10.
2014
Beherztes Ärgera beweist Charakter
In der vierten Spielrunde stand für die Damen von Ärgera Giffers zum ersten Mal ein Auswärtsspiel in der NLA an. Die Reise nach Zug lohnte sich für die Senslerinnen in jeder Hinsicht und den mitgereisten Fans wurde ein regelrechter Samstagabend-Krimi geboten, den Alfred Hitchcock nicht besser hätte verfilmen können. UH Ärgera Giffers konnte gegen Zug United mit 7:6 nach Verlängerung gewinnen und ist nun in der höchsten Spielklasse angekommen. Nach diesem Sieg liegt der Aufsteiger nun auf Tabellenrang fünf.
Zug United, das Ärgera am Vorbereitungsturnier bezwingen konnte, erwischte den besseren Start. Obwohl Giffers defensiver stand, als noch in den Spielen davor, stand es bereits nach sechs Minuten 0:2. Die Freiburgerinnen liessen sich dadurch jedoch nicht beirren und verfolgten weiter ihren Plan. Sie spielten gut mit, kamen selbst zu Chancen und waren in der Defensive grösstenteils sicher. In der 14. Minute wurde dann gegen die Torfrau von Zug eine Strafe ausgesprochen, weil sie ihren Kasten verliess und auf offenem Feld eine Gegnerin anrempelte. Das Powerplay blieb von Giffers aber ungenutzt, nicht zuletzt weil die Spielerinnen mit dem harten Boden so ihre liebe Mühe bekundeten. So blieb das Resultat bis zur ersten Pause bestehen und beide Mannschaften konnten sich eigentlich nicht darüber beklagen.
Im Mitteldrittel spielten dann beide Teams offensiv druckvoll, doch bei Zug fielen die Tore leichter. In der 24. Minute erhöhte Zug United durch einen Doppelschlag gleich auf 0:4. Nur 18 Sekunden später und noch in derselben Minute konnte Caroline Schürch dann aber auf Zuspiel von Christel Köstinger alleine auf das gegnerische Tor losstürmen. Die kaltblütige Verwertung dieser Chance bedeutete für die Senseoberländerinnen das 1:4 und war der Beginn einer glorreichen Aufholjagd. Die Gangart wurde ruppiger und Gehässigkeiten wurden ausgetauscht.
In der 26. Minute wurde dann eine Strafe gegen Giffers ausgesprochen und zudem erhielt Zug einen Penalty, weil es die hinterste Frau war, die intervenierte. Die Zugerinnen liessen diese Chance jedoch ungenutzt, weshalb ein Unterzahlspiel für Ärgera folgte. Wer nun dachte, dass alles vorbei sei, sah sich getäuscht, denn Schürch konnte sich den Ball ergattern und zog erneut allein auf das Zuger Tor. Wieder verwertete sie den Shorthander kaltschnäuzig im Stile eines Greg Mauldin und verkürzte den Abstand wieder auf zwei Tore. Den Rest der Strafe überstanden die Freiburgerinnen dank kompaktem Abwehrspiel auch noch ohne Schaden.
Eine weitere Strafe in der 36. Minute gegen Zug konnte Ärgera nicht mehr zu seinem Vorteil nutzen und so ging es mit dem 2:4 in die zweite Pause. Es war ein ganz und gar verrückter Abschnitt, in dem das Geschehen munter hin und her ging. Viele Strafen waren die Konsequenz des harten Einsatzes und doch konnten beide Mannschaften immer wieder neue Kräfte mobilisieren. Es war aber auch der Abschnitt der Caroline Schürch, die sich mit einem Doppelschlag definitiv als kaltblütige Skorerin zurückmeldete und alle Zweifler zum Schweigen und Staunen brachte. Es war zu spüren, dass Giffers an seine Chance glaubte und nicht gewillt war vor dem Schlusspfiff aufzugeben.
Im letzten Drittel ging es dann noch mehr drunter und drüber und die Tore fielen Schlag auf Schlag. In der 44. Minute konnte Ärgera zu zweit gegen nur noch eine Verteidigerin losziehen und Alexandra Moser übernahm die Verantwortung gleich selbst. Das 3:4 war das Resultat dieses Angriffs und nun war definitiv alles möglich für den Aussenseiter. Noch in derselben Minute musste Giffers jedoch erneut einen Gegentreffer hinnehmen, der den Zwei-Tore-Vorsprung für die Kolinstädterinnen wiederherstellte.
In der 48. Minute gelang dann Giffers wieder der Anschlusstreffer, nachdem Schürch bei einem Getümmel vor dem Tor die Übersicht behielt und den Ball über die Linie drückte. In der Folge wurden dann wieder munter Strafen verteilt: Ärgera kassierte gleich zwei hintereinander, die es noch heil überstand. Gerade als die Bestrafte wieder von der Strafbank zurückkam, fiel dann aber doch noch der Gegentreffer zum 4:6. Nun blieben nur noch sechs Minuten übrig, um den erneuten Zwei-Tore-Rückstand wieder wettzumachen. Und siehe da - Ärgera kam tatsächlich noch einmal heran. Köstinger konnte nach einem Zuspiel von Schürch mit einem satten Direktschuss das 5:6 erzielen.
Die letzten drei Minuten des Spiels liessen Coaches Jungo und Burkhalter dann ohne Torhüterin spielen und setzten alles auf die Karte Überzahl. In der 58. Minute kassierte Zug dann wieder eine Strafe, nachdem sie ihrem Frust mit überhartem Körpereinsatz Luft verschafften. Giffers war in dieser Schlussphase klar am Drücker und der Ausgleichstreffer lag in der Luft. Erst zwei (!) Sekunden vor Schluss, als Köstinger am Abschluss gehindert wurde, erhielt Giffers einen Penalty. Die Dreifachtorschützin Schürch nahm Anlauf und versenkte sicher zum 6:6. Der Ausgleich in extremis war Tatsache und das Momentum war nun definitiv wieder auf Seiten von Ärgera.
In der Verlängerung konnte Giffers immer noch in Überzahl agieren und nach nur 34 Sekunden konnte Köstinger den Siegtreffer für ihr Team erzielen. Die Zuschauer kamen also auf ihre Kosten, denn das nervenaufreibende und nicht immer ganz faire Spiel bot Spannung bis zur letzten Sekunde. Ein Ärgera-Fan sagte nach dem Spiel passend: "Nicht aufgeben, gewinnt!". Ärgera Giffers hat nie aufgegeben und erkämpfte sich sowohl mit einem starken Kollektiv, als auch mit starken Einzelleistungen den Sieg. Die Senslerinnen glaubten stets an ihre Chance auf den Sieg und steckten selbst nach dem 0:4-Rückstand nicht auf. Gemeinsam verteidigten sie das eigene Tor und auch Torhüterin Patricia Roux rettete drei-, viermal mirakulös. Das war ein toller Auftritt der Aufsteigermannschaft, die mit viel Herz und grosser Beharrlichkeit den schlussendlich verdienten Sieg errang.
Zug United - UH Aergera Giffers 6:7 n.V. (2:0, 2:2, 2:4, 0:1)
Stadthalle Herti Zug. - 80 Zuschauer. - SR Begré/Birbaum.
Tore: 3. Wilhelm (Schibli) 1:0. 6. Hagg 2:0. 24. Kuster (Mischler) 3:0. 25. Kuhlmann (Schibli) 4:0. 25. Schürch (Köstinger) 4:1. 26. Schürch 4:2. 44. Moser (Berti) 4:3. 44. Mischler (Mätelä) 5:3. 50. Schürch (Dazio) 5:4. 54. Luck (Bürgi) 6:4. 55. Köstinger (Schürch) 6:5. 60. (59:58) Schürch 6:6. 61. Köstinger (Moser) 6:7.
Strafen: 4mal 2 Minuten gegen Zug United. 3mal 2 Minuten gegen UH Aergera Giffers.
UH Ärgera Giffers: Roux; Berti, Hirschi; Bertolotti, Schürch, Köstinger; Weibel, Dietrich; Ruffieux, Moser, Wohlhauser; Dazio, Beck; Vonlanthen, Gnägi, Brügger; Etter.
Bemerkungen: Aergera ohne Buri, Wyder, Wieland (abwesend).