04.
2003
Stimmen zum vierten Spiel Wiler gegen Rot-Weiss
Markus Wolf, Trainer Rot-Weiss Chur
Wie schmeckt die Meisterzigarre?
Wunderbar, einfach wunderbar...
Ihr habt heute Wiler mit Ausnahme von 3 Minuten sehr gut im Griff gehabt. Trotzdem wurde es am Schluss wieder sehr eng.
Ja, vielleicht hatten wir sie fast zu gut im Griff und haben in diesen drei Minuten fast den Sieg verspielt. Wir haben das 3:5 zugelassen, und dieses Tor hat Wiler nochmals geweckt. Nach dem Time-Out waren wir aber wieder Herr der Lage. (überlegt kurz) Mit Ausnahme des Pfostenschusses in der Verlängerung natürlich...
Was bedeutet dir dieser Meistertitel?
Vor der Saison hatte uns niemand auf der Rechnung. Vielleicht war das auch gerade unsere grosse Chance, wir konnten in Ruhe etwas aufbauen, um in den entscheidenden Momenten die beste Leistung abrufen zu können. Es ist auf alle Fälle eine Riesen-Genugtuung, den Kübel wieder ins Bündnerland geholt zu haben.
Gibt es für dich einen besonderen Moment dieser Meisterschaft, den du nie vergessen wirst?
Ich denke, das war am letzten Donnerstag, als wir die Partie im Schlussdrittel gekehrt haben. Nicht mit einem Kraftakt, sondern einfach, weil jeder Spieler wusste, was er zu tun hatte. Das ist für einen Trainer natürlich das Schönste.
Überhaupt war „Hold the Line“ von Toto unser Lied während diesen Playoffs – wir haben die Linie tatsächlich nie verlassen, sind unseren Weg gegangen und sind verdient Meister geworden.
Reto Weber, Captain Rot-Weiss Chur
Du humpelst, was ist passiert?
Beim Schlussjubel hat es mir das Knie verdreht und dann sind auch noch alle auf mir drauf gelegen... Es tut höllisch weh, ich weiss nicht, was es genau ist.
Hoffen wir, dass es nichts schlimmes ist. Mit dem Meisterpott lässt es sich wohl etwas leichter leiden? Du hast im März den ersten Cuptitel als Captain geholt und jetzt auch noch den ersten Meistertitel...
Ich verspüre einfach eine brutale Genugtuung. Die ganze Unihockey-Schweiz wollte, dass mal ein Nicht-Bündner Meister wird. Und wieder haben wir den Pokal in Chur behalten. Niemand hatte uns auf der Rechnung, darum ist dieser Titel wohl umso schöner.
Nüchtern wird diese Nacht wohl niemand überstehen?
Wir werden nicht mal nüchtern in Chur ankommen, das kannst du mir glauben...
Simon Alder, Stürmer Rot-Weiss Chur
Herzliche Gratulation zum Titel und einer hervorragenden persönlichen Leistung!
Danke, es lief mir heute wirklich recht gut. Ich war anfangs der Playoffs in einem „offensiven Tief“, dann lief es wieder etwas besser. Und heute hatte ich das Glück, im richtigen Moment am richtigen Ort zu stehen.
Der Treffer in der Overtime war sicher das wichtigste Tor deiner Karriere?
Auf jeden Fall das einfachste, und vermutlich auch das Wichtigste. Ich weiss nicht genau, wie der Ball überhaupt bis zu mir gekommen ist – aber plötzlich lag er vor mir und ich musste ihn nur noch einschieben. Plötzlich wurde es ganz ruhig in der Halle, ich war ziemlich verwirrt... Aber dann habe ich realisiert, dass wir Meister sind.
Der wievielte Titel war das für dich eigentlich?
Der vierte... oder der fünfte? Der fünfte, glaube ich... Diesen werde ich in besonderer Erinnerung behalten, da ich jetzt definitiv aufhöre. Einen schöneren Abschluss kann es natürlich nicht geben, ich bin total glücklich. Die Atmosphäre in dieser Halle hier war genial.
Und jetzt zeigst du den Jungen im Team noch, wie man einen Meistertitel so richtig feiert?
Auf jeden Fall...
Andrea Darms, Sportchef Rot-Weiss Chur
(Er wollte, als Routinier bezüglich Meisterfeiern, grad den Pokal in die sichere Garderobe bringen, Marcel Kaltenbrunner reisst ihm den Pott aber schon wieder aus den Händen…)
„Ich hätte das nie erwartet. Nach den Abgängen von D’Intino und Brägger schon gar nicht. Die Mannschaft hatte weder vom Vorstand noch von aussen irgendwelchen Druck – vielleicht hat es gerade deshalb geklappt.“
Christoph Hofbauer, Stürmer Wiler-Ersigen
Wie gross ist die Enttäuschung?
Natürlich riesig. Wir haben gekämpft, nach dem Rückstand viel Charakter gezeigt, und plötzlich ist die Saison zu Ende. Wenn wir 7:2 verloren hätten, wäre es wohl einfacher. Aber so ist es brutal.
Ihr hattet heute mit Rot-Weiss viel Mühe, wurdet über weite Strecken ziemlich deutlich dominiert. Das war nicht so geplant, oder?
Wir spielen halt defensiver, dass Rot-Weiss mehr Spielanteile hat, ist normal. Wir haben uns aber etwas verunsichern lassen, weil Rot-Weiss den Ball tatsächlich immer sehr lange in den eigenen Reihen hatte. Wir haben im Schlussdrittel gesehen, dass die Bündner auch nicht so sicher sind, wie sie wirken, wenn man sie unter Druck setzt.
Im Spiel von Wiler haben vor allem die Abschlüsse gefehlt. Wolf musste nicht viele Bälle halten...
Sagen wir es mal so: Wolf hat bei einigen Toren recht unglücklich ausgesehen... Es ist aber nicht so leicht, den Ball gefährlich auf sein Tor zu bringen, weil die Verteidiger vor ihm unglaublich gut blocken. Da haben wir zum Teil zu wenig Geduld gehabt, um auf die richtige Abschlussposition zu warten.
Ist es für dich ein kleiner Trost, dass du nächste Saison wieder mit deinem Bruder zusammen spielen kannst?
Die nächste Saison ist natürlich noch weit weg im Moment. Aber selbstverständlich freue ich mich darauf. Wiler wird erneut eine starke Mannschaft stellen, und wir werden wieder versuchen, Meister zu werden.
Björn Söderberg, Trainer Wiler-Ersigen
Es hat nicht ganz gereicht, die Saison ist zu Ende. Wie sieht es in dir aus?
Im Moment ist da einfach eine grosse Leere. So zu verlieren ist tragisch.
Bist du auch der Meinung, dass Rot-Weiss verdient Meister geworden ist?
Sie haben uns in der Serie 3:1 geschlagen, also ja. Sie waren sicher abgeklärter als wir. Und Rot-Weiss besass mindestens zwei Linien, die offensiv Wirkung erzielen konnten, bei uns war es praktisch nur eine. Das hat wohl den Unterschied ausgemacht.
Was wirst du jetzt dem Team noch sagen, bevor du Wiler in Richtung Innerschweiz verlässt?
Ich werde mich sicher noch einmal bei allen bedanken. Es gibt hier einige Leute, die alles für den Verein tun, das ist sehr speziell. Ich hatte hier vier sehr schöne Jahre.
Was wirst du am meisten vermissen?
Die Heimspiele in der Sporthalle Zuchwil. Das ist für jeden Spieler und Trainer etwas sehr besonderes.