04.
2003
Tops, Flops und Stimmen zum ersten Finalspiel
Tops
Marcel Kaltenbrunner
Übersicht, Spielintelligenz und Zweikampfverhalten sind Weltklasse! Wurde nach dem kurzen Ausfall von Tom Engel auch als Stürmer eingesetzt. Jeder Trainer kann sich glücklich schätzen, einen solchen Spieler in seinen Reihen zu haben.
Marc Mühlethaler
Sein zweiter Overtime-Treffer in diesen Playoffs!
Reto Ryffel
Ein fast unüberwindliches Bollwerk im Kasten Wilers
Die jungen Wilden
Hofbauer, Gerber und Keller wirbelten Rot-Weiss durcheinander
Zweikampf-Verhalten Rot-Weiss Chur
Ein Lehrbeispiel für harten aber fairen Körpereinsatz. Reto Weber könnte ein Lehr-Video herausgeben.
Event-Organisation Rot-Weiss
Gelungene 10-minütige Video-Präsentation auf Grossleinwand vor dem Spiel
Flops
Die Banden
Tom Engel prallte in die Kante eines losen Bandenelementes und hatte Glück, lediglich eine dunkelrote Prellung auf der Brust davon getragen zu haben. Zehn Zentimeter weiter oben befindet sich der Kehlkopf – nicht auszudenken, was hätte passieren können! Bezüglich dieses Spielmaterials muss man beim Verband (und bei den Herstellern) dringend über die Bücher – einerseits geht es um den Spielfluss, andererseits um die Gesundheit der Spieler. Weder die Variante Chur (Bandenelemente lösen sich bei der geringsten Berührung) noch die Variante Winterthur (Banden fallen mehrmals pro Spiel domino-artig um) lassen Unihockey in einem professionellen Licht erscheinen.
Event-Organisation Rot-Weiss
Wer bei Beginn der Video-Präsentation seinen Platz noch nicht gefunden hatte, musste in der stockdunklen Halle warten, bis das Licht wieder anging...
Stimmen zum Spiel
Manfred Flühmann, Präsident SV Wiler-Ersigen
Wie lautet Ihr Kommentar zum Spiel?
Im ersten Drittel mussten wir sehr unten durch, da war Rot-Weiss klar besser. Wir haben uns aber gefangen und am Schluss war es natürlich wie erwartet sehr knapp. Für das Team ist so ein Auftakt natürlich eine Bombe, nachdem wir hier schon so oft verloren haben.
Was bedeutet dieser Sieg fürs morgige Heimspiel?
Es wird sicher auch da wieder knapp. Ich hoffe, dass wir in der ausverkauften Halle am Schluss wieder die Nase vorne haben.
Was bedeuten eigentlich die Playoffs für Wiler aus finanzieller Sicht? Muss man sich schon fast zwangsläufig dafür qualifizieren?
Nein, wir budgetieren immer ohne Playoffs. Alles, was wir da einnehmen, ist einfach extra.
Ist diese Finalqualifikation und der erste Sieg gegen Rot-Weiss auch bereits eine Bestätigung der Wiler-Philosophie, die Schweizer Spieler zu entschädigen, damit sie ihr Arbeitspensum reduzieren können?
Wir haben letztes Jahr damit angefangen und das bewährt sich sicher. Die Erfolge sind aber sicher Ausdruck einer seriösen Arbeit im Bereich Jugendförderung. Da haben wir in den letzten Jahren sehr gut gearbeitet, so etwas zahlt sich nicht von heute auf morgen aus.
Noch ein Wort zum Abstieg von Basel Magic. Was sagen Sie dazu?
Wenn man sieht, wie sportfreundlich Basel ist und wie begeisterungsfähig das Publikum in dieser Stadt sein kann, ist es sicher schade, dass dieser Verein aus der NLA verschwindet. Aber auch WaSa kann diese Elemente in die NLA einbringen, wenn die Euphorie anhält.
Marc Mühlethaler, Stürmer Wiler
Schon wieder ein Treffer in der Overtime – du scheinst ein Spezialist für solche Toren zu sein...
Ich bin sicher mit einem guten Gefühl in die Verlängerung gegangen, nachdem ich gegen Rychenberg schon getroffen habe. Spezialist kann man wohl nicht sagen... Im Final und in Chur ist so ein Treffer natürlich noch schöner.
Wie hast du die Szene denn erlebt?
Ich bin auf Roger Gerber zugelaufen, einen starken Verteidiger. Da dachte ich, dass ich bei einem Dribbling nur verlieren kann – wenn ich schiesse, mache ich sicher nichts falsch. Und der Schuss hat halt genau gepasst.
Othmar Schärli, Verteidiger Wiler
Wie hast du die rund 70 Minuten nach deiner 4-wöchigen verletzungsbedingten Absenz überstanden?
In der Verteidigung lief es recht gut, da hatte ich keine Probleme. In der Offensive fehlte mir noch die Sicherheit aufgrund der mangelnden Spielpraxis. Aber das ist wohl normal.
Wiler ist im ersten Drittel fast erdrückt worden. Ich nehme nicht an, dass ihr absichtlich so weit hinten gestanden seid und fast keine Konter gefahren habt.
Richtig, wir zeigten am Anfang viel zu viel Respekt, die Überzeugung in die eigenen Möglichkeiten und Stärken hat gefehlt. Es war aber wichtig, dass wir zu jeder Zeit die Geduld behalten haben. Sowohl im ersten Drittel, als auch am Schluss, als Rot-Weiss zum 2:2 ausgleichen konnte.
Es wird wohl auch morgen kein Torfestival geben, oder?
Kaum, wir sehen zwei ausgeglichene Teams, welche beide in der Defensive sehr wenig Fehler machen. Ich gehe davon aus, dass alle Spiele sehr eng sein werden.
War dieser Sieg mehr als nur ein Sieg? Habt ihr den psychologischen Vorteil nun auf eurer Seite?
Es ist ganz wichtig, dass wir uns jetzt zwei Stunden lang über diesen Sieg freuen, dann aber sofort wieder abschalten und uns auf die nächsten Spiele konzentrieren. Einsatz für Einsatz, Spiel für Spiel – nur so geht es.
Du als langjähriger WaSa-Spieler freust dich sicher über den Aufstieg deines ehemaligen Vereins...
Ja sicher, ich gratuliere WaSa von Herzen – sie haben es verdient. Das müsste dem Unihockey in der Ostschweiz noch zusätzlichen Aufschwung verleihen.
Roger Gerber, Verteidiger Rot-Weiss
War Wiler heute der verdiente Sieger?
Wir waren sicher über weite Strecken die aktivere Mannschaft, aber Wiler hat mehr Tore geschossen und nur das zählt. Wir haben blöde Tore bekommen...
Inwiefern blöd?
Aus meiner Sicht waren die Aktionen Wilers nicht zwingend – die ersten beiden Treffer entsprangen Situationen im Slot, die so nicht sein dürften. Andererseits haben wir es verpasst, selber mehr Treffer zu erzielen.
Was müsst ihr denn noch verbessern?
Wir haben sicher gut gespielt, es geht nur um Nuancen. Zum Beispiel müssen wir in der Offensive schneller spielen, mehr Zug zum Tor entwickeln und für mehr Verkehr vor Ryffel sorgen. So sind auch unsere beiden Tore entstanden.
Markus Wolf, Trainer Rot-Weiss
Was hat den Ausschlag zugunsten von Wiler gegeben?
Wir haben zwei gute Teams gesehen, die beide sehr wenig Fehler gemacht haben. Am Schluss hat Wiler ein Tor mehr geschossen, so banal es auch klingt.
Hast du Wiler so erwartet?
Nach dem Halbfinal haben wir sicher nicht erwartet, dass sie hier ein Offensiv-Spekakel abziehen. Wir wussten, dass sie defensiv kompakt stehen und auf Konter lauern würden.
Besonders die zweite Linie hat euch das Leben schwer gemacht. Planst du Änderungen im Coaching, damit sich ein anderer Block um die „jungen Wilden“ kümmert?
Mit den zwei anderen Formationen hatten wir Wiler ja im Griff, darum haben wir heute während dem Spiel nichts verändert. Ich werde mir das Spiel jetzt noch einmal auf Video anschauen und mir dann überlegen, ob wir im Coaching etwas ändern wollen. Die Erkenntnisse dieser Videoanalyse wird der Trainerstab morgen der Mannschaft mitteilen. Ich bin zuversichtlich, dass das Team diese Inputs gut wird umsetzen können.
Falls Wiler morgen noch einmal gewinnt, steht ihr am nächsten Donnerstag schon gewaltig unter Druck...
Das erste Spiel ist immer wichtig – dennoch gehe ich nicht davon aus, dass Wiler morgen noch einmal gewinnt.
Marcel Kaltenbrunner, Verteidiger und Stürmer Rot-Weiss
Herzliche Gratulation zu deiner Leistung, auch wenn es zum Sieg nicht gereicht hat. Du scheinst bombenmässig in Form zu sein...
Danke, ich fühle mich tatsächlich gut. Und auch wirklich 100%-ig fit, was in den letzten Jahren ja nicht oft der Fall war.
Auch mein Auslandaufenthalt anfangs Saison hat mir sehr gut getan.
Du hast während dem Spiel kurz auch die Position von Tom Engel eingenommen – was gefällt dir denn nun besser, das Verteidigen oder das Stürmen?
Es hat mir frischen Wind gegeben, vom Sturm in die Verteidigung zu wechseln. Der Spielaufbau gefällt mir sehr. Aber als ich dann kurz vorne gespielt habe, fühlte ich mich auch sofort wieder wohl. Dass ich flexibel einsetzbar bin, macht es sowohl für mich interessanter als auch für den Trainer.
Woran hat es heute gelegen?
Zum einen müssen wir in der Offensive zulegen und etwas mehr wagen. Wenn wir an Ryffel vorbei kommen wollen, müssen wir ihn mehr beschäftigen und mehr Verkehr vor seinem Tor erzeugen. Er war heute ein sehr wichtiger Faktor zugunsten Wilers. Die Verteidiger waren am Anfang sehr nervös und unsicher, aber mit seiner Ruhe und Sicherheit hat er sie alle aufgebaut.