03.
2012
1000 Mal Baumgartner/Kläsi
Thomas Baumgartner und Thomas Kläsi haben am Sonntag ihren 1000. gemeinsamen Einsatz bestritten. Seit 1995 sorgen die beiden Unparteiischen gemeinsam für Ruhe und Ordnung auf dem Spielfeld.
„Boumi/Kläsi" sind die wohl derzeit bekanntesten aktiven Schweizer Unihockey-Schiedsrichter. Sie haben sogar eine eigene Facebook-Fanseite. 1995 gaben sie ihr Debüt, drei Jahre später folgte der erste Einsatz in der höchsten Schweizer Spielklasse und 2001 leiteten sie erstmals ein internationales Spiel. Als bisheriger Karrierehöhepunkt darf mit Sicherheit die Leitung des Herren WM-Finals von 2006 in Schweden bezeichnet werden, auch wenn sie nach dieser Partie ganz schön in der Kritik standen. Am vergangenen Sonntag bestritten „Boumi/Kläsi" nun ihren 1000. gemeinsamen Einsatz. Grund genug, den beiden ein paar Fragen zu stellen.
Herzliche Gratulation zu eurem 1000. gemeinsamen Einsatz. Wie seid ihr mit eurem Jubiläumsspiel zufrieden?
Thomas Baumgartner: Das Spiel ist uns sehr gut gelungen. Wir haben einen nächsten Schritt zur Professionalisierung gemacht und das neuste Kommunikationsset im Einsatz gehabt, das z.B. im Fussball von den Schiedsrichtern eingesetzt wird. Für uns ein grosser Schritt um noch besser zu werden! Mich hat vor allem das Erscheinen vieler bekannter Gesichter sehr gefreut. Dass es unser SK-Chef nicht nehmen lies, persönlich zu gratulieren, oder unser Vereinspräsident, der extra nach Uster fährt, trotz Aufstiegsplayoffs unserer U21. Dies zeigt die grosse Wertschätzung und ist Motivation zugleich! An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön, all denen, die uns immer wieder unterstützen.
Thomas Kläsi: Ich bin mit unserer Leistung sehr zufrieden. Klar gibt es auch im 1‘000. Spiel Dinge, die wir besser hätten lösen können. Das 1‘000. Spiel in Uster zu leiten war für uns eine grosse Ehre und wir sind stolz die Marke von 1‘000 Spielen erreicht zu haben. Die Feier später in der Garderobe war ausgiebig. Wir sind motiviert für die nächsten Spiele, ob es noch mal 1‘000 sind, werden wir sehen.
1000 Spiele sind eine beachtliche Marke. Geht ihr euch nach dieser langen Zeit nicht langsam auf die Nerven?
Baumgartner: Es gab auch schon wenige, kurze Phasen in welchen nicht alles stimmte. Das gehört dazu und machte uns aber auch stark. Wir mögen und schätzen einander so sehr, dass es gar nicht ohne den Anderen geht.
Kläsi: Klar gibt es immer Meinungsverschiedenheiten und man geht sich auch ab und zu auf die Nerven. Ein grosses Plus für uns ist aber sicherlich, dass wir meist zusammen an die Einsatzorte fahren und so nach unseren Spielen Zeit haben uns auszudiskutieren.
Es besteht ja das Klischee, dass Schiedsrichter Machtmenschen sind, welche Zuhause nichts zu melden haben und darum die anderen auf dem Spielfeld nach ihrer Pfeife tanzen lassen....Worin besteht sonst die Motivation, Schiedsrichter zu werden?
Baumgartner: Sicher die Freude an unserem coolen Sport und an der Schiedsrichterei. Es ist eine riesen Herausforderung und ich lerne sehr viel fürs tägliche Leben. So hat mich das Schiri sein auch beruflich und als Mensch im Allgemeinen weiter gebracht.
Kläsi: Diese Frage wird mir sehr oft gestellt und ist wirklich nicht einfach zu beantworten. Mir persönlich gibt die Schiedsrichterei einfach sehr viel zurück. Schiedsrichter zu sein, ist eine grosse Herausforderung, die punkto Kommunikation, Auftreten und Verkaufen sehr viel abverlangt. Auch ist die Tätigkeit als Schiedsrichter die ideale Ergänzung zu meinem Beruf und meiner Familie.
Wenn ihr eine Regel erfinden könntet, welche wäre das?
Baumgartner: Dass beim Spielstand von 7:0 für ein Team das Spiel fertig ist - wie im „Töggele". Es macht doch keinen Sinn weiter zu spielen, wenn das Spiel entschieden ist...
Kläsi: Ein Time-Out für die Schiedsrichter, auch wir müssen ab und zu durchatmen.
Es gibt in eurer Karriere auch unschöne Erinnerungen. Nach dem WM-Finale von 2006 seid ihr ganz schön in der Kritik gestanden. Könnt ihr uns schildern, wie ihr das Ganze erlebt habt? War damals Aufhören ein Thema für euch?
Baumgartner: Der Druck nach dem Spiel durch Medien und einige Protagonisten des finnischen Teams war enorm. Auch die zahlreichen unschönen E-Mails und gar anonyme Anrufe waren nicht spassig! Aufhören kam aber nie in Frage. Es war eine etwas ganz andere Erfahrung! Das Spiel bleibt aber in guter Erinnerung und ich schaue immer gerne wieder das Spiel auf DVD an.
Kläsi: Aufhören war für mich nie ein Thema. Ich habe immer gewusst, dass so was passieren kann und so kann man sich auch besser auf solche Situationen einstellen. Auch war die Kritik zum Teil berechtigt, das heisst für uns war es wichtig die nötigen Schlüsse daraus zu ziehen und auch zu den gemachten Fehlern zu stehen. Der WM Final bleibt für mich immer in positiver Erinnerung und den kann uns auch keiner mehr nehmen.
Wenden wir uns wieder erfreulicheren Themen zu: Ende April stehen in Bern mit der Euro Floorball Tour internationale Spiele in der Schweiz für euch an. Sind solche Heimspiele auch für euch als Schiedsrichter etwas Besonderes?
Baumgartner: Es ist immer ein absolutes Highlight, Länderspiele zu leiten. Wenn es sich dann noch um die Top-Nationen handelt und quasi vor der eigenen Haustüre stattfinden, schlägt auch mein Puls wieder etwas höher. Kläsi: Selten genug haben wir wieder mal die Möglichkeit im eigenen Land ein Länderspiel zu pfeifen und dies praktisch vor der Haustüre. Eine zusätzliche Motivation ist für mich natürlich, meine Familie dabei zu haben.
An der Euro Floorball Tour schwingt doch mit Sicherheit auch der Gedanke an die Männer-WM in der Schweiz mit, oder?
Baumgartner: Selbstverständlich! Unser grosses Ziel ist es, im Dezember unsere fünfte Männer-WM zu bestreiten. Um das zu erreichen, arbeiten wir schon seit Beginn der Saison. Wir möchten uns mit guten Leistungen für die Heim-WM empfehlen.
Kläsi: Die WM im eigenen Land ist unser klar definiertes Ziel und wir werden alles daran setzen, dabei zu sein.
Zum Abschluss noch zwei Fragen: Wie lange gibt es „Boumi/Kläsi" als Schiedsrichter-Duo noch und wie werdet ihr euer Jubiläum noch feiern?
Baumgartner: Wir planen jeweils für zwei Jahre. Unsere Planung geht momentan bis zur WM in der Schweiz. Was danach kommt? Die Möglichkeit besteht, dass wir noch weitere Saisons anhängen. Das 1‘000-er Jubiläum werden wir sicher nach Boumi/Kläsi-Art zelebrieren und kurz feiern.
Kläsi: Solange das innere Unihockeyfeuer noch brennt denke ich nicht ans Aufhören. Sicherlich ist es manchmal nicht einfach als vierfacher Familienvater, Beruf Familie und Unihockey unter einen Hut zu bringen. Nach dem 1000. Spiel haben wir uns sicherlich ein Bier und ein gutes Essen verdient. Auch verwende ich immer meine Schiedsrichter-Entschädigung, um an die Ferien mit meiner Familie beizusteuern. Dort werden wir dann noch mal auf die 1000er Marke anstossen.