02.
2012
„Ich brauchte eine neue Motivation“
Seit anfangs Januar verstärkt Jouni Vehkaoja den Unihockey-Play-off-Teilnehmer Alligator Malans. Der finnische Weltmeister hat sich in seiner neuen Heimat langsam eingelebt.
Ein gängiges Klischee besagt, dass Finnen sehr schweigsam sind. Wortkarge Gesellen wie Formel-1-Fahrer Kimi Räikkonen oder Skispringer Janne Ahonen untermauerten dies mit sehr wenigen Worten in Interviews nachhaltig. Der neue Malanser Finne Jouni Vehkaoja gehört aber gar nicht in die Kategorie „Schweiger". Munter und in bestem Englisch gibt er gern Auskunft über seine bisherige Karriere und sein Leben in seiner neuen Umgebung. „Markus Olkkonen und ich leben wie ein altes Ehepaar zusammen. Ich koche und er putzt", sagt er lachend über seinen WG-Partner. Zusammen mit seinem langjährigen Teamkollegen Olkkonen, welcher zu Saisonbeginn zu Alligator Malans wechselte, lebt Vehkaoja seit anfangs Januar in Grüsch. „Wir fahren zusammen zur Arbeit oder ins Training, wirklich wie ein Ehepaar", sagt Vehkaoja schmunzelnd.
Ausgelaugt nach WM-Saison
Dass Jouni Vehkaoja seit Januar für Malans auf Torejagd geht, war nicht geplant. Im Frühling gab der 30-jährige seinen Rücktritt bekannt. Zuvor hatte er mit der finnischen Nationalmannschaft im Dezember vor 14'000 Landsleuten in der Hartwall-Areena in Helsinki den zweiten Weltmeistertitel geholt. „Die intensive Saison hat mich ausgelaugt", sagt Vehkaoja rückblickend. Rund 50 Tage jährlich sind die finnischen Nationalspieler unterwegs. „Ich habe unglaublich intensive Momente mit der Nationalmannschaft erlebt, aber der Preis ist hoch", musste der Finne feststellen. Noch mit dem Pokal in der Hand gab er bekannt, nicht mehr für die finnische Auswahl spielen zu wollen. Zwei Gold- und eine Silbermedaille waren genug.
Den Sommer nutzte der Hobby-Fischer zur Erholung, lange stand eine Rückkehr auf das Unihockey-Feld nicht zur Debatte. Mehr einem Gefallen zuliebe, liess er sich zu einem 5. Ligisten transferieren. Im Oktober erhielt er aber einen Anruf des neuen Malanser Trainers Akseli Ahtiainen. Dieser erinnerte sich an seinen ehemaligen Mitspieler und Schützling. Die Vorstellung in der Schweiz zu spielen, reizte Vehkaoja sehr. „In Finnland habe ich alles gesehen, ich brauchte eine neue Motivation", erzählt er. Andere Anfragen, wie beispielsweise von Schwedens Vizemeister Warberg, schlug er aus. Rasch danach nahm er das Training bei seinem Stammverein, den Espoon Oilers auf. „Ich wollte fit sein, wenn ich in die Schweiz komme", so Vehkaoja.
Willkommene Verstärkung
Die Malanser Oilers-Connection Ahtiainen, Olkkonen und Patrick Wardi hatte ihm nur Gutes aus der Schweiz berichtet. Mittlerweile weiss er, dass ihm seine langjährigen Kollegen keine Märchen erzählt haben. „Es ist wirklich wunderbar hier", sagt er und es tönt nicht nach einer höflichen Floskel. Beim Malanser Hauptsponsor CEDES hat er den gleichen Job wie früher Martin Olofsson oder Mathias Larsson Auch in der Mannschaft wurde er herzlich willkommen. „Das ist nicht selbstverständlich", weiss Vehkaoja, „nicht immer werden während der Saison neue Mitspieler gerne aufgenommen."
Noch ist dem Finnen anzumerken, dass er ein halbes Jahr ausgesetzt hat. Von Spiel zu Spiel hat er sich aber gesteigert. Am letzten Samstag gegen Köniz erzielte er auch schon sein erstes Tor. Eingesetzt wurde er als Verteidiger und Center, „aber ich spiele viel lieber in der Abwehr", ergänzt er rasch. Die Abwehr-Verstärkung kann das in dieser Saison sehr offensiv orientierte Malans für die Play-off-Spiele gegen Köniz gebrauchen. „Wir müssen für das vorne auf dem Trikot spielen", sagt Vehkaoja und deutet auf das Malanser Vereinslogo, „und nicht für das hinten." Was soviel heisst, fürs Team und nicht für Eigeninteresse zu kämpfen. Bei diesen Worten wird auch klar, warum Vehkaoja als Lieblingsschüler von Petteri Nykky, dem aktuellen Schweizer und früheren finnischen Nationaltrainer, galt.
Zeitungsbericht „Die Südostschweiz"