02.
2003
Marisa Mazzarelli - Brachte zum ersten Mal EC-Gold in die Schweiz
Marisa, ihr habt das erste Spiel gegen die
Finninnen mit 7:2 verloren. Woran lag es?
Marisa Mazzarelli
Erster Schweizer Unihockeycrack mit EC-Sieg
Wir haben den Start verschlafen. Das ist eine Schweizer Krankheit. So haben wir
2 dumme Gegentore erhalten. Auch die Konzentration hat gefehlt.
Im weiteren Spielverlauf folgten sich gute
und schlechte Aktionen. Fehlt den Schweizerinnen die Stabilität?
Wir hatten zuwenig Ruhe. Sobald die Finninnen zu stören begangen gerieten wir
in Panik und verschenkten die Bälle. Aber wenn wir uns mal im Zweikampf
durchgesetzt haben kamen schöne Pässe.
Wäre es besser gewesen, wenn Ihr mit 2
Blöcken gespielt hättet?
Nachher ist man immer klüger. Die Trainer haben ja dann auch umgestellt. Aber
wir hätten auch mit 3 Linien Gas geben können. Die Trainer haben sich sicher
etwas überlegt, dass sie mit 3 Linien begannen.
Am Founders-Cup im November konntet Ihr mit
den Finninnen mithalten und habt nur knapp verloren. Was war heute anders?
Am Founders-Cup spielten die Finninnen vor heimischem Publikum. Da war der Druck
viel höher und sie waren wohl ein wenig übermotiviert. Hier konnten sie
völlig frei aufspielen.
Wir können mit den Finninnen mithalten, dürfen aber einfach das erste Drittel
nicht verschlafen. Sicher haben wir noch Schwächen, aber wir haben ja auch noch
2 Monate Zeit bis zur WM.
Blicken wir einen Monat zurück. Du bist am
Europacup in Prag als erster Schweizer Unihockeycrack Europacupsieger geworden.
Was ist das für ein Gefühl?
Es ist geil. Diese Medaille hat in meiner Sammlung noch gefehlt. Darum habe ich
nach Schweden gewechselt. Im Ruhestand kann ich auf meine Sammlung
zurückblicken und sie ist fast komplett. Nur das WM-Gold werde ich wohl nur aus
der Ferne sehen...
Bei der Pokalübergabe durftest Du zusammen
mit dem Captain den Pokal in Empfang nehmen. War das dein Wunsch oder eine
Überraschung?
Das war eine spontane Idee des Captains. Mir war es ehrlich gesagt ein bisschen
peinlich. Aber der Captain wollte es so.
Wie war der Europacup mit einem
schwedischen Team? Gab es Unterschiede zu den Auftritten mit den Red Ants?
Der grösste Unterschied ist die Gewinnermentalität. Die Schweden
glauben einfach immer daran, dass sie gewinnen. Durch die Vorrundenspiele sind
wir praktisch durchspaziert. Der Halbfinal gegen die Finninnen war ein gutes
Spiel, aber ich hatte nie das Gefühl das wir verlieren könnten.
Wie fandest Du die Organisation am
Europacup? Die Halbfinals gleichzeitig und den Damenfinal nach dem Herrenfinal?
Die Organisation war eine Katastrophe. Es kam gar keine richtige
Europacupstimmung auf. Die Vorrunde mussten wir in der Provinz (Anm. d. Red.:
Liberec) spielen. Ausser gegen die Tschechinnen hatte es fast keine Zuschauer.
Wir konnten auch keine Spiele der Gegnerinnen beobachten. Nach dem Herrenfinal
gingen die meisten Zuschauer nach Hause. Auch die Herrenteams gingen nach Hause
und so waren praktisch nur wir und die Red Ants an der Playersparty.
Was sind deine Ziele für den Rest der
Saison? Balrog ist ja klarer Favorit auf dem Meistertitel.
Wir sind sicher ein starkes Team. Aber auch wir müssen jedes Team schlagen, das
wir vor allem in den PlayOffs nicht einfach. Alle Mannschaften wollen gegen
Balrog gewinnen und sind speziell motiviert. Für die WM ist das Ziel ganz klar
der Final. Das können wir auch erreichen. Ich nehme einfach Spiel um Spiel.
Was macht Marisa Mazzarelli nächste
Saison? Bleibst Du in Schweden, kommst Du zurück oder beendest Du deine Kariere?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich geniesse jetzt erst mal
die PlayOffs und die Weltmeisterschaft. Ich entscheide mich erst im Sommer. Es
ist alles möglich. Sowohl ein weiteres Jahr in Schweden oder eine Rückkehr in
die Schweiz.
Ich werde morgen 26 und bin seit Oktober ausgebildete Sportlehrerin. Ich bin
bereit für einen neuen Lebensabschnitt nach dem Unihockey.
Marisa, vielen Dank für dieses Interview und viel Erfolg im Rest der Saison.