01.
2010
„Wir haben Selbstvertrauen getankt“
Mit dem deutlichen Sieg über Lok Reinach hat sich Chur Unihockey für die Playoffs qualifiziert. Zum ersten Mal seit vier Jahren. Damals bestritt der beim UHC Uster gross gewordene Jan Binggeli seine erste Saison im Dress der Bündner, mittlerweile sind nicht nur seine Tore gefragt, sondern hat er auch als Captain Verantwortung zu übernehmen.
Jan, so einfach wie beim 13:3 gegen Lok dürfte euch das Toreschiessen am Samstag gegen GC und in den Playoffs nicht mehr fallen...
Das stimmt. Wir haben ein gradliniges und effizientes Unihockey gezeigt und unser Spiel weitgehend durchgezogen. Ohne unsere Leistung schmälern zu wollen, waren wir überrascht, dass Lok nicht mehr so konsequent gespielt hat und nahe dran war wie in den Spielen zuvor. Trotzdem haben wir Selbstvertrauen getankt, das es für die kommenden Spiele braucht.
Erstmals seit vier Jahren steht Chur wieder in den Playoffs. Viertelfinal-Modus sei dank?
Die Achterplayoffs kamen uns in der Saisonplanung sicher entgegen, da man nicht wie zuvor in der Quali auf jeden Punkt angewiesen ist. Man kann sich auch mal einen Ausrutscher erlauben. Allerdings haben wir auch wirklich gut gearbeitet und uns die Quali daher verdient. Dies beginnt bei Düggeli und Telli, die frischen Schwung ins Team gebracht haben und gut harmonieren. Weiter mussten wir in diesem Jahr weniger Junioren einbauen, sondern konnten auf einen guten Stamm zurückgreifen. Und nicht zuletzt haben wir mit Kekkonen und Koskelainen zwei starke neue Ausländer.
Nach einem ansprechenden Saisonstart habt ihr den Schwung etwas verloren, im Spätherbst einige Spiele verloren und dadurch in der Tabelle etwas an Terrain eingebüsst. Woran lag's?
Hauptsächlich daran, dass die lange Verletztenliste unser Kader ausgedünnt hatte. Wir mussten die Kräfte forcieren und oft mit zwei Linien durchspielen, zeitenweise mit einigen U21-Junioren. Deshalb waren wir etwas ausgelaugt, hatten keinen Punch mehr um zuzulegen, wenn es darum ging, die Spiele zu entscheiden. Die Ausfälle wirkten sich auch negativ auf das Niveau im Trainingsbetrieb aus. Jetzt sieht es wieder besser aus, sind doch etwa Studer, Torri oder auch Cadisch wieder einsatzfähig.
In deiner persönlichen Statistik stehen in dieser Saison bisher nebst einigen Skorerpunkten vor allem ungewohnt wenige Strafen. Was ist los?
Sind es dir zu wenig?
Naja, dein Bad Boy-Image beginnt dadurch etwas zu leiden.
Eigentlich wundere ich mich schon ein bisschen. Wobei, in den letzten Jahren habe ich meine Strafminuten kontinuierlich reduziert. Diese Saison hängt es auch damit zusammen, dass ich jetzt Captain bin. Dies bringt schon eine gewisse Vorbildfunktion mit sich; ich kann nicht einfach ein, zwei Mal pro Spiel auf der Strafbank sitzen. Die Ausnahme war vielleicht die Fünfminutenstrafe, als ich Roger Gerber nach einer super Körpertäuschung nicht vorbeilassen wollte und ihn deshalb aufladen musste. Allgemein habe ich mich aber zu beherrschen gelernt und kann mittlerweile viel besser einstecken, ohne gleich wieder auszuteilen.
Wie steht es um dein oft bemängeltes Defensivverhalten?
Wenn ich auf dem Feld stehe, spielen wir offensiv zu fünft und defensiv zu viert. Ich habe auch schon gemutmasst, dass Güni (gemeint ist Verteidiger Von Gunten, die Red.) deshalb eine Glatze hat, weil er sich nach jedem Einsatz die Haare rauft. Nein, im Ernst: Dank meiner Rolle als Steuerflügel, die gut zu mir passt, muss ich nicht immer ganz so weit zurückspringen. Das Spielsystem ist taktisch sehr gut auf mich abgestimmt, könnte man sagen. Innerhalb von diesem Spielsystem habe ich meinen Defensivpart und erledige den auch nicht so schlecht, glaube ich.