03.
2021
Tigers zeigen Krallen
Floorball Köniz führt in der Derby-Serie gegen die Unihockey Tigers zwar mit 2:1, die Emmentaler machen den Berner Vorstädtern aber mit ihren kämpferischen Qualitäten das Leben schwerer, als ihnen lieb ist.
Es bricht ein grosser Jubelschrei durch die Sporthalle Weissenstein. Als wäre die Halle mit mindesten 500 Zuschauern gefüllt. Soeben hat Marc-Oliver Gerber in Spiel 2 des Playoff-Viertelfinals zwischen Floorball Köniz und den Unihockey Tigers in der Verlängerung den entscheidenden Treffer für die Gäste erzielt. Die Serie steht 1:1. Der Jubel ist sinnbildlich für die Energie, die die Tigers auf die Ausscheidungsspiele hin aufgebaut haben. Jeder geblockte Schuss wird von der Bank frenetisch gefeiert. Als Zuschauer geht plötzlich vergessen, dass die Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.
Schön spielen geht nicht
Spiel 1 nimmt in der Espace-Arena in Biglen noch einen „normalen" Verlauf. Köniz ist spielerisch die bessere Mannschaft und verfügt über die besseren Einzelspieler. Nach 43 Minuten führen sie vorentscheidend mit 5:1, die Tigers wachen zu spät auf. Gut möglich, dass dieser Sieg bei den Könizern zu einer gewissen Selbstzufriedenheit führte - erst recht, als sie tags darauf nach 20 Minuten ohne allzu grossen Aufwand mit 3:1 führen. Zwei Tore von Kevin Kropf entfachen beim Team von Mathias Gafner ein Feuer. Zwei weitere Male holen die Tigers einen Rückstand auf und gewinnen am Ende. Es ist ein mit emmentalischen Tugenden erkämpfter Sieg.
„Wir wollten die Partie spielerisch entscheiden. Aber das geht gegen die Tigers nicht. Da muss man kämpfen, beissen und kratzen", sagt Köniz' Manuel Engel nach dem besagten Spiel. Der Nationalspieler sollte es ja wissen, wurde er doch in der Tigers-Abteilung gross. Die Worte des ehemaligen SSL-Söldners fanden bei seinen Kollegen offensichtlich Gehör. Drei Tage nach dem Ausgleich in der Serie, war Köniz bereit, den Kampf und das wilde Spiel des Gegners anzunehmen. Die Mannschaft von Jyri Korsman gewann deutlich mehr Zweikämpfe als noch im vorangegangenen Vergleich, musste aber ab der 29. Minute einem Rückstand hinterherrennen. Und mit jeder vergebenen Chance wurde der Eindruck erweckt, dass das Tigers-Tor kleiner und kleiner wird. Es hätte ein typisches Spiel werden können, in dem das zurückliegende Team immer verzweifelter agiert und im Übermut in gefährliche Konter läuft.
Korsmas Glücksgriff
Ganze 25 Minuten ging das so, bis ein kleiner aber feiner Coaching-Schachzug die (schnelle) Wende erbrachte. Kormsan nahm das in der Qualifkation so gut harmonierende Duo mit Manuel Maurer und Manuel Engel - die Linie verzeichnete an diesem Abend eine Minus-Bilanz - auseinander. Und schon drehten die Berner Vorstädter mit drei Toren innert zwei Minuten kurzerhand die Partie. Trotzdem verläuft die Serie ausgeglichener, als angenommen. Dies weil Köniz einerseits Anlaufschwierigkeiten hatte, den Kampfmodus zu finden und andererseits die Mehrheit der Topspieler noch nicht auf dem höchsten Niveau spielt. „Erst wenn bei uns das Energielevel stimmt, sollten wir über taktische Sachen sprechen", meint Oliver Schmocker, der den wichtigen vierten Könizer-Treffer erzielte. „Und wir müssen unsere Chancen besser verwerten."
Die Tigers müssen sich dagegen bis jetzt nicht viel vorwerfen lassen. Nachdem sie zum Jahresbeginn nicht mehr viele Spiele gewannen und erst auf dem letzten Drücker den Weg in die Playoffs fanden, konnten sie eine Schippe drauflegen. Viele Spieler agieren mindestens auf, wenn nicht sogar über ihren Verhältnissen. Bestes Beispiel dafür ist Marc-Oliver Gerber, der im Viertelfinal richtiggehend aufblüht und fast so viel Skorerpunkte erzielt, wie während der ganzen Qualifikation. Ärgern dürfte die Emmentaler einzig, dass sie nach der Führung im erwähnten Mittwochs-Spiel etwas zu passiv spielten und nicht vehementer einen weiteren Torerfolg suchten. „Leider gelang es uns noch nicht, uns einmal mit mehreren Toren abzusetzen. In solchen Situationen müssen wir cleverer agieren", fasst Luca Steiner nach der Partie in Köniz zusammen.
Die Intensität in der Berner-Serie ist bis jetzt sehr hoch, die Zweikämpfe werden hart geführt und die Spiele gingen stets eng aus. Köniz ist weiterhin der Favorit, doch die Tigers wehren sich mit Händen und Füssen. Für sie gilt es nun, am Wochenende mindestens eines der beiden Spiele zu gewinnen, um die Serie um eine Woche verlängern zu können - anhand des bisher gebotenen Spektakels und der spürbaren Spannung würde dies wohl nicht nur die Berner Unihockey-Fans freuen.