09.
2020
Wie schwer wiegt der Substanzverlust?
Im zweiten Teil der Saisonvorschau NLA Frauen widmen wir uns fünf Mannschaften, die zum Teil gewichtige Abgänge zu verzeichnen hatten. Wer tritt in die hinterlassenen Fussstapfen und wie wirken sich die Wechsel auf die Tabellensituation aus?

Piranha Chur
Silly Season
Der Aderlass am Ende der abgebrochenen Saison war gewaltig - Zwinggi, Ulber, Dellagiovanna und die Rensch-Schwestern sind eigentlich gar nicht gleichwertig zu ersetzen. Auch Mari Aanerud und Pechvogel Karin Farnes, die die ganze Saison verletzt ausgefallen war, haben das Bündnerland verlassen. Neu mit dabei sind die beiden Tschechinnen Jirakova und Repkova, die talentierten Schweizerinnen Beluhli (Laupen) und Bichsel (Zug) sowie ein ganzer Schwarm U21-Piranhas. In Chur hat man das Beste aus der Situation gemacht und investiert in die Zukunft.
Tipp: 2. Platz
Die Defensive ist mit Spielerinnen wie Marti, Gredig, Klapitova und Jirakova immer noch hervorragend besetzt. Die Frage wird sein, wer ausser Corin Rüttimann (letzte Saison 57 Punkte in 20 Spielen) offensiv für Furore sorgt. Nicole Capatt scheint bereit für den nächsten Schritt, die jungen Spielerinnen wie Laila Ediz und Marcia Wick müssen nun etwas mehr Verantwortung übernehmen. Langfristig muss man sich um Piranha keine Sorgen machen - im Halbfinal des Supercups etwa war das Bündner Team im Schnitt fünf Jahre jünger als der Dauerrivale Kloten-Dietlikon Jets. Wir gehen davon aus, dass der Umbruch gemeistert werden kann und die Churerinnen auch dieses Jahr einer der ernsthaftesten Titelanwärter sind. Nur vielleicht nicht mehr ganz auf Augenhöhe mit den Jets.
Wizards Bern Burgdorf
Silly Season
Auch in Burgdorf war im Sommer viel los. Brigitte Mischler und Mirjam Hintermann werden fehlen, genau wie die zurückgetretene Lea Cina. Die neuen ausländischen Verteidigerinnen Kivirand und Tapani sind keine Hochkaräterinnen, aber beim Konterteam Wizards werden sowieso alle Spielerinnen ins Defensivkonzept mit einbezogen. Dafür hat Chiara Rensch alles was es braucht, um eine starke Linie führen zu können und Andrea Wildermuth hat am Supercup einen starken Einstand gefeiert. Sie ist bereit, in einem Top-Team eine tragende Rolle zu spielen.
Tipp: 3. Platz
Die Wizards zeigten am Supercup, dass mit ihnen auch diese Saison zu rechnen ist. Insgesamt dürfte es hinter dem klaren Favoriten Jets zu einem engen Kampf um die Plätze 2 bis 4 kommen. 2019 wählte Mirco Torri im Viertelfinal die starken Skorps und scheiterte prompt, dieses Jahr war Zug United kein Gradmesser (30:6 Tore in drei Spielen). Man darf gespannt sein, wie viel Kampfkraft die Zauberinnen im nächsten Frühjahr an den Tag legen.
Red Ants Winterthur
Silly Season
Torhüterin Nicole Heer ist mit 24 Jahren die drittälteste Spielerin im Kader der Red Ants - das sagt eigentlich schon fast alles. Die Fraktion der routinierten Spielerinnen trat geschlossen zurück oder spielt künftig in tieferen Ligen. Die routinierten Verteidigerinnen Konickova und Garbare kennen die Liga bereits, vorne soll Magdalena Plaskova (neu von Chodov) eine Horde von jungen Wilden anführen.
Tipp: 6. Platz
Carola Kuhn stand letzte Saison sinnbildlich für die Aufwärtstrend bei den roten Ameisen nach der WM-Pause im Dezember: Nach überstandener Verletzung hatte sie eine Serie von 17 Toren in 10 Spielen und schoss Piranha mit einem Hattrick beim 5:4-Sieg fast im Alleingang ab. In Winterthur wird man sich wohl noch lange fragen, wie die enge Viertelfinal-Serie gegen die Jets ausgegangen wäre. Können die Red Ants auch mit der fehlenden Routine so weiter powern? Lukas Eggli probiert es auf jeden Fall mit überfallartiger Offensivpower - das kann auch mal ins Auge gehen und mit einer Kanterniederlage enden. Wir trauen dem Team aber zu, dass es auch diese Saison deutlich über dem Strich bleibt.
UHC Laupen
Silly Season
Drei der vier besten Punktesammlerinnen sind weg. Drei? Ja, denn neben Andrea Wildermuth (Wizards) und Gentiana Behluli (Piranha) muss Yara Hofmann für die neue Saison praktisch wie ein Abgang gewertet werden, sie dürfte verletzungsbedingt während der gesamten Spielzeit ausfallen. Bei den verbliebenen Spielerinnen sind 4 Tore aus der letzten Saison bereits der drittbeste Wert. Bei den Zuzügen hat man auf bewährte Mittel gesetzt und sich bei den Hot Chilis und im eigenen Nachwuchs bedient: Vanessa Kapp erhält ihre frühere Sturmpartnerin Hanka Lackova (Comeback) zurück, auch Céline Müller und Gisela Schibli wechseln vom B-Verein Hot Chilis ins Zürcher Oberland.
Tipp: 9. Platz
Der Aufsteiger von 2018 steht vor einer ungewissen Zukunft und muss sich als NLA-Team eine Identität zulegen - Spiel und Spass auf hohem Niveau? Den nächsten Schritt wagen und die Top 5 ins Visier nehmen? Die Top-Spielerinnen wandern ab, da sie bei Laupen anders als in der U21 nicht mehr um die nationalen Titel mitspielen können. Und nicht jede aus der NLB verpflichtete Spielerin wird gleich einschlagen wie Vanessa Kapp. Wir zeigen uns eher skeptisch und prophezeien den Gang ins "Fegefeuer" der Playouts.
Floorball Riders
Silly Season
Der Aufsteiger verliert mit Jenni Timonen und Aino-Maija Laaksonen 50 Tore aus der letzten NLB-Saison. Dies ist ein herber Rückschlag, zumal Petra Mandatova (neu von Basel) wesentlich bescheidenere Werte aufweist. Die Tschechin Anna Bachrata soll die Defensive stabilisieren. Sarah Altwegg hängt den Stock an den Nagel und konzentriert sich auf ihre Aufgabe als Sportchefin. Es sind schwierige Bedingungen, unter denen das Team ins unverhoffte NLA-Abtenteuer steigt.
Tipp: 10. Platz
Es wäre eine Überraschung, wenn die Rote Laterne anderswo als in Rüti ZH leuchtet. Doch die Riders haben mit der Annahme des Aufstiegs Anfang Mai Mut bewiesen und werden aus der Situation Kraft schöpfen, um spätestens im Frühling für den Überlebenskampf bereit zu sein. Ja, wir sehen die Riders als Schlusslicht - aber auch 2021/22 in der NLA.