07.
2010
„Ich bin es gewohnt, Menschen und Gruppen zu führen“
Anfang Juni präsentierte der SM-Ligist Lok Reinach Otto Moilanen als neuen Cheftrainer. Der 31-jährige Finne beendete diesen Frühling seine langjährige Karriere, in der er nebst vielen Jahren in Finnland (bei NST, HIFK, Josba und Erä) auch je eines in Schweden (Saison 2004/05 bei Storvreta IBK) und in der Schweiz (Saison 2008/09 beim UHC Thun) spielte. Zweimal wurde er finnischer Cupsieger, der Gewinn des Meistertitels blieb ihm aber verwehrt, insgesamt holte er viermal die Silbermedaille. Zuletzt scheiterte er mit seinem letzten Verein Tapanilan Erä im Penaltyschiessen des entscheidenden fünften Spieles. Darüber hinaus holte er mit Finnland an der WM 2004 in der Schweiz die Bronzemedaille.
Otto, worin liegen die Gründe für deine Rückkehr in die Schweiz? Und wie blickst du deiner Aufgabe als Trainer von Lok Reinach entgegen?
Sowohl meiner Frau wie auch mir hat es in Thun respektive der Schweiz sehr gefallen. Wir machten positive Erfahrungen und haben bereits damals entschieden, dass wir zurückkehren wollten. Ich bin sehr gespannt auf die Herausforderung bei Lok Reinach. Ich glaube, dass in der Mannschaft noch viel unausgeschöpftes Potential steckt. Es liegt nur an mir, die versteckten Fähigkeiten aus den einzelnen Spielern herauszukitzeln und die Mannschaft so zu organisieren, wie es meiner Ansicht nach am Besten ist für ihre Entwicklung und ihren Erfolg. Für konkretere Prognosen und Zielsetzungen ist es noch zu früh.
Weshalb beschränkst du dich auf dein Traineramt und wirst nicht mehr wie in Thun als Spielertrainer amten?
Spielertrainer ist nach meiner Erfahrung keine optimale Voraussetzung, um erfolgreich sein zu können. Ausserdem war es auch ziemlich anspruchsvoll, die nötige Balance zwischen den beiden Rollen zu finden. Dieses Gleichgewicht herzustellen war beinahe unmöglich. Viele Vereine denken wohl, es sei eine einfache und billige Alternative, man schlage zwei Fliegen mit einer Klappe. Aber meist läuft es dann nicht wie gewünscht. Im Verlauf der letzten Saison habe ich entschieden, dass es meine letzte als Spieler sein würde und ich als Trainer weitermachen wollte. Coachen ist für mich etwas sehr motivierendes, über das ich mehr lernen will.
Wie viel und welcher Art Erfahrungen hast du als Trainer bereits gesammelt?
Meine Erfahrungen als Trainer selbst sind immer noch ziemlich spärlich. Die kommende Saison wird die erste, in der ich ausschliesslich Trainer sein und nicht mehr spielen werde. Dadurch dass ich bereits Junioren trainiert und als Studienberater gearbeitet habe, bin ich es immerhin bereits gewohnt, Menschen anzuleiten und Gruppen zu führen. Die für mich grösste Ausbildung als Trainer besteht in meiner langen Spielerkarriere, in der ich viele verschiedene Trainer erlebt habe, und von denen ich lernen und profitieren konnte.
Worin bestehen deiner Erfahrung zufolge die Unterschiede zwischen den Spielern in der Schweiz und in Schweden?
Die Schweizer Spieler sind relativ gesehen meist gross und stark sowie oft in guter körperlicher Form. Der grösste Unterschied besteht in technischer und teilweise in taktischer Hinsicht. In der Schweiz findet man noch nicht so viele technisch versierte Spieler vor wie in Finnland und in Schweden. Allgemein gesprochen erscheint mir, als ob die SML in ihrer Entwicklung der finnischen Salibandyliiga ein paar Jahre hinterherhinkt.
Was meinst du damit?
In Finnland wird mehr und besser trainiert, was sich mir zufolge auch bei den Nationalteams zeigt: Die finnische Auswahl hat grosse Fortschritte erzielt in den letzten Jahren. Klar, einer der Gründe mag gutes Coaching sein, aber die wichtigste und hauptsächliche Arbeit wird täglich in den Vereinen geleistet. Die Mannschaften trainieren mehr und qualitativ besser als zu Beginn des Jahrtausends. Auch rund um die Sportart herum ist alles so professionell wie möglich gemacht worden. Diese Entwicklung in der Salibandyliiga war enorm im Verlauf meiner Karriere, wenn ich den Zustand aus dem Jahr 1998, als ich erstmals in der obersten Liga spielte, mit dem heutigen vergleiche.
In welchem Bereich siehst du Möglichkeiten zur Verbesserung im Schweizer Unihockey?
Eine grosse Herausforderung wird sein, die gesamte Schweiz und nicht nur den deutschsprachigen Teil ins Spitzenunihockey zu integrieren. Es gibt kaum Vereine aus der Romandie oder dem Ticino in den drei höchsten Ligen. Darin besteht eines der grössten Hindernisse besteht, als dass sich der Sport verbreiten und in ausgeprägterem Masse populär werden könnte. Die mediale Abdeckung in Finnland, Schweden und Tschechien ist auf einem anderen Niveau. Vielleicht besteht ein Zusammenhang zwischen der medialen Aufmerksamkeit und dem Fehlen von Mannschaften aus dem französisch- bzw. italienischsprachigen Landesteil. Ich fände es toll, eines Tages eine Mannschaft aus Lausanne, Genf, Neuenburg oder dem Tessin in der SML zu sehen. Wenn dies geschieht, werden die Grenzen der Sportart auf ein neues Niveau gehoben.
Was denkst du über die neu eingeführte 12er-Liga?
Eine Meisterschaft mit neu zwölf Vereinen ist interessant. In Finnland wurde die Qualität der Spiele in der höchsten Liga besser, als die Anzahl Mannschaften von zwölf auf 14 erhöht wurde. Gleichzeitig wurde das Gefälle zwischen der höchsten und der zweithöchsten Liga grösser. Deshalb bin ich gespannt, welche Konsequenzen diese Umstellung in der Schweiz haben wird.