07.
2008
Lebensqualität schenken
Auf einer Reise durch Brasilien sah Hansjörg Kaufmann (61) vor einigen Jahren, damals Leiter eines Jugendzentrums in Dürnten, unfassbares Elend. Familien, die in Abfallbergen lebten, Jugendliche, die Leim schnüffelten, völlig verwahrloste Kinder. Wenig später war die Idee des Vereins „Unihockey für Strassenkinder" geboren.
Ganzheitlich erreichen
Es entstanden Projekte in Brasilien, Djibouti, Kasachstan, Bosnien, Peru, Papua-Neuguinea, Kirgisien und auf den Philippinen. Im April nahm der Verein sogar auf fast 3000 Metern Höhe in Nepal seine Tätigkeit auf. Vor Ort werden Leiter geschult und mit Material versorgt, zudem erhalten die Kinder immer auch eine begleitende soziale Betreuung. In Djibouti etwa ist dem Unihockeyprojekt eine der raren Bibliotheken angegliedert, damit sich die Kinder weiterbilden können. Über den Sport soll den Jugendlichen eine sinnvolle Beschäftigung geboten werden. Weg von der Sucht, raus aus dem Elend - betreut von Einheimischen, die von der Schweiz aus weiter unterstützt und geschult werden.
Auf eigene KostenDas aktuellste Projekt des Vereins, der sich über Geld- und Materialspenden finanziert, läuft in der Ukraine. „Am 12. Juli geht es los", freut sich Thomas Lienhard. Der 26-jährige Winterthurer Primarlehrer, der in der zweiten Mannschaft des HC Rychenberg gespielt hat, führt eine 15-köpfige Delegation an. Diese besteht aus 17- bis 26-jährigen Personen aus Winterthur und Umgebung. „Zwei Leute fahren mit dem Material per Auto voraus, der Rest fliegt nach", schildert er die Reisepläne. Die weiblichen Teilnehmer seien mehr für den sozialen Bereich (Zusammenarbeit mit einem Kinderheim) zuständig, die männlichen, darunter auch ehemalige NLA-Unihockeyaner, übernehmen den sportlichen Part des Projekts. Alle bezahlen ihre Reisekosten aus der eigenen Tasche.
Offene Ukraine
Im Gegensatz zu anderen Ländern präsentiert sich die Situation in der Ukraine einigermassen zivilisiert. Für die Trainings steht eine Turnhalle zur Verfügung, nicht bloss ein Sandplatz wie in Djibouti oder eine ausgebombte Ruine wie in Bosnien. Nicht einmal ein Visum musste beantragt werden. „Selbst auf gewisse Impfungen hätte man verzichten können, aber als Schweizer ist man ja gerne auf der sicheren Seite", meint Lienhard lachend. Acht Tage ist die Gruppe vor Ort, um alles aufzugleisen. Wichtig ist Lienhard vor allem die Nachhaltigkeit des Projekts. Den Kindern sollen Werte und eine bessere Lebensqualität geschenkt werden - auf einer langfristigen Basis.
Verein Unihockey für Strassenkinder: www.floorball4all.ch