05.
2002
Interview mit Roger Gerber
Roger, schon vor dem letzten Spiel herzliche
Gratulation zu deiner starken Leistung an dieser WM. Wie schätzt du selber deinen
Auftritt hier in Finnland ein?
Danke, es ist mir bisher wirklich recht gut gelaufen - mal abgesehen von
heute vielleicht, wo ich einige kleine Fehler gemacht habe, die sich zum Glück aber nicht
ausgewirkt haben. Es ist ja meine erste WM, von daher bin ich mit meiner Leistung
zufrieden. Immerhin hatte ich ja aber schon am Europacup und mit den
Junioren-Nationalmannschaften internationale Erfahrung sammeln können.
Was ist denn genau dieser Unterschied vom
nationalen zum internationalen Niveau?
Die Intensität, das Tempo - es geht alles viel schneller und man hat viel weniger Raum.
Man kann es, denke ich, mit der NHL vergleichen, wo das Spielfeld im Vergleich zu
Europa kleiner ist. Hier wird es vom Gegner durch geschicktes Stellungsspiel einfach enger
gemacht. In der Schweizer Meisterschaft finden vielleicht sechs Spiele in der Regular
Season und diejenigen der Finalrunde und den Playoffs auf wirklich gutem Niveau statt. In
zu vielen Partien kann man es sich erlauben, Fehler zu machen und sich sehr viel Zeit für
alles zu lassen.
Du übernimmst im Verteidigerduo Weber/Gerber
immer mehr Verantwortung. Bist du schon bald der Chef?
Wir ergänzen uns einfach sehr gut. Reto hat mir immer sehr viel gegeben,
sowohl bei Rot-Weiss als auch in der Nati. Ich habe enorm von ihm profitieren können,
habe mich auch dank ihm weiter entwickelt und kann deshalb immer mehr Verantwortung
übernehmen. Heute ist es so, dass wir einander blind vertrauen und sehr gut harmonieren.
Ich bin froh, dass er mein Verteidigungspartner ist.
Im Spiel der Schweizer fällt auf, dass die
Verteidiger im Vergleich zu den Finnen oder Schweden viel weniger torgefährlich sind.
Einzig Flury hat an diesem Turnier ein Verteidiger-Tor erzielt. Man hat oft das Gefühl,
dass man den Stürmern den Ball zuspielt und diese dann alleine für die Torproduktion
verantwortlich sind.
Offensivaktionen der Verteidiger sind natürlich immer gefährlich - nicht
nur für den Gegner, auch für die eigene Mannschaft, besonders auf diesem Niveau. Es
stimmt schon, wir haben diesen Umstand auch schon beim Europacup besprochen. Vielleicht
müssten wir uns mehr in die Offensive einschalten - aber man wird bei Ballverlusten
natürlich viel anfälliger auf Konter. Gerade gegen die Finnen wollten wir aber aus einer
sicheren Abwehr heraus spielen.
Du hast dich mit dem Gedanken getragen, einen
Abstecher nach Schweden zu unternehmen - wie steht es mit diesen Plänen?
Nächste Saison spiele ich sicher bei Rot-Weiss. Aber klar, Schweden ist ein
sehr reizvolles Thema und mit den bilateralen Verträgen wird hoffentlich auch für die
Schweizer vieles einfacher, die es im Ausland versuchen wollen. Bis es soweit ist, muss
ich mich aber noch weiter steigern.
Besten Dank für das Gespräch und viel Glück gegen Tschechien!