05.
2002
Interview mit Peter Kokocha, Nati-Trainer Schweden
Peter, in Schweizer Pressekreisen kursiert das von Giovi Marti in die Welt gesetzte Gerücht, dass du deinen Posten als Nati-Trainer zur Verfügung gestellt hast.
Ach ja? Das ist mir neu… (schmunzelt). Weswegen denn?
Wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Verband – weil dieser nicht bereit ist, den Job des Nationaltrainers als Fulltime-Job aus zu gestalten.
Es ist richtig, dass ich mir das wünschen würde. Im Moment gibt es ja nur in der Schweiz einen vollamtlichen Nati-Trainer, wobei dieser natürlich auch noch andere Aufgaben hat. Es ist immer eine Frage der wirtschaftlichen Möglichkeiten. In Schweden gibt es ja auch nicht nur die Herren-Nati, sondern weitere Auswahlteams. Da muss man einfach schauen, wie man das Geld einsetzt. Aber einem Rücktritt von mir ist nichts dran.
Dann warst du am Dienstag nicht zu ernsthaften Gesprächen zu Hause in Schweden?
Nein, das war so abgemacht. Wir hatten alle einen ganzen Tag frei, und ich entschloss mich aus privaten Gründen für einen Kurzabstecher nach Hause.
Schweden hatte bisher kein einziges ernsthaftes Spiel zu bestreiten, gewann immer mühelos und hoch. Gerade eben auch im Viertelfinal gegen Lettland mit 16:0. Wie motivierst du deine Spieler überhaupt?
Es geht nur über den internen Konkurrenzkampf. Jeder Spieler muss voll gehen, wenn er im nächsten Spiel wieder zum Einsatz kommen will. Wir haben in jedem Spiel wieder 4 oder 5 neue, frische Spieler eingesetzt, die neuen Schwung gebracht haben. Aber ich hoffe natürlich schon, dass andere Nationen bald Fortschritte erzielen werden, damit die Partien ausgeglichener werden.
Empfindest du diese Situation als Nachteil für Schweden, wenn es im Final erstmals auf einen ernst zu nehmenden Gegner trifft?
Ja, das ist es. Die andere Gruppe war einiges ausgeglichener. Aber egal – wenn man Weltmeister werden will, muss man jeden Gegner unter allen Voraussetzungen schlagen können.
Bist du froh, dass Schweden nicht schon im Halbfinal auf die Finnen trifft?
Auch hier – um Weltmeister zu werden, hätten wir sie eben schon im Halbfinal schlagen müssen. Ich gönne es aber den Organisatoren dieser WM, dass sie immer noch vom grossen Finale träumen können. Für sie wäre es schon hart gewesen, wenn schon im Halbfinal das grosse Duell statt gefunden hätte.
Dann steht für dich fest, dass Finnland der Finalgegner sein wird?
Das würde ich so nicht sagen. Die Finnen sind für mich gegen die Schweiz 70:30 Favorit – aber die Schweizer haben ihre Chance, die Finnen zu schlagen. Ich war sehr überrascht, dass die Tschechen die Finnen schlagen konnten. Vielleicht gelingt den Schweizern das gleiche ja noch einmal? Es wird sicher ein interessantes Spiel, in welchem beide mit nur zwei Blöcken spielen werden.