04.
2006
Frauen NLA: Matter Meister vor dem Aus
Es waren noch keine 30 Sekunden gespielt, als bereits die ersten beiden Abschlüsse der Red Ants auf das Tor von Nicole Giezendanner zu verzeichnen gewesen waren. Wer daraus abgeleitet hatte, nun einen Sturmlauf des Heimteams präsentiert zu erhalten, sah sich getäuscht. Dietlikon nahm das Heft in die Hand – und führte nach sieben Minuten und Treffern von Anna Bürgi (Weitschuss) und Sara Schäfer (nach magistralem Zuspiel von Natalie Stadelmann) bereits mit 2:0. Dieser Doppelschlag hemmte die Red Ants, die in der Folge kaum zu Chancen gelangten und aus fast allen Zweikämpfen als zweite Sieger hervor gingen.
Umschwung abgewürgt
Bis zur Spielhälfte suchten die Winterthurerinnen den Erfolg mit Einzelaktionen
(Petra Kundert, Lea Mayer), anstatt ihre grösste Stärke, das Kombinationsspiel,
in die Waagschale zu werfen. Erst als Gaby Breitenstein in den Sturm beordert
wurde, lief es etwas besser. Und als Mirca Anderegg mit einer fragwürdigen
Zweimuten-Strafe bedacht wurde (vielleichte eine Kompensation für eine im ersten
Drittel nicht gegebene Strafe wegen hohen Stocks?), dauerte das Powerplay des
Meisters nur 37 Sekunden, bis Andrea Benz das 1:2 erzielen konnte. In den
folgenden drei Minuten wähnte man sich in alte Zeiten zurück versetzt – die
zuvor so sichere Abwehr Dietlikons kam arg ins Schleudern. Der Reihe nach
verloren Bürgi, Berner und Mesot als hinterste Feldspielerin den Ball, der
Ausgleich lag in der Luft. Aber das Dietlikon der Ausgabe 2006 verfügt über eine
erste Sturmformation von internationaler Güte – prompt würgte Stadelmann mit dem
1:3 die aufkeimende Hoffnung der Gastgeberinnen gleich wieder ab. Bis Ende des
Mitteldrittels verfielen die Red Ants wieder in den alten Trott, und wenn sie
doch mal zum Abschluss kamen, verfehlte der Ball das Ziel öfters deutlich.
Beeindruckender Schlussspurt
Im Powerplay zu Beginn des Schlussdrittels vergaben die Red Ants die Chance, auf
ein Tor heranzukommen. Erst wehrte sich Nicole Giezendanner, die bis dahin nicht
viel zu tun gehabt hatte, hervorragend. Dann traf Lea Mayer nur den Pfosten. Und
in der 48. Minute kullerte ein Schuss von Andrea Benz bereits Richtung Torlinie,
als Giezendanner doch noch eingreifen konnte. Stattdessen war es Mirca Anderegg,
die in der 52. laufen gelassen wurde und das 1:4 erzielte. Was man den Red Ants
hoch anrechnen muss – sie gaben auch nach diesem Treffer nicht auf. Schon drei
Minuten vor dem Ende machte Irène Tschümperlin einer sechsten Feldspielerin
Platz. 58.02 waren gespielt, als Benz auf 2:4 verkürzte. Die Uhr zeigte 58.55,
als Petra Kundert den Ball irgendwie über die Linie drückte. Aber zu mehr
reichte es nicht mehr – einerseits, weil Daniela Morf Gratis-Lektionen bezüglich
„Ball abdecken und halten“ gab, andererseits, weil die letzte Aktion der Red
Ants typisch für einen über weite Strecken missglückten Auftritt war. Benz
brachte den Ball anstatt bis vor das gegnerische Tor nur bis zur Mittellinie –
Stadelmann profitierte und traf acht Sekunden vor dem Ende ins leere Tor zum
3:5.
Am nächsten Samstag hat Dietlikon in Kloten den ersten Matchball. Nach den
Siegen in den Spielen 2 und 3, in denen die Red Ants in der Offensive einfach zu
wenig zu bestellen hatten, ist die Favoritenrolle nun klar. Die fünfzehnminütige
Verabschiedungsorgie (Zizkova, Ausderau, Forster, van Rooden, Kundert) am Ende
des Spiels könnte gerechtfertigt gewesen sein – ob die Serie noch einmal nach
Oberseen zurückkehrt, ist fraglich.
Red Ants – Dietlikon 3:5 (0:2, 1:1, 2:2)
Oberseen, Winterthur – 422 Zuschauer
SR: Widler / Widler
Tore: 6. Bürgi (Berner) 0:1; 7. Schäfer (Stadelmann) 0:2; 31. Benz (Breitenstein; Ausschluss Anderegg) 1:2; 33. Stadelmann (Morf) 1:3; 52. Anderegg (Vögeli) 1:4; 59. (58.02) Benz (Hofstetter; Red Ants ohne Goalie) 2:4; 59. (58.55) Kundert (Breitenstein; Red Ants ohne Goalie) 3:4; 60. Stadelmann (ins leere Tor) 3:5
Strafen: Red Ants keine, Dietlikon 2x2'
Red Ants: Tschümperlin; Breitenstein, Jud; Ott, Eberle; Kundert, L. Mayer, Siegenthaler; Hofstetter; Flückiger, Benz; Arpagaus
Dietlikon: Giezendanner; Berner, Bürgi; Klein, Heusser; Walder, Stadelmann, Morf; Vögeli, Mesot, Anderegg
Bemerkungen: 42. Pfostenschuss L. Mayer; 58. Time-out Red Ants