08.
2015
Churs Zeichen
Chur Unihockey nutzt den Champy Cup in Maienfeld, um einige Fragezeichen auszuräumen, und verblüfft mit Platz 3. Die sieglosen Malanser Alligatoren präsentieren sich drei Wochen vor dem Meisterschaftsstart dagegen wie die Trainingsleibchen, in denen sie beim Vorbereitungsturnier antraten: Noch nicht bereit.
Den tschechischen Meister geschlagen (7:4), den glänzend bestückten Grasshoppers bis zum Schluss Paroli geboten (5:6), Rychenberg Winterthur im Penaltyschiessen geschlagen (6:6 nach 65 Minuten), mit Applaus verabschiedet: Chur Unihockey hat am Champy Cup in Maienfeld am Wochenende positiv überrascht und gezeigt, dass die Abgänge einer guten Handvoll Leistungsträger keine sportliche Bankrotterklärung sind. Mit einer kämpferisch, aber auch spielerisch und taktisch überzeugenden Leistung und Platz 3 haben die Churer ihre Play-off-Tauglichkeit demonstriert.
Noch ohne die rekonvaleszenten neuen Ausländer Victor Ferraresi und Tuomas Aho, liess der dritte neue Söldner Sebastian Gafvelin bei erster Gelegenheit erahnen, dass er für die Offensive eine grosse Bereicherung sein kann. Positiv in Szene setzten sich auch die aufgerückten Jungen, allen voran Remo Blumenthal, der mit technischen Finessen und fünf Treffern aufhorchen liess.
Malans in der Findungsphase
Dagegen gab Alligator Malans unterwegs zum letzten Platz ein etwas konfuses Bild ab. Sinnbildlich dafür standen die Trikots, in denen die Malanser aufliefen: Trainingsleibchen, weil sich die neuen Tenüs noch in der Slowakei im Druck befanden. Es schien, als ob die Alligatoren damit verdeutlichen wollten, dass der Saisonstart zum jetzigen Zeitpunkt zu früh käme.
Nicht anders wirkten die Alligatoren auf dem Feld. Trainer Daniel Hahne gewährte allen Spielern Einsatzzeit, er mischte die Linien ordentlich durch, experimentierte an einem neuen System. Unter diesen Umständen und angesichts der neun Neuen im Team funktionierte das Zusammenspiel nicht wunschgemäss. Es war augenscheinlich, dass die Malanser drei Wochen vor dem Saisonstart noch tief in der Findungsphase stecken. «Ohne Ball war unser Spiel okay. Mit Ball agierten wir zu fehlerhaft», befand Hahne. Bis zum Saisonstart wünscht sich der Trainer «mehr ‘One-Touch'-Unihockey: Schneller abspielen, weniger laufen mit Ball, mehr laufen ohne Ball.» Dann, so Hahne, seien sie auch wieder imstande, gegen jeden Gegner zu gewinnen.
Auch Alligators Goalie-Routinier Martin Hitz blickt der neuen Saison trotz der drei Niederlagen am Champy Cup zuversichtlich entgegen. «Wir brauchen noch Zeit», sagt der 32-jährige Kübliser zwar. Aus der Ruhe lässt sich der Stoiker deswegen aber nicht bringen, und das ist nicht seinem ruhigen Naturell geschuldet: «Ich sah viele positive Ansätze. Die Neuen machen sich gut.»
Drei Fragen an Joel Hirschi - Captain Chur Unihockey
Joel Hirschi, mit wenig Kredit gestartet, mit zwei Siegen und einer knappen Niederlage Platz 3 erreicht. Welche Erkenntnisse haben Sie als neuer Chur-Captain in Maienfeld erlangt?
Hirschi: Sehr positive, zumal wir den Schwerpunkt im Training bislang erst auf der Offensive hatten und zwei Ausländer noch nicht mit von der Partie waren. Ich bin positiv überrascht, so hatte ich es nicht erwartet. Trotzdem sehe ich noch einiges Verbesserungspotenzial. Wir machten einige individuelle und systemtechnische Fehler, durch die wir in Konter liefen, und die Feinheiten passten noch nicht restlos. Ich blicke der neuen Saison aber positiv entgegen. Dass sich die Jungen auf Anhieb so gut schlagen, durften wir nicht erwarten.
Wie stark schätzen Sie die Mannschaft im Vergleich zur letzten Saison ein?
Klar, einige der Abgänge fallen ins Gewicht und sind schwer zu ersetzen. Wenn die Ausländer auch noch fit sind, glaube ich aber, sind wir fähig, die Abgänge aufzufangen. Der Hauptunterschied zu letzter Saison ist, dass wir mannschaftlich geschlossener sind. Es gibt nicht mehr die Jungen und die Alten, sondern ein schönes «Mischmasch», wobei wir Alten die Jungen mitziehen. Bis jetzt klappt das sehr gut, die Jungen wirken befreit. Der Trainer legt viel Wert darauf, dass wir eine Einheit sind. Und das sind wir.
Was erwarten Sie von Chur Unihockey in der bevorstehenden Saison?
Eigentlich bin ich einer, der mehr von Wochenende zu Wochenende schaut. Aber das Ziel ist klar: Wir wollen eine ähnlich gute Qualifikation spielen wie im letzten Jahr mit Platz 4, und ich bin überzeugt, dass wir das schaffen können. Danach muss es unser Ziel sein, auch in den Play-offs unser Bestes abzurufen und die dortigen Schwankungen der letzten drei Jahre abzuschalten. Ich finde nicht, dass wir die Ziele wegen des doch grösseren Umbruchs nach unten korrigieren müssen. Es sind genug Spieler im Kader, die in der neuen Saison mehr Verantwortung übernehmen müssen und dazu auch imstande sind.
Zeitungsbericht "Die Südostschweiz"