09.
2014
Fünf für ein Feuerwerk
Floorball Köniz wurde im Vorfeld der NLA-Meisterschaft als Transfersieger betrachtet. Dieser Fakt beruht auf der Rückkehr eines zuletzt in Schweden tätigen Quintetts, welches den Vorstädtern helfen soll, in neuer Umgebung in neue Dimensionen vorzustossen.
Es riecht nach Farbe, und der Hauswart sieht sich ausser Stande, die Lichtanlagen im oberen Tribünengeschoss zu bedienen. Die fünf Sportler, welche sich für den Fotografen in Pose setzen, trainieren mit dem Fanionteam von Floorball Köniz seit ein paar Wochen in der Sporthalle Weissenstein. Gemein ist ihnen die Vergangenheit. Allesamt waren sie in Köniz gross geworden, allesamt verbrachten sie den letzten Winter in Schweden, dem Mutterland des Unihockeysports. Die kollektive Rückkehr ist eng mit der brandneuen Heimstätte verbunden; sie erfolgte, «weil in Köniz alles angerichtet ist», wie es Torhüter Samuel Thut formuliert. «Der Verein will eine neue Ära einläuten», ergänzt Verteidiger Luca Graf. Weg von der engen Lerbermatt, weg vom Turnhallenimage, Etablierung in der nationalen Spitze, so liesse sich das Unterfangen umschreiben.
Die Erfahrungen als Ausländer
Als Transfersieger werden die Vorstädter dieser Tage bezeichnet, das illustre Quintett hievt den Viertelfinalisten in den Kreis der Titelaspiranten. Er betrachte die Vorschusslorbeeren als Motivation, meint Verteidiger Florian Kuchen, in den letzten drei Jahren Stammkraft bei Pixbo Wallenstam in Göteborg. «Wir wollen zeigen, dass wir nicht nur auf dem Papier gut sind.» Stürmer Samuel Schneiter argumentiert zurückhaltender, sagt, «wir hören momentan von vielen Seiten, wie ambitioniert wir sind. Wir dürfen uns nicht zu viel Druck aufladen.» Verteidiger Kaspar Schmocker wiederum hält fest, er traue seiner Mannschaft sehr viel zu. Der 26-jährige Berner Oberländer wird in der am Samstag mit dem Gastspiel in Kloten beginnenden Meisterschaft die Captainbinde tragen.
Sportlich haben die fünf Rückkehrer in Schweden nicht alle das Glück gefunden, Erkenntnisse indes ähnliche gewonnen. Thut spricht von der «wichtigen Erfahrung, einmal zu erleben, was es heisst, Ausländer zu sein». Schneiter erzählt von seinen Bemühungen, in der Grossstadt Stockholm ohne Kenntnisse der Landessprache soziale Kontakte zu knüpfen. Graf nimmt den Faden auf, verweist auf den schwedischen Teamkollegen Christian Kjellman und gesteht, «ich gehe mit ihm nun sicherlich anders um, als wenn ich nicht in Schweden gewesen wäre».
Der Videowürfel in Växjö
Kuchen streicht das Bewusstseinswachstum heraus, sagt, «ich habe erst in Schweden gemerkt, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit ich eine gute Leistung zeigen kann». Das Sichwohlfühlen sei elementar, hält er fest, lanciert dadurch Schneiter, welcher diesen Zustand nie hundertprozentig erreichte und resümiert, dies habe «auf meine Leistungen abgefärbt». Schmocker landet ebenfalls bei der Persönlichkeitsentwicklung, streift die philosophische Ebene, als er verkündet, er habe einiges über sich selbst gelernt, beispielsweise herausgefunden, was ihm Unihockey überhaupt bedeute. «In Schweden war ich auf mich gestellt und realisierte, dass in meinem Leben zuvor vieles von aussen bestimmt worden war.» Wer die Leistungssportler debattieren hört, kommt unweigerlich zum Schluss, dass sie spätestens nach Meisterschaftsbeginn einiges vermissen werden. In Schneiters Fall dürften es die Stockholmer Derbys sein, «da spielten wir vor 1500 Zuschauern». Kuchen ist Göteborg als Stadt ans Herz gewachsen; der 26-Jährige kann sich vorstellen, dereinst in Südschweden zu leben. Graf schwärmt von der Stimmung in Växjö, einer 60 000-Einwohner-Stadt. «Jedes unserer Spiele war ein Event. In der Halle hat es einen Videowürfel, bei Unterbrüchen werden Wiederholungen gezeigt. Wir hatten fast immer mehr als 1000 Zuschauer.» Worauf Schmocker Richtung Sporthalle zeigt und lächelnd festhält, womöglich werde dies hier auch bald so sein. Seine Kollegen schmunzeln, wohl wissend, dass schwedische Verhältnisse hierzulande trotz beträchtlichem Effort im gesamten Verein unvorstellbar sind, die bis zu 2000 Personen fassenden Tribünen bestenfalls in den Playoffs gefüllt werden können.
Die Scherben in der Halle
Die einst am 6. September vorgesehene Eröffnungsfeier musste wegen einer Implosion während des Tests der Entrauchungsanlage nach hinten verlegt werden; noch wurden die zu Bruch gegangenen Fensterscheiben auf der Seite Könizstrasse nicht ersetzt. Ehe es am 18. Oktober gegen GC zur Premiere in der Sporthalle Weissenstein kommen wird, empfangen die Könizer ihre Gäste in der Lerbermatt. Nach Farbe hat es dort schon sehr lange nicht mehr gerochen.
Zeitungsbericht "Berner Zeitung"