09.
2006
Frauen NLA: Mit einem blauem Auge davongekommen
Unihockey ist bekanntlich ein Teamsport, folglich gewinnt meist das bessere Team. Von Zeit zu Zeit kann es aber auch vorkommen, dass überragende Einzelspielerinnen genannte Regel erschüttern oder gar durchbrechen: Diese schmerzliche Erfahrung mussten die Caps gegen die Floorball- Riders aus Dürnten- Bubikon in der ersten Runde machen.
Der Beginn des Spiels verlief für die Caps viel versprechend: Nach einer halb missglückten Abwehr des gegnerischen Goalies wenige Sekunden nach Anpfiff rollte der Ball langsam über die Torlinie (nach Ansicht der Caps-Fans), bevor sich Heidi Jud des Balls doch noch bemächtigen konnte. Die Schiedsrichter entschieden so, wie das auch die Riders-Fans getan hätten: Sie sahen den Ball lediglich auf (und nicht hinter) der Linie. Wie dem auch sei: das Spiel war lanciert und somit fand auch das Körperspiel (wobei ebenfalls das gelegentliche „Beine-stehen-lassen“ als solches angesehen werden kann) den Weg in die Mooshalle. Als erste bekam dies Mirjam Hofer, die auf diese Saison vom UHC Höfen zu den Hauptstädterinnen gewechselt hat, zu spüren. Nach einer Bauchlandung, die unter grosszügiger Mithilfe einer gegnerischen Verteidigerin zustande kam, musste sie für ein paar Einsätze durch Andrea Spycher ersetzt werden, konnte aber anschliessend wieder mitspielen.
Es folgte der erste Auftritt einer Person, die an diesem Abend noch einige Male für Gesprächsstoff sorgen sollte: Die 26- jährige Neuverpflichtung der Floorball Riders Petra Niemenmaa, Mitglied der finnischen Nationalmannschaft, zeigte einerseits ihr gutes Auge, indem sie zweimal mustergültig auf eine ihrer Mitspielerinnen vorlegte, und andererseits auch, dass saubere und enge Deckungsarbeit vor dem eigenen Tor enorm wichtig wäre. So gelang den Zürcherinnen die etwas glückliche 0:2- Führung zum ersten Pausentee, die nach einem Lattenknaller der genannten finnischen Nummer 66 gar noch höher hätte ausfallen können.
Im zweiten Drittel begann die Operation Aufholjagd: Von drei Linien stellte das Trainergespann Krebs/Utiger/Wohlfender auf zwei um. Diese Aktion zahlte sich sehr rasch aus: Fabienne Schüpbach erzielte nach schönem Zuspiel von Simona Fahrni ihr erstes Meisterschaftstor im Dress der Caps und kurze Zeit später gelang dem letztjährigen Orion Star Daniela Stettler nach sehenswertem Pass von Eliane Juker der Ausgleich zum 2:2. Wer nun mit einer Führung der von der Spielkultur her hoch überlegenen Bernerinnen rechnete, wurde Lügen gestraft: die berühmt-berüchtigte Nummer 66 der Riders erzielte zuerst das 2:3 und nach dem neuerlichen Ausgleich durch Simona Fahrni (nach herrlichem Zusammenspiel mit Anni Schällibaum) das 3:4. So lautete auch das Resultat nach zwei Dritteln.
Auch im letzten Drittel spielten die Caps mit zwei Linien, wobei innerhalb der Blöcke sehr viel rotiert wurde. Dies ging problemlos vonstatten, ein Indiz dafür, dass das Trainertrio das Team auf die Meisterschaft hin sehr gut eingespielt hat. Die Caps waren bemüht, kämpften und konnten schliesslich dank eines kuriosen Treffers von Eliane Juker den neuerlichen Ausgleich sicherstellen. Eli schlug mit dem Rücken zum gegnerischen Tor an den hüpfenden Ball, der anschliessend nach einem weiteren Aufsetzer den Weg ins Netz fand. Kurze Zeit später gelang dasselbe Kunststück einer Spielerin der Gäste, mit dem Unterschied, dass bei ihrem Versuch nicht nur der Ball, sondern auch gleich sie selber hüpfte. Somit war dieses Tor irregulär und es blieb beim 4:4 nach 60 Minuten.
Die fünfminütige Verlängerung bot im Wesentlichen eine Kurzzusammenfassung des ganzen Spiels: Die Caps beeindruckten mit einem fast 3(!)-minütigen „Überzahlspiel“ bei 5 gegen 5, die Riders wurden nur gefährlich, wenn Niemenmaa auf dem Feld stand. Es blieb beim Unentschieden.
Die Anzeigetafel konnte die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht darüber hinweg täuschen, dass die Caps das klar stärkere Team stellten. Sehr erfreulich war vor allem die Tatsache, dass die Bernerinnen nie aufgaben und ihre Tore aus schönem Zusammenspiel erzielten. Dennoch: Zwei Punkte gingen verloren, das bessere Team gewann nicht. Petra Niemenmaa zeigte, was eine schussgewaltige und spielfreudige Einzelspielerin ausmachen kann, wenn es nicht gelingt, sie zu neutralisieren. Spiele, die so verlaufen, wie dasjenige zwischen den Caps und Dürnten, enden häufig mit der Niederlage des optisch überlegenen Teams (frei nach dem Motto: cer die Tore nicht schiesst...). Insofern kamen die Caps mit einem blauen Auge davon. Sicher ist: Über eine ganze Meisterschaft zählt die Teamleistung und diesbezüglich vermochten die Caps gegen die Floorball-Riders bereits zu überzeugen!
Bern Capitals - Floorball-Riders Dürnten-Bubikon-Rüti 4:4 n.V. (0:2, 3:2, 1:0, 0:0)
Mooshalle, Gümligen - 125 Zuschauer
SR: Chiapparini, Meyer
Tore: 10:13 Lischer (Niemenmaa) 0:1, 17:01 Kälin (Niemenmaa) 0:2, 26:27 Schüpbach (Fahrni) 1:2, 27:56 D. Stettler (Juker) 2:2, 31:11 Niemenmaa (Kälin) 2:3, 33:19 Fahrni (Schällibaum) 3:3, 36:07 Niemenmaa (Kälin) 3:4, 47:17 Juker 4:4
Strafen: Bern Captials 1-mal 2 Minuten, Dürnten 2-mal 2 Minuten
Bern Capitals: Koller; Krähenbühl, K. Stettler; Schmid, Pfister; Meier, Müller; Burkhalter, Juker, D. Stettler; Schüpbach, Fahrni, Schällibaum; R. Schori, Hofer, R. Schori; Spycher
Bemerkungen: 58:06 Time-out Bern Capitals. Bern Capitals ohne Wiktorsson, Meyer, Siegfried (verletzt), Dunkel (rekonvaleszent), Weibel, Bertolotti und Roux (nicht eingesetzt)