12.
2012
Interview mit Adam Stegl
Die WM war für Adam Stegl (22) nach seinem in der letzten Saison erlittenen Kreuzbandriss schon früh kein Thema mehr. Der Tscheche weilt als Zuschauer in der Saalsporthalle - und macht sich Gedanken über seine Zukunft bei den Kloten-Bülach Jets.
Adam, wie fit bist du mittlerweile?
Ich würde sagen, dass ich mittlerweile auf etwa 85-90 Prozent angekommen bin, was etwa das Doppelte vom Stand ist, den ich hatte, als ich im Sommer zu den Jets stiess. Als mich Nationaltrainer Tomas Trnavsky im Sommer zu einem Trainingslager einladen wollte, war das aber noch kein Thema. Ich war letztmals vor zwei Jahren an einem EFT-Turnier dabei, dann kam die Verletzung. Es ist schade, dass ich hier nicht spielen kann - die vielen Zuschauer in der Saalsporthalle sind super.
Wie läuft es dir derzeit bei den Jets?
Nicht gut. Seit zwei Monaten habe ich keinen Job mehr und jetzt noch 200 Franken in der Tasche...
Was ist passiert?
Der Verein vermittelte mir einen 100-Prozent-Job als Fahrer und Auslieferer von Ersatzteilen. Aber das war zuviel, phyisch zu belastend. Ich merkte, dass die langen Arbeitsstunden und der zu kurze Schlaf meine Leistung beeinträchtigt haben.
Willkommen in der Schweiz - in einem Amateursport ist das einfach so, nicht?
Ich weiss, dass Finnen der Jets diesen Job vor mir auch schon gemacht haben, aber vielleicht waren die in erster Linie zum Geld verdienen hier, nicht wegen dem Unihockey. Ich hätte auch nichts gegen einen Vollzeitjob, sofern er physisch nicht so belastend ist. Nach dem dritten Sekundenschlaf am Steuer sagte ich, dass ich mein Pensum auf 80 Prozent reduzieren möchte. Das ging aber nicht, da war der Job weg. Das war vor zwei Monaten.
Und dann?
Der Verein bot mir einen 50-Prozent-Job bei McDonalds an. Aber von dem Lohn hätte ich nicht leben können, zumal ich mich auch noch um meine Freundin kümmern muss (die aus Studiengründen bei den Red Ants zurückgetrene Karla Kalecka, die Red.). Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass man mich bei den Jets auch gar nicht mehr will. Trainer Sascha Rhyner sagte zwar, er wolle mich behalten - aber der Sportchef Roman Reichen legte mir nahe, dass ich auch einen neuen Verein suchen könne.
Du warst als 18-Jähriger schon einmal in der Schweiz und bist bei Rychenberg mitten in der Saison nach Tschechien zurückgekehrt.
Da war ich noch „jung und dumm" und bin bei den ersten Problemen davongerannt. Jetzt bin ich erwachsen und will mich hier durchsetzen. Ich möchte unbedingt in der Schweiz bleiben, auch wenn mein Verein Chodov bereits angefragt hat, ob ich zurückkomme. Aber ohne Job geht es nicht.
Sister Mary 92.107.40.101
04. 12. 2012