stark verteidigte und Wiler-Ersigen über zu wenig offensive Durchschlagskraft verfügte.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Auch mal ein Schnitzel
Im Herbst feiert Emil Bolli sein 25-Jahr-Jubiläum als Koch der Schweizer Fussball-Nati. Bald gehts ab nach Baku, wo 1996 alles begann. Für den Schwyzer gilt: Leistung geht durch den Magen.
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Falun gewinnt Covid-Drama
Die Titelvergabe in der SSL in der letzten Saison ohne Playoffs war umstritten. Diese Saison versanken die Playoffs im Corona-Chaos. Am Meister änderte sich nichts.
Artikel lesenDie Titelvergabe in der SSL der letzten Saison ohne Playoffs war umstritten. Diese Saison versanken die Playoffs im Corona-Chaos. Am Meister änderte sich nichts.
Zur Erinnerung: In der Saison 2019/2020 wurden die Playoffs ein Opfer der Pandemie. Die Meistertitel wurden trotzdem vergeben - bei den Männern wurde Qualifikationssieger Falun zum Champion erkoren. Erzrivale Storvreta zeigte sich entrüstet. „Wie können die nur diesen Titel akzeptieren? Falun ist kein richtiger Meister", tönte es aus Uppsala.
Dieses Jahr fanden die Playoffs wieder statt. Ohne Fans, aber mit spannenden Duellen. So schickte etwa Storvretas Henrik Stenberg im sechsten Umgang der Halbfinals Mullsjö in der Verlängerung in die Sommerferien. Simon Karlsson sass nach einer umstrittenen Strafe (er berührte den Ball nach einem Pfiff der Schiedsrichter) auf der Strafbank, als dies geschah. „Unfassbar!" tobte Mullsjö-Coach Andreas Elf. „In einem Playoff-Halbfinal unmöglich!", stimmte Karlsson mit ein, der seinen Stock an der Bande zu Kleinholz verarbeitete, während seine Teamkollegen die Refs bestürmten und Stenberg jubelte.
Corona und kein Ende
Im anderen Halbfinal toppten Falun und Kalmarsund dieses sportliche Drama locker. Falun legte in der Serie 3:0 vor, ehe Kalmarsund erstmals gewann. Falun war auf dem Weg zu Spiel 5 in Kalmar und übernachtete auf halbem Weg in einem Hotel. In der Nacht vor dem Spiel zeigte ein Spieler Corona-Symptome. Am Morgen wurde er getestet - mit positivem Resultat. Falun beschloss, alle Spieler einem Test zu unterziehen, was zwei weitere positive Fälle an den Tag brachte. „So können wir die Reise nicht fortsetzen - wir kehren um und gehen wieder nach Hause", beschloss Coach Thomas Brottman.
Da in den Playoffs keine Spielverschiebungen vorgesehen waren, verlor Falun die Partie forfait. Neuer Stand in der Serie: nur noch 3:2 für Falun. Vereinspräsident Daniel Lindkvist akzeptierte das so, äusserte aber gleichzeitig den Wunsch, dass doch auch Kalmarsund bitte alle Spieler testen möge. Das schockierende Resultat: Schon nach wenigen Stunden wurden bei Kalmarsund ebenfalls fünf positive Fälle gefunden, dann war praktisch das ganze Team positiv.
Das setzte eine Kettenreaktion in Gang. Nach einer Krisensitzung des Verbandes wurde die Serie auf Eis gelegt - wieder mit dem Stand von 3:1 für Falun. Auch das SM-Finalen wurde um eine Woche verschoben. Nicht genug Zeit für Kalmarsund. Der Verein beschloss, sich von seinen ersten Playoffs überhaupt zurückzuziehen. „Bis zu vier Spiele in sechs Tagen zu bestreiten ist ein zu hoher Preis für Spieler, die gerade von einer Corona-Erkrankung zurückkehren", begründete der Verein in einer Mitteilung das Ende der Meisterschaft.
Staubsaugen ein Problem
Somit standen einmal mehr die grossen Namen im Final - Storvreta und Falun. Henrik Stenberg sprach zunächst von einem gerechten Final, konnte sich dann aber eine Spitze in Richtung Falun doch nicht verkneifen. „Eigentlich hat sich Falun nicht für den Final qualifiziert. Man könnte genauso gut Gävle antreten lassen, das den Anlass organisiert", stichelte er.
Die grosse Frage vor dem Final war, welche Spieler Falun überhaupt zur Verfügung stehen. Sämtliche Schlüsselspieler wie Alexander Galante Carlström, Rasmus Enström, Johan Samuelsson, Omar Aldeeb und Torhüter Johan Rehn waren positiv getestet worden. „Ich musste zu Hause beim Staubsaugen eine Pause einlegen und mich aufs Sofa setzen. Der Final fühlt sich weit weg an", sagte Rehn vier Tage vor dem Endspiel. Galante Carlström, zum siebten Mal in Serie SSL-Topskorer, wusste ebenfalls nicht, ob er würde spielen können. „Ich ging mit Schmerzen in der Brust zum Arzt und liess ein EKG machen. Mit einem Puls von 190 werde ich nicht spielen", kündigte er an.
Unter diesen Voraussetzungen wurde Storvretas Favoritenrolle täglich grösser. Nationaltrainer Niklas Nordén prognostizierte ein 8:3 für den Titelverteidiger und gab Falun keine Chance. Dann schien plötzlich auch Storvreta in den Corona-Strudel gezogen zu werden. Wenige Tage vor dem Final wurde Victor Andersson, der Center der zweiten Linie, positiv getestet. Nach einem Test des ganzen Teams blieb es aber bei diesem einen Fall und Storvreta durfte so weit in Vollbestand antreten.
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Inhalt
Kurznews
Halbierte TV-Zahlen, internationale Skorps, E wie Emil, Retro. Dazu wird gut gebrüllt.
Enge Kiste
Der Superfinal 2021 war eher etwas für Taktik-Freaks als für Anhänger von Torfestivals. Floorball Köniz erarbeitete sich mit einer überragenden Defensivleistung den zweiten Meistertitel.
Tops und Flops
Die speziellste Saison der Geschichte ist in trockenen Tüchern. Zeit für die Benennung der Auf- und Absteiger in der NLA.
Schon wieder weg
Vor einem Jahr gelang Zug United mit Luca Graf endlich der langersehnte Transfer eines Internationalen. Nun ist der 30-Jährige bereits wieder weg und wechselt zu Sirius in die SSL.
Luca Graf zieht erneut nach Schweden.
Professionalisierung 24/7
Seit dem letzten Sommer profitiert Unihockey von der Spitzensportförderung der Armee. Mit der Spitzensport-RS sollen ab 2022 auch die ersten Frauen Früchte des Programms ernten können.
Pingpong
unihockey.ch nimmt es mit Martina Repkova (Piranha) und Jan Bürki (Wiler) kurz persönlich.
Überfliegerinnen
Die Kloten-Dietlikon sicherten sich den achten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Die Skorps gewannen Respekt und positionieren sich als neue Spitzenkraft. Ende gut, vieles gut.
Für Hintermann und Mischler lohnte sich der Wechsel zu den Jets
Tops und Flops II
Die Dominanz der Kloten-Dietlikon Jets findet auch in den Tops und Flops der Saison 2020/21 ihren Niederschlag. Die Tormaschinerie des Meisters war nicht zu bremsen.
Jubiläum
Die Red Lions haben Grund zum Feiern. Vor 100 Jahren wurde der KTV Frauenfeld gegründet - aus dem Turnverein ist längst eine Unihockey-Hochburg geworden.
Die Red Lions Frauenfeld entstammen einem Turnverein.
Leistung geht durch den Magen
Im Herbst feiert Emil Bolli sein 25-Jahr-Jubiläum als Koch der Schweizer Fussball-Nati. Bald gehts ab nach Baku, wo 1996 alles begann.
Linienspiele
Wenn es einer Mannschaft in einer Partie nicht läuft oder, stellen Trainer gerne auf zwei Linien um. Der Erfolg dieser taktischen Massnahme ist freilich nicht immer garantiert.
Auf allen Ebenen gewonnen
Céline Stettler wechselte letzten Sommer von BEO nach Porvoo in die F-Liiga. In ihrer ersten Saison gewann sie Anfang Mai mit PSS, als erste Schweizerin überhaupt, den Meistertitel.
Céline Stettler feierte in Finnland den Titel
Rückgang im Rahmen
Das Corona-Virus beeinflusst die Anzahl lizenzierter Unihockeyspielerinnen und -spieler auf der ganzen Welt. Finnland verzeichnet einen Rückgang um satte 20 Prozent.
Historische Meistertruppe
Erstmals gelang es einem Aufsteiger, auf Anhieb den Titel zu gewinnen. Im Fall des Team Thorengruppen aus Umea war das freilich alles andere als eine Sensation.
Team Thorengruppen holte als Aufsteiger den Titel
Falun gewinnt Covid-Drama
Die Titelvergabe in der letzten Saison ohne Playoffs war umstritten. Diese Saison versanken die Playoffs im Corona-Chaos. Am Meister änderte sich nichts.
Kolumne
Warum nicht Mega oder Show statt nur Super? Wie Lionel Messi mit dem Barcelona-Musical durch Chinas Millionenstädte tourt.