07.
2002
Matthias Hofbauer wechselt zu Jönköpings IK
Matthias, der Vertrag mit Jönköpings IK wurde
soeben unterschrieben. Wie fühlst Du Dich kurz vor dem Abflug nach
Schweden?
Einerseits ist es ein gutes
Gefühl, freue ich mich doch riesig auf die neue sportliche Herausforderung.
andererseits bin ich schon ziemlich aufgeregt, weil es ein neues Gefühl für mich
ist, so einfach von zuhause wegzugehen, Kollegen und Familie zurückzulassen.
Zudem habe ich bislang immer für Wiler-Ersigen gespielt. Es wird mir langsam
bewusst, dass ich jetzt in ein neues Umfeld komme.
Geht mit dem Wechsel nach Schweden so etwas wie ein
Traum in Erfüllung?
Als ich mit 16 Jahren erstmals in der NLA
spielte, war es sicherlich ein Traum, je einmal im Ausland spielen zu können.
Doch in den letzten fünf Jahren habe nicht nur ich mich sportlich enorm
weiterentwickelt, sondern hat auch das Unihockey an Stellenwert zugelegt. So
wurde aus dem Traum eine realistische Zielsetzung, welche ich nun umzusetzen
versuche.
Wirst Du in Schweden als Profi gelten?
Es ist eigentlich geplant, dass ich 30-50 Prozent arbeite. Von der
Einstellung her bin ich aber sicherlich Profi. Dank der finanziellen
Unterstützung von Wiler und Jönköping kann ich mich auf alle Fälle voll aufs
Unihockey konzentrieren. Zudem werde ich eine Sprachschule besuchen.
Warum fiel die Wahl gerade auf Jönköpings
IK?
Als ich mich für einen Wechsel nach Schweden zu interessieren
begann, gehörte Jönköpings IK schon bald zu meinen Favoriten. Das Team ist
bekannt für seine Jugendlichkeit und sein Offensivspiel. Ähnliche Attribute, die
auch Wiler-Ersigen auszeichnen. Die Kontaktaufnahme mit den schwedischen Klubs
war aber lange nicht sehr leicht. Erst nach den Playoffs Ende April wurde
einiges konkreter. Jönköping hat sich dann sehr um mich bemüht. Und bei einem
ersten Treffen wurde ich sehr gut aufgenommen. Der Verein machte mir den
Eindruck eine grossen Familie, auch vergleichbar mit der Situation in Wiler.
Mit welchen Erwartungen steigst Du in
die Saison in der besten Unihockeyliga der Welt?
Erst einmal will ich mir Zeit geben, mich an das neue Umfeld zu
gewöhnen. Ich war aber überrascht, als ich merkte, dass man bei Jönköping doch
ziemlich auf mich setzt und ich nicht nur einer unter vielen bin. Dies steigert
natürlich etwas den Druck auf mir. Doch ich gehe trotzdem unbeschwert an die
Aufgabe heran, traue mir auch zu, dass ich das Potential habe, die Erwartungen
zu erfüllen.
Keine Angst, dass das Experiment schieflaufen
könnte? Selbst der beste Schweizer Skorer der letzten Jahre, Adrian Capatt,
konnte sich im Vorjahr in Schweden nicht durchsetzen und kehrte bereits im
November zum Stammverein Alligator Malans zurück.
Ich weiss nicht genau, weshalb es mit Adrian nicht geklappt hat. Ich
werde aber in jeder Situation versuchen, dass Beste aus meiner Lage zu machen.
Ich bin überzeugt, dass ich mein Spiel noch viel weiterentwickeln kann und
möchte möglichst viel profitieren. Sollte es spielerisch phasenweise nicht immer
optimal laufen, dann bleibt immer noch die Lust ein neues Land, eine neue Kultur
und eine neue Sprache zu erforschen.
Was weisst Du von Deinem neuen Verein, wo liegt
Jönköping überhaupt, welche Ambitionen hat der Klub?
Jönköping liegt ca. 150 Kilometer oberhalb von Göteborg, recht
zentral. Der Verein gehört sicherlich nicht zu den absoluten Topteams der Liga.
Dafür fehlen die finanziellen Mittel. Immer wieder verliert der Klub routinierte
Spieler an andere Vereine. Das Potential ist aber riesig, so wurde
beispielsweise ein Spieler von Jönköping an der WM letzte Mai zum „mvp“ gewählt.
Im Vorjahr beendete der Klub die Quali auf Rang 6 und schied im Viertelfinal
aus. Diesmal möchte man sicher weiter kommen, aber von Meister spricht in
Jönköping niemand.
Stichwort Meister: Du standest im Vorjahr mit
Wiler-Ersigen erstmals im Playoff-Final. Ist es nicht schade, dass Du den Verein
gerade jetzt verlässt, wo der erste Meistertitel für den Klub möglich
schien?
Daran will ich nicht herumstudieren,
auch nicht, was es heisst, wenn ich nun alle Kollegen zurücklasse. Es ist
trotzdem nicht leicht. Manchmal wünschte ich mir, die Zeit würde hier in der
Schweiz angehalten und wenn ich von Schweden zurückkehre, könnte ich dort
weiterfahren, wo ich jetzt aufhören muss.
Was traust Du Wiler-Ersigen in dieser Saison
denn überhaupt zu, denn nebst Dir gilt es ja auch den Abgang von Natistürmer
Patrick Bachmann zu verkraften?
Wiler ist
sicher nicht der Topfavorit, weil es doch einige Änderungen gibt und man
abwarten muss, wie sich diese auswirken. Aber Wiler gehört sicherlich zu den
Teams, die um die Meisterschaft mitspielen können. Man darf gespannt sein, wer
die Positionen übernehmen kann, welche „Bachi“ und ich inne hatten.
Matthias, Danke für das Interview und viel Glück in
Schweden.