09.
2014
Stotterstart von Piranha Chur
Titelverteidiger Piranha Chur startet mit einem verdienten, aber glanzlosen 5:4 über Bern Burgdorf in die NLA-Meisterschaft
Es lief die 37. Minute zwischen Piranha Chur und Bern-Burgdorf, da ging ein Raunen durch die Ränge in der Gewerblichen Berufsschule in Chur. Piranhas Torhüterin Lara Heini, in dieser Saisonauftakt-Partie von Beginn weg hellwach, sah einen langen Diagonalball kommen, rückte etwas aus dem Kasten heraus, verschob sich lehrbuchmässig. Und mähte den sich rückwärts bewegenden Schiedsrichter Ralph Keel um, der seinerseits den Blick - ebenfalls lehrbuchgetreu - aufs Spielgeschehen gerichtet hatte und nicht mit einem Hindernis in seinem Rücken rechnete.
Einen Moment des Schreckens später und wohl um ein paar blaue Flecken reicher standen die Involvierten wieder auf den Beinen und konnten auch sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.Ansonsten gab es bis dahin nicht allzu viel zu lachen bei der Saison-Ourvertüre. Ja, das skurrile Malheur war unterhaltungstechnisch der Höhepunkt in der bis dahin doch ziemlich ereignisarmen Partie zwischen dem Ligakrösus und dem letztjährigen Sechsten. Fünf Tore waren zu diesem Zeitpunkt gefallen, 3:2 führten die Frauen von Piranha, seit Isabelle Fausch kurz nach Spielmitte ein Zuspiel von Mia Karjalainen zur erstmaligen Churer Führung ins Tor abgelenkt hatte. Die hoch favorisierten Gastgeberinnen diktierten das Spielgeschehen über weite Strecken, trotzdem gerieten sie zu Beginn der ersten beiden Spielabschnitte zweimal in Rückstand und konnten gewisse Anlaufschwierigkeiten nicht kaschieren.
Zwölf Tage vor dem ersten Auftritt am Champions Cup, dem erklärten ersten grossen Saisonziel der Schweizer Meisterinnen, wirkten die Churerinnen physisch gerüstet für den internationalen Vergleich mit Europas Elite. Jedoch fehlte ihnen in spielerischer Hinsicht augenscheinlich die Matchpraxis, wie Trainerin Natalie Stadelmann nach der Partie einräumte: «Das Passspiel funktionierte noch nicht so wie im Training, und im Abschluss vergaben wir zu viele grosse Chancen.» Nicht nur das: Noch mangelte es den Churerinnen am Feintuning in den Abläufen, noch fehlte das blinde Verständnis, noch holperte der Ball eher einmal mehr, als dass er rollte.
Grund, den siegreichen Auftakt schlechtzureden, hatten die Churerinnen gleichwohl nicht. Mit dem 5:4-Erfolg erfüllten sie die Pflicht, und noch bleiben ihnen zwei Ernstkämpfe, um sich in Champions-Cup-Form zu spielen; die heutige Cuppartie beim 1. Ligisten Uri und die zweite Meisterschaftsrunde am kommenden Samstag beim Aufsteiger Giffers-Marly. Stadelmann: «Für das erste Spiel war das Gezeigte okay. Wir stehen derzeit da, wo wir im Hinblick auf den Champions Cup stehen sollten.»
Piranha Chur - Bern-Burgdorf 5:4 (1:1, 2:1, 2:2)
Gerwerbliche Berufsschule. - 147 Zuschauer. - SR Hohl/Keel.
Tore: 4. Rudh (Piotrowska) 0:1. 8. Lackova (Luomaniemi) 1:1. 24. Marendaz (Cattaneo) 1:2. 31. Fausch (Karjalainen) 2:2. 34. Ukkonen (Gredig) 3:2. 43. Dominioni (Fausch) 4:2. 59. (58:40) Piotrowska 4:3. 60. (59:12) Karjalainen 5:3 (Bern-Burgdorf mit sechs Feldspielern). 60. Baumgartner (Piotrowska) 5:4 (Bern-Burgdorf mit sechs Feldspielern).
Strafen: keine.
Piranha Chur: Heini; Marti, Sgier; Ukkonen, Karjalainen; Ludwig, Ulber, Zwinggi; Putzi, Luomaniemi, Lackova; Fausch, Gredig, Dominioni.
Bern-Burgdorf: Hornakova; Sarah Cattaneo, Cina; Haldimann, Häubi; Rudh, Piotrowska, Wyss; Nadia Cattaneo, Baumgartner, Marendaz; Wyss, Lehmann, Piotrowska.
Bemerkungen: 5. Lattenschuss Cattaneo. 40. Lattenschuss Cina. 58:40 Time-out Bern-Burgdorf. Ab 58:46 Bern-Burgdorf phasenweise mit sechs Feldspielern
Zeitungsbericht "Schweiz am Sonntag"